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„Sportschau“, Quiz, Talkshow. Alexander Bommes, 40, ist gut ausgelastet bei der ARD. Nun moderiert der gebürtige Kieler aus Rio de Janeiro bei den Olympischen Spielen. Er spielte früher aktiv in der Handball-Bundesliga.

© WDR/Herby Sachs

Interview zu Olympia: Alexander Bommes: "Wer die Besten haben will, der muss auch etwas dafür bezahlen"

Moderator Alexander Bommes über Honorare bei der ARD, Kritiker, Karriere und die Sicherheitslage bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Herr Bommes, wo erreichen wir Sie gerade? Wir hören im Hintergrund Möwen kreischen.

Ich bin in Strande, das ist nördlich von Kiel. Einer meiner Lieblingsorte, wenn ich mal wieder in meiner Heimatstadt bin.

Sie bezeichnen sich gerne als echten Kieler Jung. Was macht denn einen Kieler Jung aus?
Die Liebe zum Strand, zum Wasser. Da bin ich aufgewachsen, da bin ich ruhig. Jedes Mal, wenn ich hier bin, treffe ich viele meiner Freunde und Bekannten. Wir reden von früher und genießen das Heute.

Und charakterlich? Man sagt den Norddeutschen ja eine gewisse Klarheit und Direktheit nach, gepaart mit einer Prise Sturheit. Erkennen Sie sich wieder?
Klar und direkt ? Wenn es so rüberkäme, ich hätte nichts dagegen. Ich denke jedenfalls nicht vor einer Sendung darüber nach, wie ich denn heute mal sein will.

Sie sind also kein Fernseh-Chamäleon.
Wenn Sie das so sagen, würde ich das als Kompliment empfinden. Damit kann ich sehr gut leben.

Ist doch immer schön, Komplimente zu bekommen, oder?
Herrlich! Vor allem, weil das in meinem Job nicht alle Tage passiert.

Man merkt, Sie sind zu Hause und völlig entspannt. Jetzt aber zu Olympia. Sie fahren bald in die schönste, aber auch gefährlichste Stadt der Welt. Aufgeregt?
Ein bisschen angespannter, als ich es sonst vor Großveranstaltungen bin. Vielleicht auch, weil für mich ein beruflicher Lebenstraum in Erfüllung geht. Die Fußball-EM war schon ein schönes Erlebnis, aber jetzt Olympische Spiele in Brasilien – einfach der Hammer. Davon hätte ich vor ein paar Jahren noch nicht einmal zu träumen gewagt. Aber natürlich wird der Eindruck auch durch die aktuellen Ereignisse rund um den Sport und die Zustände in Rio getrübt, dazu kommt die allgemeine Gefahrenlage. Ich hätte mich lieber nur einfach doll auf Olympia gefreut. Stattdessen fahre ich jetzt mit gemischten Gefühlen. Die journalistische Herausforderung ist dafür ungleich höher.

Wie haben Sie sich auf Rio vorbereitet? Schnell noch einen Waffenschein gemacht, einen Nahkampfkurs absolviert?
Ich habe das Glück – oder das Pech, dass ich in Rio außer meinem Hotel und dem Studio wahrscheinlich nicht viel sehen werde. Ich werde schon glücklich sein, wenn ich es schaffen sollte, bei einem Spiel der deutschen Handballer live dabei sein zu können – das ist dann mein Olympia. Aber ein Zug durch die Gemeinde? Daraus wird wohl nichts werden.

Keine German Angst?
Angst habe ich keine. Aber hohen Respekt vor dem, was mich da erwartet, ja. Ich lasse mich von einer gesunden Skepsis leiten, ich bin achtsam. Aber wenn ich schon nach Rio zu den Olympischen Spielen fahren darf, dann möchte ich das auch bestmöglich genießen. Ich brauche auch Freude, um meine Arbeit machen zu können. Und drei Wochen Olympia, das ist vor allem harte Arbeit.

Was ist risikoreicher: drei Wochen Rio oder eine Karriere im Fernsehen?
Kommt drauf an, wo man in Rio hingeht, kommt drauf an, wo man im Fernsehen hingeht! Für mich hat sich bislang jedes Risiko, das ich eingegangen bin, ausgezahlt. Ich kann nicht klagen. Und wenn es in Rio einigermaßen läuft, werde ich davon auch profitieren. Und das meine ich nicht nur in beruflicher Hinsicht.

Werden Sie einen Ko-Kommentator haben wie bei der Fußball-EM?
Nein, Gerhard Delling und ich werden uns täglich abwechseln, dazu kommen Gäste und Experten, aber keine festen täglichen im Studio wie beim Fußball.

Wo wir gerade bei Experten sind: Wie war’s mit Effe während der EM? Hat’s Spaß gemacht?
Hat sehr viel Spaß gemacht. Sehr, sehr viel Spaß. Stefan Effenberg ist professionell und interessiert und in der Lage, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Das war richtig gut.

Aber er hat einen ganz schlechten Berater, wenn es um seine Kleidung geht, oder?
Mir ist es egal, was einer trägt. Effe saß ja zum Glück nicht nackt neben mir. Aber Hauptsache, er analysiert so präzise und verständlich, wie er es getan hat. Ich war beeindruckt.

Herr Bommes, sind Sie eigentlich fest angestellt oder freier Mitarbeiter?
Ich bin freier Mitarbeiter des NDR.

Also schwer auf dem Weg zum Millionär.
Ich hab heute noch nicht nachgezählt. Und die Kohle der anderen interessiert mich nicht. Ich halte es so, dass ich zuerst gucke, was Leute sagen oder leisten und nicht, was sie verdienen. Wer die Besten haben will, der muss auch etwas dafür bezahlen. Und wenn man die Besten hat, könnte man ja auch stolz darauf sein, wie wäre es damit ?

Was hat Ihnen eigentlich die Charakterisierung als journalistische „Allzweckwaffe“ eingebracht?
Ich weiß es nicht, ist mir aber auch egal. Ich weiß ganz genau, was ich im Fernsehen tue und warum. Ich mache das, was mir Spaß macht und von dem ich glaube, dass ich es gut mache. Von allem anderen lasse ich die Finger. Kochen oder Technik-Ratgeber würde auch gar nicht funktionieren.

Hübsch, ein Aufruf zum Fernsehmacher-Bashing! Letzte Frage: Sie habe doch sicher einen Spitznamen. Verraten Sie ihn uns?
So leid es mir tut, dass ich Sie enttäuschen muss, und ich weiß, Sie warten auf irgendwas mit Ketchup oder Mayo: Ich habe keinen. Die meisten sagen Alex. Damit bin ich fein, auch wenn meine Mutter immer noch findet, das klingt, als riefe jemand nach seinem Schäferhund.

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