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Mit WebTV ganz nah am Verein: Der Berliner Spieler Pierre-Michel Lasogga (vorn) im Kampf mit mit dem Nürnberger Timothy Chandler.

© dpa

Immer am Ball: Fernsehen für Fans

Alle Spiele, alle Tore und viel Vereinsleben: Fast alle Fußball-Erstligisten bieten mehr oder minder umfangreiche Web-TV-Angebote.

Web-TV ist Fan-TV, sagt Robert Burkhardt, der im Presseteam von Hertha BSC für den Onlinebereich zuständig ist. „Beim Web-TV werden die Spiele in erster Linie am Computer und nicht am Fernseher verfolgt“, weiß der Hertha-Sprecher. Seit 2008 bietet Hertha seinen Fans über das Internet Berichte rund um ihren Lieblingsverein an, anfangs komplett in eigener Regie, seit der vorletzten Saison zusammen mit „Liga total“. „Derzeit haben rund Tausend Fans das Web-TV-Angebot abonniert, viele aus dem Ausland, wo man die Spiele sonst nicht sehen könnte. Aber auch die ganz Fußball-Verrückten, die sich nichts zu Hertha entgehen lassen wollen, nutzen den Kanal“, sagt Burkhardt.

Herzstück des Fan-Fernsehens sind die Spiele und die Zusammenfassungen, die kurz nach dem Ende der Begegnungen über die Plattformen abgerufen werden können. Mit Ausnahme von Augsburg, Schalke und Wolfsburg bieten alle Erstligisten diesen Service an. Das Material erhalten die Vereine von den Pay-TV-Sendern Sky und Liga total (Telekom), die damit zugleich Werbung für ihre eigenen Angebote machen können. Je nach Platzierung der Vereine gehören neben Bundesliga und DFB-Pokal auch Champions-League-Spiele dazu.

Live dürfen allerdings nur Testspiele übertragen werden. Dennoch handelt es sich beim Vereinsfernsehen um ein attraktives Produkt: Zum einen stehen die Spiele am Samstag vor der „Sportschau“ zur Verfügung, zum anderen wird deutlich ausführlicher berichtet. Mehr Nähe zum Verein gibt es nirgends. Bei vielen Anlässen des Vereinslebens ist die Kamera dabei – so zum Beispiel, als Pierre-Michel Lasogga zum Berliner Fußballer des Jahres ernannt wurde. Zum Spiel der Herthaner am heutigen Freitag im Olympiastadion gegen Stuttgart hat der Verein zusätzlich zu Pressekonferenz und dem Vorbericht ein Interview mit Torwart Thomas Kraft vorbereitet.

Die technischen Hürden für das Web-TV-Angebot sind gering. Wichtigste Voraussetzung ist ein breitbandiger Internetanschluss beispielsweise über DSL mit einer entsprechenden Flatrate. Die Videos selbst werden im Browser wiedergegeben, so dass keine zusätzlichen Programme installiert werden müssen. Von der Leistung her reicht selbst ein drei Jahre alter Mittelklasse-Computer aus. Anders als bei Sky und Liga total fehlt allerdings eine Option für die hochauflösende Darstellung. Insgesamt steigt die Bedeutung von Web-TV in dem Maße, wie Smart-TV-Geräte mit eingebautem Internet auf dem Markt kommen. Auf der Funkausstellung ist Smart-TV eines der großen Trendthemen.

Mit Preisen von 35 bis knapp 50 Euro im Jahr liegen die WebTV-Angebote deutlich unter den Kosten, die bei einem Pay-TV-Anbieter anfallen. Einige Vereine wie der FC Köln und der FC Nürnberg bieten darüber hinaus Mitgliederrabatte an. Aber auch mit Sonderaktionen, wie sie zum Beispiel Hertha BSC zum Saisonstart oder zum Start der Rückrunde mitunter anbietet, können Fans sparen. Ein großes Zuschussgeschäft ist das Web-TV für die Vereine nicht. Für die Plattform selbst müssen sie nichts zahlen, zudem werden sie an den Abo-Erlösen beteiligt.

Einige Vereine wie Bayern München, der Hamburger SV und Borussia Dortmund gehen über den Web-TV-Baukasten weit hinaus. Allerdings kann man sich im Angebot des BVB, der sogar eine eigene Produktionsgesellschaft beschäftigt, schnell verlaufen. Die Bayern und die Dortmunder bieten ihren zahlenden Fans als Schmankerl zum Web-TV auch noch eine Vereins-Webmailadresse an – ein weiterer Schritt zur Fanbindung. Aber auch bei Hertha wird seit der Rückkehr in die Erste Liga das Web-TV-Angebot ausgebaut.

Selbst wenn die Fans Web-TV am interaktiven PC ansehen, sind Anfragen oder Wünsche die Ausnahme: Auch am Computer ist der Zuschauer in erster Linie Konsument. Allerdings ist das Web-TV nur ein Baustein in der Onlinekommunikation der Vereine mit ihren Fans, die sich verstärkt über Twitter oder Facebook austauschen.

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