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Femen-Protestaktion in Berlin

© dpa

Update

Cicero offline: Facebook will keine Nacktheit - auch nicht von Femen

Hat Facebook ein Problem mit Femen-Protestaktionen? Ein Text pro Abtreibung, der mit einem dpa-Foto von halbnackten Demonstrantinnen illustriert war, sorgte auf der Facebook-Seite von "Cicero" für Ärger.

Von Matthias Meisner

Nutzer der Facebook-Seite von Cicero Online haben am Mittwoch etwa einer Viertelstunde lang keinen Zugang gehabt. Die Webseite des Magazins wurde im Zusammenhang mit einem Artikel, der ein Recht auf Abtreibung für alle Frauen einfordert, vom Netz genommen, wie ein Sprecher von Facebook Deutschland erklärte. Facebook hatte zuvor den Link zu dem Text in der Cicero-Online-Timeline gelöscht.

Zur Begründung hieß es, der Seitenbetreiber habe gegen die „Facebook Community Standards“ verstoßen. Hasserfüllte, drohende oder obszöne Inhalte seien nicht erlaubt, noch Inhalte, die Individuen oder eine Gruppe attackierten. Ein wiederholter Verstoß gegen Facebooks Richtlinien könne zur Sperrung des Accounts führen. Die Redaktion verzichtete schließlich auf den Post. Im Internet selbst war der Text durchgängig abrufbar.

Der Artikel „Abtreibung ist ein Frauenrecht“ war zunächst auf der Meinungsseite des Tagesspiegels erschienen - die beiden Redaktionen kooperieren. Autorin Andrea Dernbach beklagt darin, dass hilfebedürftigen Frauen auch in vielen Gegenden Deutschlands ein Schwangerschaftsabbruch verweigert werde. Cicero hatte den Artikel bebildert mit einem dpa-Foto von Femen-Aktivisten bei einer Protestaktion im September vergangenen Jahres vor dem Reichstagsgebäude. Mit Slogans wie „Gott ist tot“ oder „Mein Körper, mein Recht“ auf ihre nackten Oberkörpern protestieren sie damals in Berlin für ein Recht auf Abtreibung.

Die "Cicero"-Redaktion zeigte sich "geschockt" über das Vorgehen von Facebook. Chefredakteur Christoph Schwennicke sagte dem Tagesspiegel: "Ich verstehe überhaupt nicht, wieso Facebook so einen Aufstand macht. Wir wollen uns nicht von Facebook in unsere redaktionellen Belange hineinregieren lassen." Schwennicke sagte, er könne weder an dem Meinungsstück von Andrea Dernbach noch an der Bebilderung etwas Anstößiges finden. "Wir haben einen respektablen, scharfen und deutlichen Kommentar plakativ bebildert - mit einem Foto von einer Aktion, bei der junge Frauen für das Recht auf Abtreibung demonstrieren. Nichts anderes fordert auch die Autorin."

Der Facebook-Sprecher sagte dem Tagesspiegel, Grund für die Beanstandung sei das von der Redaktion ausgewählte Foto mit der Femen-Protestaktion gewesen. Man habe den Post "wegen Nacktheit" heruntergenommen. Diese dürfe in dem Netzwerk grundsätzlich nicht gezeigt werden. "Mit dem Text hatte das nichts zu tun." Der Facebook-Sprecher ergänzte, die Organisation Femen International sei "so schlau", auf ihrer Facebook-Seite die Bilder an entscheidenden Stellen so zu verpixeln, dass es keine Probleme gebe.

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