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Fortgesetzte Debatte zwischen Arte und Zentralrat: Der Streit nimmt kein Ende. Und wenn, dann ein schlechtes?

Arte und der Zentralrat der Juden setzen Streit über Filme zum Nahen Osten fort. Was, wenn der Streit mit weniger Programm endet. Ein Kommentar

Es heißt immer so schön, man sollte eine Entwicklung von ihrem Ende her denken. Also denken wir die fortgesetzte Debatte zwischen dem Fernsehsender Arte und jüdischen Organisationen mal zu Ende – und erlauben uns dabei zwei Enden. Das eine, das pessimistische Ende, erzählt, dass Arte die Zahl seiner Dokumentationen und Reportagen über den Nahen Osten zurückfährt, vielleicht auf null. Das andere, das optimistische Ende, berichtet davon, dass Arte aus der Zahl seiner Beiträge eine Vielzahl macht. Und der Zentralrat der Juden in Deutschland anerkennt die Anstrengung, die im Fernsehen nicht ihresgleichen findet.

Aktuell haben sich der Sender und der Zentralrat ineinander verhakt. Arte wollte die vom WDR produzierte und aus Sendersicht fehlerhafte Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt“ nicht ausstrahlen, nach Intervention zeigte die ARD den Film mit Faktencheck und Diskussion. In der Nachbetrachtung: Der Beitrag hatte seine Mängel wie der Faktencheck inklusive des Talks. Aber die öffentliche Debatte über Israel-bezogenen Antisemitismus war da. Jetzt hat Arte die Reportage „Gaza – Ist das ein Leben?“ gezeigt. Der Zentralrat erwartet mindestens eine Überarbeitung des einseitigen Films und von Arte, wie Präsident Josef Schuster im „FAZ“-Interview erklärte, „künftig bei der Auswahl von Autoren und bei der Abnahme von Beiträgen mehr Sorgfalt“.

Arte hat in 25 Jahren Sendergeschichte beim Thema nicht versagt

Wer die 25-jährige Sendergeschichte von Arte kennt, der muss anerkennen, dass in diesem Programm beim unendlich komplizierten Nahostkonflikt nicht der Schnipsel-Journalismus regiert, sondern über die ausgreifenden journalistischen Formen wie Doku, Reportage bis hin zum Themenabend der unendlich komplizierte Nahostkonflikt seine Beachtung findet. Und immer alles objektiv, ausgewogen bis in die letzte Sendungssekunde? Es werden in diesem Prisma immer Farben fehlen, Fehlfarben das Gesamtbild trüben. Mehr Sorgfalt tut immer not, doch feinst tarierte Ausgewogenheit in jedem Detail ist weniger Sache eines jeden Beitrags als dringende Aufgabe der Gesamtschau.

Jetzt hat sich dieser Autor entlarvt – als Israelkritiker, als Antizionist, als Antisemit? Er will nur dem pessimistischen Ende der Entwicklung entgegenwirken: Wer nichts zu Nahost sendet, der sendet auch nichts Falsches zu Nahost.

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