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Moderator Frank Plasberg talkt ohne Ukrainer über das Land

© dpa

"Hart aber fair" zur Krim-Krise: Plasberg talkt ohne Ukrainer

Deutsche Talkshows scheitern am Thema Krim-Konflikt. In Plasbergs Sendung "Hart aber fair" war kein einziger Ukrainer geladen – und dass der russische Gast für Staatsmedien arbeitet, erfuhr der Zuschauer gar nicht erst.   

Auch die Talkshows widmen sich seit Wochen dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine um die Krim. Allerdings wird in der deutschen Debatte viel über die Ukraine, aber kaum mit Ukrainern geredet. In Frank Plasbergs Sendung „Hart aber fair“ zum Thema „Eiszeit im Frühling – müssen wir Angst vor Russland haben?“ am Montagabend war kein einziger ukrainischer Gast eingeladen. Dagegen wurde die russische Sicht von Iwan Rodionow vertreten, Chefredakteur der in Berlin ansässigen Videoagentur Ruptly. Vorgestellt wurde er als "Journalist", eine Bezeichnung, die in seinem Fall höchst irreführend ist. Denn Ruptly gehört zum russischen Auslandssender RT, der für Propaganda im Sinne des Kreml bekannt ist. In der Krim-Krise hatten sich zwei Mitarbeiterinnen von RT öffentlich von dem Sender losgesagt.

Kritische Gegenstimme fehlte

In Plasbergs Sendung verteidigte Rodionow – wie schon vor kurzem bei Jauch - die russische Intervention auf der Krim. Für die Zuschauer war nicht ersichtlich, dass hier kein unabhängiger Journalist seine Meinung äußerte, sondern dass jemand, der vom russischen Staat bezahlt wird, das Vorgehen eben jenes Staates lobt. Durch das Fehlen einer ukrainischen Gegenstimme blieb zudem vieles unwidersprochen.

Unklar ist auch, wie die Redaktion auf die Idee kam, ausgerechnet den Fernsehhistoriker Guido Knopp ("Hitlers Helfer") als Experten auftreten und erklären zu lassen, warum die Krim geradezu zwangsläufig zu Russland gehöre. Ist es wirklich zu viel verlangt, sich auf die Suche nach einem kompetenten Osteuropahistoriker zu machen, der sowohl die ukrainische als auch die russische Geschichte kennt?

Um doch noch über die Lage in der Ukraine berichten zu können, sprach Plasberg am Rande mit Markus Göring, Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde auf der Krim. Doch durch diese gut gemeinte Idee trat das Grundproblem der Sendung, nicht mit Ukrainern, sondern nur über sie zu reden, noch deutlicher hervor. Im Hintergrund wurde ein Bild von Kindern auf der Krim gezeigt. Erinnerungen an die wenig rühmlichen Phasen der deutschen Afrikaberichterstattung wurden wach: Denn durch diese Art des Redens über ein Land werden seine Bürger entmündigt, als seien die Ukrainer kleine Kinder, über deren Schicksal andere – Deutsche, Russen, Amerikaner – reden und am Ende entscheiden. 

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