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SchülerVZ war 2007 als Schwesterplattform zu StudiVZ gegründet worden. Vor anderthalb Jahren nutzen noch 1,5 Millionen Mitglieder den Dienst, inzwischen sind es nur noch 200 000.

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Update

Ausgegruschelt: SchülerVZ wird Ende April abgeschaltet

Zum 30. April wird SchülerVZ geschlossen, teilte die Betreibergesellschaft mit. Im Wettbewerb mit Facebook galt gerade diese Plattform mit ihrem hohen Datenschutz-Level als aussichtsreich. Die VZ-Gruppe will sich nun in eine andere Richtung weiterentwickeln.

Für die Online-Plattform SchülerVZ hat es sich ausgegruschelt. Sechs Jahre nach dem Start des Netzwerkes für Menschen im Alter zwischen zehn und 21 Jahren teilte der Betreiber das Aus mit knappen Wort mit. „Wir machen’s kurz: Es ist vorbei. schülerVZ wird am 30. April 2013 geschlossen.“ Die Plattform gehörte neben StudiVZ und MeinVZ zu den VZ-Netzwerken, die Mitte 2012 vom Digitalableger des Holtzbrinck-Verlages an die Investmentgesellschaft Vert Capital verkauft wurden. Die VZ-Gruppe war lange Zeit der stärkste Konkurrent von Facebook in Deutschland. Aktuell soll SchülerVZ noch 200 000 Nutzer haben, vor anderthalb Jahren waren es noch fünf Millionen Mitglieder. Zu den Gründen für die Einstellung wurden vom Betreiber keine Angaben gemacht. Dabei sah gerade die Perspektive von SchülerVZ weniger düster aus als bei den Schwesterplattformen StudiVZ und MeinVZ. Als Plattform speziell für jüngere Internet-Nutzer wurde besonders bei SchülerVZ großer Wert darauf gelegt, über die gesetzlichen Vorgaben hinaus auf den Schutz der Daten der größtenteils minderjährigen Mitglieder zu achten. So war es nicht möglich, aus dem Internet heraus auf die Profile zuzugreifen. Da bei SchülerVZ allerdings zugleich auf Werbung verzichtet wurde, fehlten die Möglichkeiten mit dieser Plattform Geld zu verdienen. Die Zahl der Mitglieder auf StudiVZ und MeinVZ ist seit Dezember von 1,5 auf 1,2 Millionen gefallen, hatte VZ-Chef Joseph Nejman Ende März bekannt gegeben. Die Zahlen basieren auf Unternehmensangaben, eine IVW-Prüfung gab es nicht. In Hochzeiten hatte die VZ-Gruppe zusammen 16 Millionen Mitglieder. Drastisch geschrumpft ist auch die Mitarbeiterschaft. Die Zahl der Beschäftigten sank von 200 in der Spitze auf nun zwölf. Facebook hatte seine deutsche Seite im Jahr 2008 gestartet. Die Nutzer von SchülerVZ werden aufgefordert, zu den Schwesterangeboten StudiVZ und MeinVZ oder zum neu gestarteten Dienst VZ Fotobuch zu wechseln. Vor allem auf dem Fotodienst liegen offenbar die Hoffnungen der Gruppe. Die neue Plattform war Ende März gestartet. Zuvor war es nicht möglich, aus MeinVZ und StudiVZ heraus Bilder mit Menschen außer der Netzwerke zu teilen. Ein weiteres Novum: In das VZ Fotobuch kann man sich wahlweise mit seinen VZ-Zugangsdaten oder mit seinem Facebook-Konto anmelden. Möglich machte dies der neue VZ-Chef. Joseph Nejman hatte zuvor für Google und den Social-Media-Stab von Britney Spears gearbeitet. Mit neuen Apps und Funktionen will er den Negativtrend umkehren. Sein Ziel: die Zahl der Mitglieder im Sommer auf 1,5 bis zwei Millionen ausbauen. Das Portal SchülerVZ wird hingegen Ende April komplett geschlossen. Alle Inhalte und Daten würden vollständig und unwiederbringlich gelöscht, heißt es in der Mitteilung weiter. Sämtliche Bilder, Nachrichten, Links, Pinnwandeinträge und andere Daten werden danach entfernt. SchülerVZ zufolge können die Daten bis dahin aber gesichert werden. Wie stark die Dominanz der US-Netzwerke den deutschen Konkurrenten zusetzt, hatte sich zuletzt im Dezember 2012 gezeigt, als die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung, kurz AGOF, ihre jüngsten Zahlen präsentierte. In den Statistiken für Oktober 2012 kamen die drei VZ-Netzwerke auf zusammen zwei Millionen Mitglieder und lagen damit nur noch auf Platz 107 des AGOF-Rankings. Besser sah es für den Wettbewerber Wer-kennt-wen.de aus. Mit rund fünf Millionen Nutzern lag die RTL-Beteiligung trotz sinkender Mitgliedszahlen immer noch auf Platz 59. Allerdings halbierte sich die Zahl der abgerufenen Seiten. Wer-kenn-wen konzentriert sich auf regionale und lokale Inhalte rund um den Alltag und ist besonders im Südwesten der Bundesrepublik stark vertreten. Für das zu ProSiebenSat1 gehörende Netzwerk Die Lokalisten sah es hingegen deutlich schlechter aus. Mit 420 000 Nutzern belegte es zuletzt nur noch Platz 346. Angaben zur weiteren Entwicklung gibt es nicht. Anfragen bei den Lokalisten blieben am Dienstag unbeantwortet, auch das Business-Netzwerk Xing reagierte nicht. Dabei stellt gerade das deutsche Business-Netzwerk Xing, das inzwischen mehrheitlich zur Burda-Gruppe gehört, eine Ausnahme dar. Das Netzwerk hat seine Reichweite gegen den Trend sogar weiter ausbauen können. Die Besuche der Webseite, die der beruflichen Kontaktpflege dient, stiegen von 23,9 Millionen Visits im April 2012 auf 26,5 Millionen im März dieses Jahres. Für Xing heißt der Herausforderer allerdings auch weniger Facebook als vielmehr LinkedIn. Das US-Business-Netzwerk ist im Mai vergangenen Jahres an die Börse gegangen und versucht ebenfalls, nach Deutschland zu expandieren – bislang jedoch mit mäßigem Erfolg. Aber auch bei StudiVZ glaubte man lange Zeit, dem mächtigen US-Netzwerk Facebook auf Dauer Paroli bieten zu können.

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