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Fußball-Hardcore-Fans werden nicht begeistert sein. Sie haben demnächst lange Reisen zu Bundesliga-Auswärtsspielen am Montagabend vor sich.

© dpa

Die Bundesliga will mehr Geld erlösen: Ausweitung der Kampfzone

Mehr Pay-TV-Anbieter, mehr Montagsspiele: Die Medien-Rechte der Bundesliga sollen schon bis Juni vergeben sein. Die Hardcore-Fans wird das nicht freuen.

Millionenspiel Fußball-Bundesliga: Die Eckpunkte der Medienausschreibung sind seit Dienstag heraus, und damit eine ungefähre Vorstellung davon, wie und wo die Fußball-Bundesliga ab der Saison 2017/18 im Fernsehen und auf mobilen Verbreitungswegen zu sehen ist. Wichtigste Neuerung: Es wird künftig in der Fußball-Bundesliga fünf Montagsspiele geben. Auch dann, wenn gar kein deutscher Verein mehr am Donnerstagabend international vertreten ist. Und, was zu erwarten war: Sky ist sein Monopol in Sachen Live-Berichterstattung los. Auch Amazon, Vodafone oder die Telekom können mitbieten. Was bedeutet das für Zuschauer und Fans? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Sky: Weiter alle Spiele, alle Tore?

Einer Selbstverpflichtung der DFL zufolge ist es einem Bieter ab der Spielzeit 2017/18 nicht mehr möglich, alleiniger Rechteinhaber für alle 306 Live-Spiele der Bundesliga zu werden. Das hatte das Kartellamt im Vorfeld der Ausschreibung mitgeteilt. Alleiniger Rechteinhaber war bisher der Pay-TV-Sender Sky. Die exklusive Live-Berichterstattung an der Fußball-Bundesliga mit ihren 36 Vereinen ist seit Jahren Unique Selling Point des Pay-TV-Senders. Sky zahlt dafür knapp 486 Millionen Euro pro Saison. Interessierte Konkurrenten könnten nun sein: Amazon, Vodafone, die Perform Group mit Spox.com oder die Telekom. Müssen sich Fans Sorgen machen, dass sie bald zwei Pay-TV-Verträge abschließen müssen, um alle 306 Spiele zu sehen? Jein. Wie die Erfahrungen aus anderen Ländern – zum Beispiel England – zeigen, führe ein solches Modell meist nicht dazu, dass der Verbraucher mehr als ein Abonnement benötigt, um alle Spiele sehen zu können, sagte, vielleicht etwas sehr optimistisch, Kartellamtspräsident Andreas Mundt. So könnten auch Unterlizenzen vergeben werden.

Trotzdem wird es für den deutschen Zuschauer wohl komplizierter. Sky Deutschland muss sich entscheiden: Entweder kann es weiter alle 306 Spiele zeigen, aber nicht mehr auf allen Verbreitungswegen, oder Sky beharrt auf allen Verbreitungswegen – Kabel, Satellit, Internet, Smartphone –, hat aber nicht mehr die Rechte an allen Spielen. Dann kann Anbieter Zwei ein sogenanntes OTT-Paket erwerben: mit bis zu 102 Spielen (jeweils drei pro Spieltag) exklusiv für Web-TV und Mobile. Eine Chance für aufstrebende Mediengrößen wie der Streamingdienstleister Amazon Prime oder die Mobilfunkriesen Vodafone und Telekom. Sie könnten mit so einem Angebot ihr Sortiment aus Filmen und Serien veredeln.

„Sportschau“: ARD oder RTL?

Noch mehr als im Pay-TV sehen die Fans die Bundesliga in der „Sportschau“. Das Erste wird an der Bundesliga-„Sportschau“ am Samstag um 18 Uhr 30 unbedingt festhalten wollen. Die Zusammenfassung des Kern-Spieltages mit den Partien um 15 Uhr 30 hat nicht nur Tradition, sie ist eine Institution mit regelmäßig mehr als fünf Millionen Zuschauern. Die Highlight-Berichterstattung ist teuer, allein die Rechte schlagen pro Sendung/Spieltag mit rund drei Millionen Euro zu Buche. Damit werden, grob gerechnet, zwei „Tatorte“ bezahlt. Die ARD finanziert die Bundesliga-„Sportschau“ bisher mit mehr als 100 Millionen Euro pro Saison, auf dem Stand wird es mit den Rechten ab der Saison 2017/2018 wohl nicht bleiben können.

Allerdings wird das Rechte-Paket am Samstag zwischen 18 Uhr 30 und 20 Uhr „leichter“, weniger werthaltig, wenn an zehn Spieltagen jeweils ein Spiel nach Sonntag und nach Montag verlegt wird. Für die Liga-Einnahmen wird noch entscheidender sein, ob der Privatsender RTL am „Sportschau“-Slot interessiert ist. Anke Schäferkordt, Chefin der RTL Group, hat in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ gesagt, „die Bundesliga ist spannend, aber auch teuer“. Und: „Sportrechte ermöglichen es einem Sender, sehr große Reichweiten zu erzielen und die Marke des Senders nachhaltig zu stärken.“ RTL hat mit den deutschen Qualifikationsspielen für die EM 2016 und die WM 2018 offenbar die eigenen Erwartungen erfüllt.

Wie man hört, ist RTL weiter an A-Länderspielen der Nationalmannschaft interessiert und möchte dafür sehr tief in die Tasche greifen. Hat RTL dann noch Geld für die Bundesliga? Vielleicht bietet auch das US-Unternehmen Discovery bei den Highlights mit, das ja für Eurosport die exklusiven Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 erworben hat. Vom ZDF wird erwartet, dass der öffentlich-rechtliche Sender weiter das Highlight-Rechtepaket am Samstag zwischen 21 Uhr 45 und Mitternacht erwerben will, damit das „Aktuelle Sportstudio“ weiter über das sogenannte „Top-Spiel“ am Samstag um 18 Uhr 30 berichten kann.

Free-TV am Sonntag und Montag

Die Free-TV-Berichterstattung am Sonntag ist bislang die Domäne von Sport 1. Das Rechtepaket „K“ in der Ausschreibung, also Zusammenfassungen zur ersten und zweiten Bundesliga am Sonntag von sechs Uhr bis 15 Uhr, ist auf den Sender zugeschnitten. Auch die ARD-Dritten könnten am Sonntag ihr Stück vom Bundesliga-Kuchen behalten. Rechtepaket „M“ bedeutet die Zusammenfassung der Erstliga-Spiele zwischen 21 Uhr 15 und 23 Uhr; ein Recht, das über die Saison durch die zusätzlichen fünf Spiele um 13 Uhr 30 attraktiver wird. Sport 1 könnte am Montag ab 22 Uhr 15 das gesamte Wochenende zusammenkehren.

Fußball auf Streamingdiensten

Auch die Schnipsel-Maschine kann laut DFL-Ausschreibung weiterlaufen. Die Pakete für die „Highlight-Clips“ 40 Minuten nach Abpfiff (bislang via bild.de), jederzeit abrufbar, gibt es weiterhin. Für diese Clips könnten sich auch Streamingdienste wie „Select Video“ von Vodafone oder Amazon Prime Video interessieren.

Was bezweckt die DFL?

Die DFL spricht von weitgehender Kontinuität in Bezug auf Spielplan und Sendefenster einerseits, neuen Möglichkeiten für zusätzliche Innovationen andererseits. Die Liga hat insgesamt 17 Rechtepakete für den nationalen und europäischen Markt ausgeschrieben, die einen Erlös von 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro erbringen sollen. Zurzeit sind es durchschnittlich 628 Millionen Euro aus Inlandsrechten pro Jahr. Es ist vorgesehen, die Rechte noch vor dem Start der Europameisterschaft im Juni dieses Jahres zu vergeben. „Diese Ausschreibung bedeutet ein erstklassiges Angebot für Medienunternehmen, um in den kommenden Jahren mit attraktiven Programminhalten Zuschauer zu begeistern und an sich zu binden“, sagt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Fußball-Hardcore-Fans werden das mit der Begeisterung etwas anders sehen. Sie haben demnächst lange Reisen zu Bundesliga-Auswärtsspielen am Montagabend vor sich.

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