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Es ist ungewiss, in welcher Form die „FR“ künftig erscheint. Foto: dpa

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Insolvente Zeitung: „Rundschau“ bangt weiter

Die Zeitung könnte als Titel erhalten bleiben – doch 400 Mitarbeiter verlieren womöglich ihren Job. Derzeit wird mit einem deutschen und einem türkischen Verlag verhandelt.

Die Mitarbeiter der „Frankfurter Rundschau“ sind vom Betriebsrat bereits vorgewarnt worden. Es könne „blutig“ werden. Diese Befürchtungen haben sich nun bestätigt: 400 von 450 Arbeitsplätzen könnten gestrichen werden, wenn die „Rundschau“ als Titel fortbestehen soll. So sieht es das Konzept eines potenziellen Investors vor. Noch ist aber nichts entschieden.

Eigentlich hatte bis zum heutigen Donnerstag ein Käufer für die insolvente Zeitung gefunden werden müssen. Weil aber die Verhandlungen noch nicht beendet sind, wurde die Frist verlängert, teilte Insolvenzverwalter Frank Schmitt am Mittwoch mit. Als Datum für den Neustart wird der 1. März angestrebt.

Verhandelt werde mit zwei potenziellen Interessenten, die „ernsthaftes Interesse an der Übernahme von Teilen des Unternehmens bekundet haben“, sagte Schmitt. Im Rennen sind ein deutscher und ein türkischer Investor – wobei die Chancen für Letzteren offenbar eher gering sind. Zwar wollte Schmitt den Namen des deutschen Interessenten nicht nennen, doch ist bekannt, dass sich FAZ GmbH („Frankfurter Allgemeine Zeitung“) mit ihrer Schwestergesellschaft FS-Medien („Frankfurter Neue Presse“) für die „Rundschau“ interessiert.

Laut Schmitt will der deutsche Investor, vermutlich also der „FAZ“-Verlag, die „Rundschau“ in „gewohntem Umfang“ und damit als Titel fortführen – allerdings zu dem hohen Preis von 400 Arbeitsplätzen. Die Mitarbeiter sollen in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden, die von den bisherigen „FR“-Eigentümern, der Mediengruppe M. DuMont Schauberg und der SPD-Medienholding ddvg, unterstützt wird.

Zum konkreten Konzept des deutschen Investors äußerte sich Schmitt nicht, doch würden die rund verbleibenden 50 Mitarbeiter wohl vor allem den Regionalteil der „Rundschau“ in Frankfurt produzieren. Der Mantelteil würde dann zugeliefert. Ob von der „FAZ“ oder der „FNP“ ist unklar. Der Betriebsrat fürchtet, dass die überregionale Bedeutung der „Rundschau“ bei einem solchen Modell abgeschafft würde. „Was sicher nicht funktionieren kann, ist einen konservativen Mantelteil einem linksliberalen Regionalteil voranzustellen“, sagte Betriebsratschef Marcel Bathis vorab.

Doch gibt es noch einen zweiten potenziellen Investor. Die türkische Mediengruppe Estetik Yayincilik, die in der Türkei die Tageszeitung „Sözcü“ herausgibt und diese auch bald nach Deutschland bringen will. „Unser Ziel ist, dass die ,Rundschau‘ mit ihrer Druckerei überlebt“, sagte Ali Gülen, Leiter von „Sözcü“-Europa am Dienstag dem Tagesspiegel. Doch Insolvenzverwalter Schmitt ist vom Angebot der Türken bislang nicht überzeugt.

Das Unternehmen habe sein Interesse bisher „nur in formloser, unverbindlicher Form“ erklärt. Dennoch hätte sich der Gläubigerausschuss am Montag intensiv damit auseinandergesetzt. „Das Kaufpreisangebot war jedoch wesentlich zu niedrig, die Zahlungsmodalitäten nicht akzeptabel. Auch erfolgte kein Angebot für die Unterlegung des Kaufpreises mit Sicherheiten. Hinzu kam, dass das vorgelegte Konzept in keiner Weise tragbar war, und zwar sowohl bezüglich der Kosten- als auch der Personalplanung“, teilte Schmitt mit. Ein „wesentlicher Teil“ der Arbeitnehmer müsste auch in diesem Fall entlassen werden.

Die wahrscheinlichste Lösung ist folglich eine Rettung der „Frankfurter Rundschau“ durch ihre bisherige Konkurrentin, die FAZ GmbH mit ihrer Schwestergesellschaft FS-Medien. Kommt sie zum Zuge, soll eine Übernahme zum 1. März erfolgen – wobei das Kartellamt eine solche Lösung kritisch prüfen wird. Noch sei der Ausgang der laufenden Investorengespräche offen, sagte Insolvenzverwalter Schmitt am Mittwoch. Die Verhandlungen könnten auch scheitern. Schmitt zeigte sich allerdings zuversichtlich: „Ich bin guten Mutes.“ Sonja Pohlmann

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