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Wird bald rundum renoviert: die Tagesschau.

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Update

Das "Ta ta ta taaaa" bleibt: Neue alte Fanfare

Die "Tagesschau" erneuert ihre Erkennungsfanfare. Die charakteristische Grundmelodie wird nicht abgeschafft, sagte ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke, sie wird aber überarbeitet.

Erst macht es „Gong“. Dann sagt eine Stimme: „Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der ,Tagesschau‘.“ Dann ertönt: „ta-ta, ta ta ta taaa“. Dieses Intro wird es auch am 26. Dezember geben – jedoch in überarbeiteter Form. Denn die Melodie von Deutschlands meistgesehener Nachrichtensendung wird renoviert. Und nicht nur die, wie „Tagesschau-Chef“ Kai Gniffke am Dienstag sagte: „Die Erneuerung der Melodie ist Teil einer umfassenden Renovierung des ,Tagesschau’-Auftritts.“ Bis zum Jahresende soll die Entwicklung des neuen Designs, wozu auch die angepasste Titelmelodie gehöre, abgeschlossen sein.

Vor 60 Jahren, im Dezember 1952, hatte die „Tagesschau“ Premiere. Die Melodie mit der „Tagesschau“-Fanfare ertönte allerdings erstmals vier Jahre später. Sie stammt aus der „Hammond-Fantasie“ des Berliner Filmmusikers Hans Carste (1909–1971), die er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft schrieb. Der Jazzklarinettist Rudolf Kühn bearbeitete das Stück und ließ es von einem Rundfunkorchester für die „Tagesschau“ umsetzen. Der Arrangeur des neuen „Ohrwurms“ ist Henning Lohner, der für die in Los Angeles ansässige Firma Remote Control von Hans Zimmer tätig ist. Der in Frankfurt geborene Zimmer schrieb zahlreiche erfolgreiche Filmmusiken. 1995 erhielt er einen Oscar für Disneys „König der Löwen“, die „Fluch der Karibik“-Filme mit Johnny Depp hat er mit dem unverkennbaren, satten Sound versorgt, zu seinen jüngsten Werken gehört die Musik für die Batman-Produktion „The Dark Night Rises“. Ob er und seine Kollegen, die mehr für Bombast als für Piano-Töne stehen, prägnante Kürze können? Die jetzige „Tagesschau“-Melodie besteht lediglich aus sechs Noten: „ta-ta, ta ta ta taaa“. Überarbeitet wurde sie dreimal, 2005, 1997 und 1994. Jede Veränderung dieser „Nationalhymne“ ist ein sensibler Prozess. Doch für alle Marken gilt, dass sie sich regelmäßig fragen müssen, wie zeitgemäß sie noch sind. Die ARD handle deshalb richtig, sagte Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) der Deutschen Nachrichten-Agentur (dpa). „Musik ist heute noch wichtiger als vor 20 Jahren, deshalb ist die Überarbeitung der Melodie eine gute Idee.“ Doch die „Tagesschau“-Macher müssten diese Veränderung ihren Zuschauern schonend beibringen. „Die ,Tagesschau’-Melodie hat Markencharakter und ist bei den Menschen tief verwurzelt. Sie identifizieren damit im Fernsehen ein spezielles Angebot.“ Generell dürften Marken nicht radikal verändert werden. „Denn wenn Sie gewohnt sind, jeden Morgen im Schrank oben rechts die Kaffeetasse zu finden und die ist plötzlich nicht mehr an ihrer gewohnten Stelle, ist das ärgerlich und verwirrend“, gab Nickel als Beispiel. Kein Wunder, dass auch andere Klassiker kaum überarbeitet werden. Beispielsweise die Melodie des „Tatorts“. 1970 ist sie von Jazz-Musiker Klaus Doldinger komponiert und seither nur zweimal, 1978 und 2004, vorsichtig modifiziert worden. Und obwohl sich derzeit bei den „Tatort“-Teams einiges tut – in diesem Jahr wurden allein fünf neue Kommissare vorgestellt – soll die Melodie unverändert bleiben: „Der ,Tatort‘-Vorspann und Klaus Doldingers Musik sind Kult. Ich sehe keinen Grund, diese wunderbare Titelmelodie abzuschaffen, die ein zeitloser Klassiker geworden ist“, sagte Gebhard Henke, Leiter des Programmbereiches Fernsehfilm, Kino und Serie beim Westdeutschen Rundfunk. Keine Chance also für Neu-Kommissar Til Schweiger, der gar keine Abschaffung des ganzen „Tatort“-Vorspanns forderte. Der Sound des „Aktuellen Spot-Studios“ im ZDF ist sogar noch älter als der des „Tatorts“. 1963 wurde die Titelmusik „Up to date“ von Thomas Reich komponiert und mit der Big Band von Max Greger eingespielt. Mitte der 90er Jahre ist sie nach Angaben des ZDF zuletzt leicht verändert worden – und dabei soll es auch vorerst bleiben: „Eine neue Melodie für ,Das aktuelle Sport-Studio‘ zu komponieren ist derzeit kein Thema“, sagte ZDF-Sprecher Thomas Stange.

„RTL Aktuell“, seit 1984 Hauptnachrichtensendung im Privatprogramm, hat 1997 ihr heute gültiges Musik-Intro bekommen. Seitdem gab es nach Auskunft von RTL-Sprecher Matthias Bolhoefer „zeitgemäße Anpassungen“. Der Sender würde „alle vier, fünf Jahre den Look und damit auch das audiovisuelle Erscheinungsbild von ,RTL Aktuell’ überprüfen. Das letzte Feintuning habe vor zwei Jahren stattgefunden. Auch die ARD wird die „Tagesschau“-Fanfare nur leicht tunen lassen. Wie sie danach klingt, ist ab dem zweiten Weihnachtstag zu hören.

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