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Billiger. Kühe sind Grasfresser. Sie müssen aber Mais fressen. Foto: WDR

© WDR/Fortissimo Films

Von wegen Bio: Denn sie wissen nicht, …

… was sie essen: "Food, Inc." ist eine fulminante WDR-Doku über die Verflechtungen von Lebensmittelkonzernen und Staat, die Zuschauern den Appetit verderben kann.

Der kleine Kevin würde noch leben, hätten ihm nicht seine Eltern zum Abschluss eines glücklichen Familienurlaubs einen dicken Burger gekauft. In dem Fleischextrakt steckten Kolibakterien, die vor allem für Kinder gefährlich sind. Nach zwölf qualvollen Tagen im Krankenhaus war der Junge tot. Die Rückrufaktion des Herstellers kam viel zu spät. Acht Jahre später darf die Mutter nicht öffentlich erklären, dass der Konzern an Kevins Tod schuld sei. In dem Fall müsste sie mit einer Verleumdungsklage rechnen.

Amerikas mächtige Lebensmittelkonzerne haben sich mit zahlreichen Verordnungen gegen Kritik gut abgeschottet. Sie wollen gar nicht, lautet eine These von Robert Kenners fulminantem Dokumentarfilm „Food, Inc.“, dass die Kunden wissen, was sie auf dem Teller haben. Natürlich bleibt ihnen auch der Blick in den brodelnden Pansen einer Kuh erspart, die statt Gras mit Mais gefüttert wird – zur Freude der Maisproduzenten, die fast alle Fäden der Nahrungsmittelindustrie in den USA in der Hand halten.

Wer so mit Tieren umgeht, verachtet auch die Menschen, behaupten die Bestsellerautoren Eric Schlosser und Michael Pollan, die in dieser Tour de Force durch die Hölle von Amerikas Fleischindustrie die bedrückende Situation der konzernabhängigen Bauern, der Billigarbeiter in den Schlachthöfen, die von jedem Sonnenlicht abgeschirmten Hühnergefängnisse und die Machenschaften des Saatmonopolisten und Genmanipulators Monsanto kommentieren. Sie vergessen auch nicht, die Erfolgsgeschichte der Konzerne zu erzählen: die erträglicher gewordene Armut dank niedriger Preise in den Supermärkten, wo eine an Naturgefühle appellierende Hochglanzverpackung die Täuschung der Kunden vollendet.

Gleichzeitig finden die Filmemacher Farmer, die Rinder auf der Weide grasen lassen. Viele Ackerbauern würden lieber heute als morgen bessere Nahrung liefern. „Mit jedem Bissen, den Sie tun, können Sie die Welt verändern“, wirbt der Film für ein besseres Kauf- und Essverhalten und geizt nicht mit Ratschlägen. Aber er hat zu viele Verflechtungen zwischen Konzernen und Staat sichtbar gemacht, als dass man Hoffnung teilen könnte. Fast Food bleibt für viele Menschen mit dünnem Portemonnaie die ungesunde Alternative zum Hunger. „Food, Inc.“, WDR, 23 Uhr 15

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