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Die "extra 3"-Autoren Dennis Kaupp (links) und Jesko Friedrich erzählen die wirklich wahre Geschichte des TV-Ereignisses von 1954 und die von all den anderen Highlights aus 60 Jahren Fernsehen.

© NDR

"Glückwunsch Glotze": Die wahre Geschichte des Fernsehens

Seit zehn Jahren unterhalten Jesko Friedrich und Dennis Kaupp die Zuschauer mit einer ganz besonderen Rubrik der NDR-Sendung "extra 3". Jetzt haben die beiden die Geschichte des Fernsehens neu erfunden.

Das Wort „Mockumentary“ ist eine jener Sprachschöpfungen, wie es sie nur im Englischen gibt. „Spottumentation“ wäre das deutsche Pendant, denn Mockumentaries sind täuschend echt gemachte Dokumentationen, die mit der Wirklichkeit ihre Scherze treiben. Meister dieses Fachs sind Jesko Friedrich und Dennis Kaupp. Seit zehn Jahren gestalten sie im Satiremagazin „extra 3“ die dreiminütige Rubrik „Johannes Schlüter“. Im Zentrum steht die von Friedrich verkörperte Titelfigur, die in dauernd neue Rollen schlüpft und vom Kollegen Kaupp interviewt wird. Die beiden überraschen immer wieder mit teilweise genialen Einfällen und haben dafür 2009 den Grimme-Preis erhalten.

Der neue Streich des Duos dauert dreißig Minuten. Für „Glückwunsch, Glotze!“ haben sie die Geschichte des Fernsehens neu erfunden; oder, aus Schlüters Sicht, zurechtgerückt. Denn was niemand ahnt: Der mittlerweile alte Herr hat das Medium geprägt wie kein anderer. Man könnte sogar sagen: Er ist das Fernsehen. Vor sechzig Jahren, am 25. Dezember 1952, startete der Regelbetrieb des deutschen Fernsehens in einem Hamburger Bunker. Schlüter war von Anfang an dabei und hat sich vom Laufburschen zum Bundesfernsehdirektor hochgearbeitet. Anders als Woody Allens Schöpfung Leonard Zelig, der sich den Zeitläuften wie ein Chamäleon angepasst hat, hat Schlüter ähnlich wie Forrest Gump deutliche Spuren hinterlassen. Wer hätte geahnt, dass Helmut Rahn weiland ’54 in Bern zunächst bloß den Pfosten getroffen hat! Nur dank eines Fauxpas von Kabelträger Schlüter ist Deutschland damals Weltmeister geworden.

Vermutlich hatten Friedrich und Kaupp bei der Suche nach Schlüters Spuren einen Heidenspaß. Schalke 05, „Wetten, dass..?“, Helmut Kohls verwechselte Neujahrsansprache: Der Mann hatte überall seine Finger drin, wie sich durch viele Ausschnitte belegen lässt. Mittlerweile hat Schlüter im Fernsehen alles erreicht, weshalb sich die Frage stellt, was mit dem Medium nach ihm passiert. Schafft es sich dann ab? Übernimmt es die Weltherrschaft? Oder hat es das womöglich schon längst getan, und Schlüter ist bloß ein Strohmann? Tilmann P. Gangloff

„Glückwunsch, Glotze!“, NDR-Fernsehen, Montag um 23 Uhr

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