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Schönes Programm, heikle Führungskräfte. Annika Ernst und Thomas Rühmann aus der MDR-Erfolgsserie „In aller Freundschaft“, die in Leipzig gedreht wird. Foto: dpa

© dpa

Affären: In aller Freundschaft

Amtsmissbrauch, Ex-LKA-Chef ermittelt: Der MDR kommt nicht zur Ruhe.

LiLAs erster Arbeitstag ist Montag, 12. September. Punkt 19 Uhr 59 wird das virtuelle Mädchen mit den lila Haaren und dem Ringelpulli die Kika-Fangemeinde mit Informationen zum Programm auf dem Laufenden halten, wie der Kinderkanal am Freitag mitteilte. Eine schöne Meldung für den unter der Federführung des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) laufenden Sender. Leider macht der MDR seit Wochen und Monaten nicht durch besonders schönes Programm Furore, sondern durch eine Reihe von Affären und Skandalen; gipfelnd im schwersten Betrugsfall in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – dem Kika-Skandal, bei dem 8,2 Millionen Euro veruntreut worden waren. Jüngstes Beispiel: Die Affäre um den suspendierten MDR-Unterhaltungschef Udo Foht, die sich noch ausgeweitet hat. Die durch den Sender veranlassten Untersuchungen hätten ergeben, dass Foht in weiteren Fällen seine Position missbraucht und gegen MDR-Richtlinien verstoßen habe, teilte der Sender mit.

Am Mittwoch hatte der Sender zunächst darüber informiert, dass Foht zu privaten Zwecken offizielles Geschäftspapier des MDR genutzt habe. Er soll damit Zahlungen von Dritten veranlasst haben. Von wem Zahlungen gefordert worden sein sollen, und an wen sie geleistet wurden, das teilte der MDR nicht mit. Die Sache sei an die Leipziger Staatsanwaltschaft übergeben worden. „An Spekulationen und Vorverurteilungen werden wir uns nicht beteiligen“, sagte MDR-Sprecher Dirk Thärichen.

Die unlauteren Geschäfte des suspendierten Unterhaltungschefs sollen laut „Welt“-Bericht weitaus umfangreicher gewesen sein, als dies die MDR-Mitteilungen andeuteten. So soll Foht Geldprobleme gehabt und eine Art Schneeball-System an Krediten eingerichtet haben. Unter anderem soll er sich vom Burda-Vorstand Philipp Welte und diversen Produktionsfirmen Geld geliehen haben. Die beiden kennen sich gut. Foht war als Unterhaltungschef des MDR auch für die Übertragung der Verleihung des Burda-Medienpreises Bambi im Ersten zuständig.

Es sei definitiv eine rein private Angelegenheit von Herrn Welte, der einem langjährigen Bekannten in einer schwierigen Lage von seinem Familienkonto in bestem Glauben Geld geliehen hat, sagte dazu Burda-Sprecher Nikolaus von der Decken dem Tagesspiegel. „Der konstruierte Zusammenhang mit Bambi ist dagegen absurd, die Verträge sind langfristig, sie wurden und werden nicht mit dem Unterhaltungschef des MDR sondern mit dem Fernsehdirektor des Senders verhandelt und geschlossen.“

Nach der bereits erfolgten Suspendierung Fohts prüft der MDR nun weitere Schritte auf arbeitsrechtlicher Ebene, heißt es aus Leipzig. In diesem Zusammenhang sei die Anhörung Fohts am 4. August geplant. Foht war seit Gründung des MDR in der Fernsehunterhaltung tätig, seit dem 1. Januar 1996 als Programmchef. Er gilt als „König der Schunkelmusik“. Die Ost-Anstalt für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt hat auch dank Foht das nach Marktanteilen erfolgreichste Dritte Programm der ARD.

Immer wieder gab es Kritik am Finanzgebaren des Senders. Dubiose Geschäfte und Missmanagement lauteten 2009 die Vorwürfe, nachdem Wertpapiergeschäfte des MDR bekanntwurden. Im selben Jahr wurde der frühere MDR-Sportchef Wilfried Mohren wegen Vorteilsnahme, Steuerhinterziehung und Betrug zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte gegen Geld Veranstaltungen und Interviews im MDR-Programm platziert.

Der MDR verwies am Freitag darauf, dass er „vor dem Hintergrund der mutmaßlichen Betrugsfälle beim Kinderkanal die Wirksamkeit seiner Kontrollmechanismen überprüfen“ lässt. MDR-Intendant Udo Reiter, der im Urlaub weilt, hatte ein externes Beraterteam unter Leitung des Experten für Wirtschaftskriminalität, Ingmar Weitemeier, eingesetzt. Der war früher LKA-Chef von Mecklenburg-Vorpommern. Mit dem Ausgang der Briefkopf-Affäre muss sich Reiter wohl nicht mehr plagen. Der 67-Jährige will bis Jahresende sein Amt abgeben.

Was kommt als Nächstes? fragen die Einen. Der aktuelle Fall zeige, dass die nochmals verschärften Kontrollmechanismen des MDR funktionieren, sagt hingegen die ARD–Vorsitzende Monika Piel dem Tagesspiegel. „Hier wurde nichts von außen aufgedeckt, sondern der MDR hat vielmehr selbst ,ausgemistet’.“

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