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So viel Realismus wie mit der Playstation Vita, die am Donnerstag in den Handel kommt, war nie.

© picture alliance / dpa

Jede Menge Action: Das Milliardenspiel mit Mobilkonsolen

Mit der Playstation Vita läutet Sony im Wettstreit um die erfolgreichste Unterhaltungsplattform die nächste Runde ein.

Die Tempelruine liegt direkt am Rand der Schlucht, ein Wasserfall donnert hunderte Meter in die Tiefe. Nathan Drake, der athletische Abenteurer und Schatzjäger, hangelt sich todesmutig über einen Abgrund in diesem Teil des mittelamerikanischen Dschungels. Drake ist der Titelheld des Actiongames „Uncharted“, sein neuestes Abenteuer bestreitet er auf der Playstation Vita. Wenn die neue Taschenkonsole von Sony am kommenden Mittwoch verkauft wird, kommt bei den Hardcore-Gamern Weihnachtsstimmung auf. Vier Prozessorkerne zaubern eine opulente Grafik auf das Display mit seinem HD-Feeling. So viel Realismus hat es nie zuvor auf so kleinem Raum gegeben.

Vor acht Jahren war Sony erstmals angetreten, dem übermächtigen Rivalen Nintendo mit seinen Gameboys auf dem Feld der mobilen Spielekonsolen Konkurrenz zu machen. Mit der Playstation Portable war Sony dies seinerzeit allerdings nicht gelungen, nun nimmt der Elektronikkonzern mit der Playstation Vita erneut Anlauf, Nintendo die Königskrone abzunehmen. Immerhin werden weltweit inzwischen über 30 Milliarden Dollar pro Jahr mit elektronischen Spielen umgesetzt. Allerdings haben Sony und Nintendo ein gemeinsames Problem: Für das gelegentliche Spielen reichen vielen Daddelfans inzwischen Smartphones und Tablet-PCs mit den preiswerten Spiele-Apps aus.

Auf dem japanischen Markt ist die Playstation Vita bereits im Dezember in den Handel gekommen – der durchschlagende Erfolg blieb aus. Zwar legen seither die Verkäufe Woche für Woche leicht zu, aber gegen Nintendos 3DS konnte das Sony-Gerät bislang nichts ausrichten. Nintendos Handheld-Konsole verkauft sich aktuell drei bis vier Mal besser.

Dabei war anfangs auch der 3DS hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Nintendo-Präsident Satoru Iwata hat inzwischen zerknirscht zugegeben, dass Fehler gemacht worden seien. Vor allem die zu geringe Zahl attraktiver Spiele beim Start der 3-D-Konsole machte er für schleppenden Verkauf verantwortlich.

Diesen Fehler hat Sony vermieden. Zum Vita-Start sind gut 20 Spiele verfügbar. Im Einzelhandel kosten die Titel zwischen 30 und 50 Euro, im Digitalvertrieb über das Sony Entertainment Network sollen die Sony-Titel um zehn Prozent günstiger angeboten werden. Das Genre-Sortiment ist breit gefächert: Es reicht von Action-Adventures über Renn- und Sportspiele bis hin zu Rhythmus- und Geschicklichkeitsspielen.

Die Vita ist bis zum Rand vollgepackt mit Technik

Ihre Playstation Vita haben die Japaner bis zum Rand mit Technik vollgepackt. Als grafische Messlatte dient die Playstation 3: Wer gerne an der Heimkonsole aufwendig inszenierte Action-Games bevorzugt, soll dies künftig auch unterwegs können. Sony stattet die PS Vita mit einem schnellen Vierkernprozessor und einem hochauflösenden OLED-Bildschirm aus – genug, um selbst bei hoher Spielgeschwindigkeit noch eine gestochen scharfe Grafik zu liefern. Die eigentliche Besonderheit der PS Vita ist aber ihre Vielfalt an Eingabemöglichkeiten. Neben den herkömmlichen Controllern – zwei Analogsticks für stufenlose Richtungsänderungen, ein Steuerkreuz, vier Eingabetasten und zwei Schultertasten – bietet die Vita gleich zwei Touchscreens: den OLED-Bildschirm auf der Vorderseite und eine berührungsempfindliche Fläche auf der Rückseite. Sie erlaubt völlig neue Spielkonzepte. Im Rennspiel „ModNation Racers: Road Trip“ etwa zeichnet man auf der Vorderseite einen Rundkurs, während man auf der Rückseite die Höhenunterschiede des Terrains festlegt.

Ganz billig ist Playstation Vita nicht. Das Modell mit Wireless-Lan kostet 249 Euro, das Mobilfunk-Modell mit 3G-Empfang ist für 299 Euro zu haben. Beide Modelle verfügen über Kameras auf Vorder- und Rückseite, ein integriertes Mikrofon und Stereolautsprecher. Telefonieren kann man mit der PS Vita zwar nicht, wohl aber Mails abrufen und im Internet surfen. Mit der „Near“-App können sich Vita-Nutzer auf der Straße erkennen und virtuelle Gegenstände austauschen. Ein Manko der 280 Gramm schweren Konsole ist die kurze Akkulaufzeit – sie beträgt gerade mal drei bis fünf Stunden. Die größte Schwäche der PS Vita ist jedoch, dass sie keinen internen Speicher besitzt, man also eine spezielle Speicherkarte kaufen muss. Die sinnvolle Variante mit 16 Gigabyte kostet 50 Euro.

Eines der Vita-Zugpferde ist das Action-Adventure „Uncharted: Golden Abyss“, das die technischen Möglichkeiten der neuen Konsole am besten ausreizt. Schon auf der Playstation 3 waren die Abenteuer des Glücksritters Nathan Drake ein voller Erfolg: Fans der „Uncharted“-Reihe schätzen vor allem die spektakulären Schauplätze und den Humor, der stark an Indiana-Jones-Filme erinnert. In „Golden Abyss“ (ab 16 Jahren, 50 Euro) begibt sich Nathan erneut auf Schatzsuche. Das Geschicklichkeitsspiel „Lumines“ (ab sechs Jahren, 40 Euro) ist eine gelungene Weiterentwicklung des klassischen Tetris-Prinzips. Zweifarbige Blöcke fallen vom oberen Bildschirmrand herab und müssen so gestapelt werden, dass farbige Quadrate entstehen. Mit „Fifa Football“ (keine Altersbeschränkung, 50 Euro) debütiert die weltweit erfolgreichste Fußballsimulation auf der Vita. Auch hier zeigt die neue Konsole, was sie kann: Die Texturen sind scharf, die Animationen flüssig, die Spielergesichter gut getroffen. Per Touchscreen kann der Spieler Pässe und Flanken schlagen, die erstaunlich präzise ihr Ziel finden.

Kurz vor dem Start der Vita hat Nintendo den im vergangenen Jahr gestarteten 3DS durch das Circle Pad Pro aufgewertet. Dieser Untersatz bietet eine zweite 3-D-Steuereinheit und zusätzliche Schultertasten. Zudem erhält die Konsole durch den Zusatz die Form eines ausgewachsenen TV-Controllers, was eine bessere Handhaltung erlaubt. Beim Shooter „Resident Evil Revelations“ (USK ab 16 Jahren, zusammen mit dem Circle Pad 80 Euro) wird mit dem Analogstick des 3DS der Spieler durch die Gänge des von Zombies bevölkerten Schiffes gesteuert. Mit dem Stick auf der rechten Seite kann der Spieler besser um Ecken schauen und seine Waffe auf ein Ziel richten. Noch ist allerdings die Auswahl an Spielen, die das rund 20 Euro teure Circle Pad Pro unterstützen, begrenzt. Neben „Resident Evil“ handelt es sich um „Kid Icarus: Uprising“ und „Monster Hunter 3G“.

Unterdessen wird der Wettbewerb mit den Smartphone- und Tablet-Konkurrenten heftiger. Immer mehr Titel für diese Plattformen werden inzwischen als Free-to-Play-Spiele angeboten. Gerade hat Electronic Arts die erfolgreiche Sozial-Simulation „Die Sims“ als Kostenlos-Spiel auch für die Handys mit Googles Android-System veröffentlicht. Die Basisversion ist kostenlos, nur für Premium-Inhalte wie zusätzliche virtuelle Gegenstände oder zeitsparende Abkürzungen muss gezahlt werden. Es muss sich somit zeigen, wer da noch eine Playstation Vita oder einen Nintendo 3DS braucht.

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