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BBC: Gebührenfunk am Ende

Der BBC steht ein neues Finanzierungsmodell ins Haus: Die Briten sollen freiwillig per Abo bezahlen.

Die BBC hat einen Bericht der „Sunday Times“ korrigiert, wonach sie freiwillig auf Rundfunkgebühren verzichten und sich stattdessen per freiwilliger Subskription finanzieren wolle. Ein wirkliches Dementi war es aber nicht. Die „Sunday Times“ hatte berichtet, der Vorschlag sei vom Gremium ausgearbeitet worden, das vom Sender selbst berufen wurde, um über die Zukunftsfähigkeit der öffentlich-rechtlichen Anstalten zu befinden. Nach dem Vorschlag soll das neue Finanzierungsmodell 2020 greifen. Die BBC wies darauf hin, sie werde um eine automatische Verbindung der zur Zeit „eingefrorenen“ Gebühren, derzeit 145,50 Pfund (175 Euro), mit der Inflationsrate kämpfen. In Deutschland muss jeder Beitragszahler pro Jahr 215 Euro aufbringen.

2016 ist eine neue „Royal Charta“ fällig, die Rechtsgrundlage der BBC, die alle zehn Jahre neu mit der Regierung verhandelt wird. Aber was 2020 passiert, steht auf einem anderen Blatt. Der Bericht der „Sunday Times“ ist dabei nicht unparteiisch. Die Murdoch- Zeitung ist seit langem ein Vorkämpfer gegen die ihrer Meinung nach wettbewerbsverzerrende „Zwangssteuer“ – wobei sie meist über das Werbeverbot für die BBC hinweggeht, das die kommerziellen (Pay-TV-)Sender schützt. Aber die Debatte wird heftiger, je zahlreicher die Entertainment-Kanäle in den Haushalten werden und je weniger jüngere Konsumenten das „normale“ Fernsehen nutzen. Auch andere Zeitungen stießen in das Horn. „Es ist klar, dass die traditionelle Weise, wie die BBC seit 1922 finanziert wird, ihrem Ende entgegengeht“, kommentierte der „Daily Telegraph“.

Ein Indiz, wie der Wind weht, ist der Plan der Regierung, das Nicht-Bezahlen der Rundfunkgebühr zu „entkriminalisieren“ und von einem Strafvergehen zu einem zivilrechtlichen Verstoß abzuwerten. Das wird der BBC den Einzug der Gebühren erschweren. 180 000 solche Fälle kamen 2013 vor britische Magistratsgerichte – zwölf Prozent aller dort verhandelten Fälle, bei denen es 155 000 Verurteilungen gab – in 70 Fällen sogar Gefängnis. Über fünf Prozent Schwarzseher gibt es nach unabhängigen Schätzungen. Jedes Prozent mehr bedeutet einen Ausfall von 35 Millionen Pfund im 3,5 Milliarden- Budget der BBC. Nach Ansicht des früheren Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums BBC Trust, Gavyn Davies, würden 70 Prozent der Briten eine freiwillige BBC-Subskription bezahlen.

BBC-Generaldirektor Tony Hall selbst hat einen Strategiewechsel bereits durch die Aufwertung des BBC-Streaming-Portals „Iplayer“ eingeleitet. Ein Schock war sein Plan, den Jugend-Kanal BBC Three von 2016 an nur noch online auszustrahlen. Aber der Wechsel vom On-Air- zum Online-Angebot, für das möglicherweise Zusatzgebühren eingeführt werden, scheint vorgezeichnet. Dazu zwingen nicht nur sich verändernde Sehgewohnheiten, sondern die Finanzen. Mit dem Versuch, in einer fragmentierten Medienwelt für alle Gebührenzahler relevant zu bleiben, hat sich die BBC finanziell übernommen.

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