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Patentstreit: Kalter Krieg zwischen Google, Apple und Microsoft

Google hat Milliarden für Motorola-Patente ausgegeben, Apple und Microsoft machen ähnliche Deals. Es ist ein Abwehrkampf, der alle schwächen wird, kommentiert G. Hamann.

Ganz klar, der Internet-Konzern Google hätte die 12,5 Milliarden Dollar, die er jetzt für die Mobilfunksparte des Motorola ausgibt, wahrscheinlich lieber anders angelegt. Dieser Deal ist ein Akt der Abwehr. Der gleichzeitig bedeutet, dass dem Konzern dieses Kapital nun fehlt, um Innovationen an anderer Stelle zu finanzieren.

Es ist nicht die einzige Meldung dieser Art. Der Konkurrent Apple hatte gemeinsam mit dem Softwarekonzern Microsoft, der ebenfalls ein Handy-Betriebssystem vertreibt, vor einigen Wochen 4,5 Milliarden Dollar für Patente der insolventen Technologiefirma Nortel ausgeben.

Google hatte sich dabei ausgebootet gefühlt. Bei einem anderen Deal aber den Zuschlag bekommen und 4,5 Milliarden für Patente von IBM gezahlt, die das Thema Mobilfunk betreffen.

Was das alles soll?

Apple, Google und Microsoft haben zusammen 21,5 Milliarden Dollar bezahlt, um sich gegenseitig besser drohen zu können. Dass sie diese Drohung ernst meinen, zeigt beispielsweise Apple. Der Konzern überzieht die Branche derzeit mit Patentklagen und verlangt unter anderem von Samsung, sein Galaxy Tab nicht auf den Markt zu bringen.

Woran erinnert das?

Richtig, an den Kalten Krieg. Die Ausgaben für die atomare Abschreckung waren enorm. Sie fehlten in anderen Bereichen der Wirtschaft und der Gesellschaft. Sie verlangsamten die volkswirtschaftliche Entwicklung insgesamt – und trugen am Ende zum Ruin des schwächeren Systems bei. Ein Abnutzungsgefecht, das letztlich allen geschadet hat.

Auf die High-Tech-Branche übertragen bedeutet das: Die Schwergewichte werden an Dynamik verlieren, einige mittelgroße Wettbewerber werden auf der Strecke bleiben. HTC ist einer der möglichen Kandidaten. Nokia oder Samsung sind zwei andere.

Ökonomen und Politiker in den USA werden diese Entwicklung mit Missfallen beobachten. Denn das Silicon Valley und seine Vorzeigeunternehmen sollten doch eigentlich der neue industrielle Leuchtturm sein, an dem sich andere, darniederliegende Branchen orientieren.

Doch diese strategischen Abwehr-Geschäfte schmälern nun einfach den Gewinn. Sie sind, mit einem Wort, Geldverschwendung.

Mit freundlicher Unterstützung von Zeit Online

Götz Hamann

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