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Ein Mittelfinger und eine nicht enden wollende Debatte. Über die Echtheit dieser Geste des griechischen Finanzministers wird weiter heiß diskutiert.

© dpa

Update

Jan Böhmermann und #varoufake: Enthüllung zu Varoufakis' Stinkefinger ist Satire

Das "Stinkefinger-Video" von Griechenlands Finanzminister - doch eine Fälschung? Das behauptete ZDF-Moderator Jan Böhmermann. Jetzt löst der Sender das Verwirrspiel auf: Böhmermanns angebliche Enthüllung ist Satire.

Hat er, oder hat er nicht? Fälschung oder falsche Behauptung? ZDF-Moderator Jan Böhmermann hat die Urheberschaft des umstrittenen Varoufakis-Stinkefinger-Videos für sich beansprucht. „Lieber Günther Jauch, liebe ARD, liebe „Bild“-Redaktion, einmal bitte tief durchatmen, vielleicht nehmen Sie sich mal einen Stuhl und setzen sich hin. Sie müssen jetzt ganz, ganz stark sein“, sagte Böhmermann in einem von ihm am Mittwochabend verbreiteten Youtube-Video. Darin erklärte der Moderator des satirischen Magazins „Neo Magazin Royale“, seine Redaktion habe die umstrittene Varoufakis-Sequenz manipuliert, weil Material für einen Spott-Song über den griechischen Finanzminister gefehlt habe.

Nachdem im Social Web heftig darüber diskutiert wurde, ob der Fake ein Fake ist oder nicht, hat sich nun das ZDF zu Wort gemeldet: Programmdirektor Norbert Himmler sagte ironisch zu "Spiegel Online". "Wir sehen uns gezwungen, das 'Neo Magazin Royale' zukünftig als Satiresendung zu kennzeichnen." Für die Moderation des "heute journals" werde Jan Böhmermann "sicherheitshalber vorerst ausgeschlossen." In einem Tweet äußerte sich der Sender ähnlich. Da heißt es: "Wir erwägen künftig bei allen neomagazin-Ausstrahlungen (...) den Warnhinweis „Vorsicht Satire!“ zu platzieren. #varoufake."

Satire darf bekanntlich alles, als Scherz verstand das aber trotzdem nicht jeder: Die für die Sendung "Günther Jauch" verantwortliche Produktionsfirma forderte am Vormittag via Pressemitteilung von Böhmermann und dem ZDF Beweise für dessen Behauptung. Man erwarte, dass diese in "kürzester Zeit vorgelegt werden" und halte weiter an der Einschätzung verschiedener Experten fest, die das Video mit dem Stinkefinger für authentisch halten. Böhmermann veröffentlichte unterdessen auf Youtube ein Statement, in dem er sagt: "Unser Video ist zu 100 Prozent echt. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Lügner." Auch das ist aber offensichtlich nur Satire.

Sehenswert ist das am Mittwochabend von Böhmermann veröffentlichte "Enthüllungs-Video" zum Varoufakis-Mittelfinger trotzdem. Böhmermann leitet es ironisch mit den Worten ein: „Wer faked denn so was? Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass das eventuell eine kleine gebührenfinanzierte Losershow war.“ Er ergänzt: „Und so haben wir's gemacht.“

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Dann folgt eine detaillierte Beschreibung, wie die Redaktion angeblich bei der Fälschung vorging. Es wird ein gewisser Pat M. gezeigt, der vor einem Greenscreen sitzt und als Armdouble fungiert haben soll. "Das waren schon sehr aufwändige Dreharbeiten. Ich musste zwei Tage lang immer 'so' machen", sagt er und zeigt den Stinkefinger. Anschließend ist ein Mitarbeiter zu sehen, der am Computer das Varoufakis-Video bearbeitet. Er erklärt: "Hier kann man zum Beispiel sehen, wir können die Hand frei platzieren, um zu sehen, wo genau sie dran passt."

Hilfe soll Böhmermann bei seinem Coup vor allem von einer Mitarbeiterin bekommen haben, die den Kontakt zu den Organisatoren des Subversive-Festivals in Zagreb herstellte, bei dem Varoufakis 2013 einen Vortrag hielt. So wollte Böhmermann das neue, bereits mit Stinkefinger präparierte Video erneut in Umlauf gebracht haben - über den Kanal von Skripta TV. Die Redaktion von Günther Jauch hätte es von dort übernommen haben können - ohne es zumindest vorab auf Echtheit zu überprüfen.

Pat M. soll Jan Böhmermann als Armdouble für Varoufakis gedient haben.
Pat M. soll Jan Böhmermann als Armdouble für Varoufakis gedient haben.

© Tsp

Jauch hatte das Video am Sonntagabend ausgestrahlt, das zeigen soll, wie Varoufakis Deutschland symbolisch den ausgestreckten Mittelfinger zeigt. Varoufakis bezeichnete das Video bei Jauch umgehend als manipuliert. Die Redaktion der Talkshow gab am nächsten Tag allerdings bekannt, sie habe das Video überprüft und halte es für echt. Thomas Gloe, der Geschäftsführer von „Dence, Fälschungserkennung bei digitalen Bildern, Videos und Audio“ hatte auch im Gespräch im Tagesspiegel gesagt, dass er das Video für authentisch halte und erklärt, wie man eine Fälschung erkennt.

Zuvor hatte sich der griechische Finanzminister erneut bei Twitter zu Wort gemeldet: Er forderte eine offizielle Entschuldigung von Günther Jauch, weil dieser mit dem gefälschten Video versucht habe, eine "griechische Stimme zum Schweigen zu bringen, die vermitteln will". Wie er jetzt auf die Satire-Enthüllung reagiert, ist noch unklar. (mit dpa)

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Die nächste Sendung mit Jan Böhmermann läuft am heutigen Donnerstagabend um 22.15 Uhr auf zdf_neo.

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