zum Hauptinhalt
ZDF-Moderatorin Maybrit Illner.

© dpa / picture alliance

Debatte um Rundfunkbeitrag: Der Neger und das Dschungelcamp

Die GEZ ist Geschichte. Seit Anfang des Jahres muss jeder Haushalt in Deutschland einen Rundfunkbeitrag entrichten. Das machte ZDF-Moderatorin Maybrit Illner gestern zum Thema in ihrer Sendung. Aber auch Gottschalk und das Dschungelcamp wurden diskutiert.

Die Gebühr ist der Neger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, ein unzeitgemäßer Name für allseits Akzeptiertes. Es musste ein neuer her. Jetzt zahlen wir Beiträge. Nicht nach Nutzung, sondern nach Haushalt. Würde die Presse nicht etwas Tamtam darum machen, die wenigsten hätten es bemerkt. Maybrit Illner hat daraus pflichtschuldig einen Talk gemacht, der erwartungsgemäß im Alleinverhör des ZDF-Intendanten Thomas Bellut mündete. Der saß da als milder Fernsehvater, erklärte ermüdungsfrei, warum das irgendwie nötig war und offenbarte nebenbei seine Perspektive auf die Gesellschaft: "Die Mehrheit ist damit einverstanden, allein schon weil sie nichts merkt."

Wahr gesprochen. Vielleicht ungewollt, hat er damit das gesamte Programm erklärt. Die Zuschauer sind einverstanden, weil sie nichts merken. Viele Millionen gucken die "Tagesschau", also ist die "Tagesschau"  gut, richtig und wichtig. Ob der durchschnittliche Betrachter nach ihrem Ende mehr als einen Beitrag memorieren kann, ist unerheblich. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein olympisches Spiel, bei dem die Teilnahme zählt. Gewonnen haben dann alle irgendwie.

Dass an diesem Abend über die Beiträge getalkt wurde, haben 2,2 Millionen überwiegend ältere Zuschauer gemerkt, von den 14- bis 49-Jährigen schauten gerade einmal 210.000 bei Illner rein.

So erscheint er paar Jahrzehnte nach seiner Einführung bereits als anthropologische Konstante. Nun schafft man es nicht mehr, Gewohnheiten zu reflektieren, auch in der Talkshow von Maybrit Illner nicht. Die Bellut-Kontrahenten aus dem Print-Lager hatten sich an den bekannten Fronten aufgestellt, Kosten, Qualität, Sportrechte. Abschaffen möchte den Staatsrundfunk niemand, aber doch bitte ein paar Korrekturen. Eine psychologische Tiefenbohrung hätte, wer weiß, womöglich direkt ins parallel laufende Dschungelcamp geführt. Oliver Pocher wies ein paar Mal ironisch darauf hin und belegte damit mal wieder, dass oft eben nur der Witz auf eine Ebene gelangt, die der Ernst erreichen sollte.

Am Schluss dann die Schleichwerbungsdebatte um Gottschalk und die Gummibärchen (Bellut, wieder ganz Vater, sagte: "Es war dann einfach zu viel"), die Werbedebatte im Ganzen ("Ohne die Einnahmen müssten wir das Programm verändern"  - wie es scheint, eine schreckliche Vorstellung) und eine tapfer fragende Moderatorin, die wissen wollte, warum die Umstellung nicht als Zäsur verkündet und mit ein paar Reformen begleitet wurde. Die wahre Antwort wäre auch hier gewesen, weil man wollte, dass niemand etwas merkt. Aber wer will das schon hören, man kommt dann nur ins Grübeln. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist, wenn man ausschaltet und keiner was gemerkt hat. Um kurz nach Elf war es soweit.

Zur Startseite