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Wer sich ins Internet begibt, hinterlässt Spuren. Mit Diensten wie dem Tor-Projekt baut man eine Mauer zwischen dem eigenen Computer und allzu neugierigen Zeitgenossen. Foto: pa/dpa

© picture alliance / dpa

Anonym surfen: Mehr Privatsphäre wagen

Nicht nur wegen Prism und der NSA: Wie man mit Hilfe des Tor-Projekts oder VPN-Diensten auf einfache Weise anonym im Internet surfen kann.

Das Zwiebelprinzip kennt man von der Kleidung. Wenn man nicht genau weiß, wie sich das Wetter entwickelt, zieht man sich so an, dass man sich aus überflüssigen Kleidungsstücken so herausschälen kann wie bei einer Zwiebel. Das Prinzip kann aber auch dabei helfen, anonymer und somit sicherer vor Ausspähung im Internet zu surfen. Wie die Schichten einer Zwiebel werden beim Tor-Projekt – ausgeschrieben heißt es „The Onion Routing“ – mehrere Server zwischen den Internetnutzer und die Seite geschaltet, die er gerade abfragt. Selbst wenn es allzu neugierigen Zeitgenossen gelingt, unter die erste Schicht zu schauen, bis zum Internetnutzer sollte er nicht gelangen.

Das Tor-Projekt ist nach Ansicht von Marc Heuse, einem unabhängigen IT-Sicherheitsberater und -forscher, gerade für Privatnutzer geeignet. Von der Webseite des Projekts (die Adressen stehen am Ende des Beitrages) wird ein Paket für das jeweilige Betriebssystem heruntergeladen und ausgepackt. Eine Installation ist nicht notwendig, es müssen auch keine komplizierten Einstellungen vorgenommen werden. Das Paket, das auch einen eigenen Browser enthält, kann auch von einem USB-Stick aus gestartet werden, so dass man sogar von fremden Rechnern – zum Beispiel im Internetcafé – anonym surfen kann. Allerdings gibt es einige Einschränkungen. Wird der mitgelieferte Browser verwendet, muss man auf Javascript, Java oder Flash verzichten, sagt Experte Heuse. Zudem können das Tor-Projekt und andere kostenlose Anonymisierungsdienste nur geringe Bandbreiten anbieten. „Für einfaches Websurfen reicht das jedoch allemal aus“, sagt Heuse. Nur Videostreams oder größere Downloads sind damit nicht zu machen.

Eine Alternative dazu sind kostenpflichtige VPN-Anbieter wie GlobalVPN oder Hide my Ass. Die Funktionsweise der „Virtual Private Networks“, so heißen die VPNs ausgeschrieben, ist etwas weniger aufwendig als beim Tor-Projekt. Der eigene Computer wird über eine verschlüsselte Verbindung mit dem Netzwerk des VPN-Anbieters gekoppelt. Sämtliche Internetabfragen – egal ob nun Internet, E-Mail, Skype oder andere Dienste – werden nun über dessen Netz abgewickelt. Zum Teil müssen dafür die Interneteinstellungen des Computers per Hand geändert werden, einige Dienste bieten aber auch fertige Anwendungen an, die die Konfiguration automatisieren. Danach kann niemand sehen, wer die Internetanfragen gestellt hat. Wegen der Vielzahl der Nutzer gibt es auch sonst technisch keine Möglichkeit, Rückschlüsse auf das eigene Surfverhalten zu ziehen. Zumindest im Prinzip. Während das Tor-Projekt nur geknackt werden kann, wenn alle Ein- und Ausgangsserver für die Verbindungen überwacht werden, reicht es bei den VPN-Anbietern aus, wenn diese durch einen richterlichen Beschluss zur Preisgabe der Nutzeridentität gezwungen werden, sagt Experte Heuse. „Von daher eignen sich für VPN-Anbieter nur solche, die außerhalb Nordamerikas und Europas liegen. Wer bereit ist, pro Monat um die fünf Euro auszugeben, muss nicht befürchten, dass die Anonymität zulasten der Surfgeschwindigkeit geht. Doch wie soll man wissen, welchem Anbieter man vertrauen kann? Wie seriös ein Dienst ist, lässt sich Heuse zufolge nur schwer beurteilen. „Wie soll man überprüfen, ob die Behauptung, dass tatsächlich keine Logfiles angelegt werden, auch stimmt?“, wendet der Experte ein. Für ihn ein weiterer Grund darauf zu achten, wo der Anbieter sitzt. Viele VPN-Dienste bieten kostenlose Zugänge mit beschränkter Bandbreite an, so dass man in Ruhe testen kann, ob man mit den Techniken zurechtkommt.

Auf die Adresse, unter der die eigene Abfrage im Internet erscheint, hat das keinen Einfluss. Bei vielen VPN-Diensten kann der Nutzer frei wählen, welchem Land die Adresse zugeordnet wird. Mit einer Adresse aus den USA lassen sich beispielsweise viele Youtube-Videos anschauen, die für deutsche Nutzer wegen des Streits mit der Gema gesperrt sind. Es geht eben nicht immer um Prism und die NSA.

Wer anonym bleiben will, muss auf Facebook und Co. verzichten

Die besten Dienste zur Anonymisierung des eigenen Surfverhaltens nutzen jedoch nichts, wenn man sich als erste Aktion bei Amazon, Ebay, Facebook oder in eine andere Community einloggt. Viele dieser Dienste legen kleine Cookie-Dateien auf dem PC ab, um die User zu identifizieren und ihnen die Nutzung zu erleichtern. So wäre man dann auch trotz Tor oder VPN leicht auszuspähen.

Links zum Thema

www.torproject.org

de.globalvpn.net

hidemyass.com

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