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Der Hamburger Verlag Gruner + Jahr will seine Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" einstellen.

© dapd

Bericht auf der Homepage: „FTD“ meldet eigenes Aus

Auf ihrer eigenen Website berichtet die "Financial Times Deutschland" am Mittwoch über ihre Einstellung. Von den Lesern bekommt die Wirtschaftszeitung derweil viel Zuspruch - doch die vermeintlichen Liebesbekundungen kommen offensichtlich zu spät.

Ganz so schnell, wie der „Guardian“ vermutete, kommt das Ende dann doch nicht. Die Mittwochsausgabe der „Financial Times Deutschland“ (FTD) könnte die letzte sein, hatte die britische Zeitung spekuliert. Doch in Hamburg wurde wie gehabt produziert. „Solange es uns gibt, machen wir gewohnt weiter“, twitterte der Brüsseler Büroleiter der Gruner + Jahr-Wirtschaftsmedien, Peter Ehrlich.

Doch das Ende der „FTD“ ist besiegelt. Am Mittwoch meldete die Wirtschaftszeitung auf ihrer eigenen Website: „Die ,Financial Times Deutschland‘ steht vor der Einstellung“, nachdem am Dienstag bekannt geworden war, dass sich der Verlag Gruner + Jahr (G+J) aus wirtschaftlichen Gründen von fast all seinen Wirtschaftsmedien trennen will: Die „FTD“ soll eingestellt, die Magazine „Börse Online“ und „Impulse“ sollen verkauft werden. Nur den Monatstitel „Capital“ will der Verlag behalten. Dieser Beschluss des Vorstands sollte am Mittwoch vom G+J-Aufsichtsrat abgesegnet werden.

Bis zur endgültigen Einstellung würden der „FTD“ noch ein paar Tage, womöglich zwei Wochen bleiben, hoffte Peter Ehrlich auf Twitter. Spätestens nach dem 30. November dürfte das Ende nah sein. Dann tagt der Aufsichtsrat von Bertelsmann – mit 74,9 Prozent Mehrheitsgesellschafter von Gruner + Jahr –, der noch der Entscheidung des G+J-Aufsichtsrats vom Mittwoch zustimmen muss.

„Jetzt warten wir die Entscheidung unserer Verlagsführung ab. Dann blicken wir nach vorn“, schrieb die „FTD“ weiter auf ihrer Website und bedankte sich für die zahlreichen Leserbriefe, die die Redaktion in den vergangenen Tagen erreicht hatte. Nachzulesen sind die Reaktionen ebenfalls auf der Homepage – sie kommen einem regelrechten „Lovestorm“ gleich: Viele Leser bedauern in ihren Briefen das Aus, „bitte weitermachen“ fordern sie und versichern, mehr Geld für die „FTD“ zahlen zu wollen, wenn damit das Überleben der Zeitung gesichert werden kann. Im Berliner Büro brachte eine Leserin sogar Kuchen zur Aufmunterung vorbei.

Doch von dieser vermeintlich großen Liebe der Leser hat die „FTD“ zuletzt wenig zu spüren bekommen. Mit rund 3000 Verkäufen am Kiosk und 42 000 Abonnements haben im dritten Quartal 2012 so wenige Leute zur „FTD“ gegriffen, wie seit dem Start 2000 nicht mehr, rechnete der Branchendienst Meedia aus. Insgesamt liegt die verkaufte Auflage der „FTD“ bei rund 102 000 verkauften Exemplaren. Seit ihrer Gründung soll die sie Verluste von mehr als 250 Millionen Euro gemacht haben. Sonja Pohlmann

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