zum Hauptinhalt

Pseudochristliche Internetseite: Hass und Hetze im Namen der Kirche

Die pseudochristliche, verfassungsfeindliche Internetseite kreuz.net versammelt reaktionäre Katholiken. Jetzt wächst der Widerstand gegen die Macher der Plattform.

Sie sind die Salafisten unter den Katholiken, die Schreiber und Macher der verfassungsfeindlichen, pseudochristlichen Internetseite kreuz.net. Sie gehören zum reaktionären, fundamentalistischen Rand der katholischen Kirche und hetzen seit acht Jahren gegen Schwule, Juden, Muslime und gegen alles, was als gesellschaftlich fortschrittlich gilt. Ihr Hass richtet sich auch gegen die Mehrheit in ihrer eigenen Kirche, gegen alle Bischöfe, Pfarrer und Kirchenmitarbeiter, die sich dem Zweiten Vatikanischen Konzil verpflichtet fühlen, mit dem die katholische Kirche in den 60er Jahren die Fenster zur Moderne aufgestoßen hat. Lediglich wenn es um Papst Benedikt geht, zügeln die Schreiber ihre Verachtung, denn sie geben ja vor, für „die Wahrheit in der katholischen Kirche“ zu stehen.

Nun könnte es den Machern des Hetzportals an den Kragen gehen.

Vor einem guten Monat haben der Berliner Bruno-Gmünder-Verlag und der katholische Theologe David Berger die Domain „stopptkreuznet.de“ ins Leben gerufen und 15 000 Euro „Kopfgeld“ ausgesetzt für Hinweise, die zu den Machern der Plattform führen.

David Berger ist kein Unbekannter in der rechtskatholischen Szene. Bis vor zwei Jahren leitete er eine in diesen Kreisen prominente Zeitschrift, dann outete er seine Homosexualität und beklagte öffentlich den „scheinheiligen“ Umgang der Kirche mit Homosexuellen. Damit wurde er zum Feind der reaktionären Szene und zu einem der bestgehassten Opfer von kreuz.net.

Nach Aussetzung der Belohnung sind über 600 Hinweise eingegangen. Die meisten führten zu nichts, aber etwa 60 Hinweise seien aus dem Umfeld von Kirchenmitarbeitern gekommen und von Angestellten bei Internetservern, die Einblick in die Arbeit von kreuz.net nehmen können, aber nicht deren Ideologie teilen. „Ausgehend von diesen Hinweisen konnten wir Rückschlüsse auf die Hintermänner der Internetseite ziehen“, sagt Berger. Vor einer Woche hat er der Berliner Staatsanwaltschaft eine Liste mit fünf Namen der mutmaßlichen Verantwortlichen übergeben. Drei leben in Österreich, einer sei Deutscher und einer Schweizer. Die Liste wurde mittlerweile auch an Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen weitergeleitet.

Das Brisante an der Liste: „Vier der fünf Macher sind katholische Diözesanpriester“, sagt Berger. Sie betreiben ihre Hetze unter dem Dach der Amtskirche. Auch ein Priester der Diözese Wien soll darunter sein, der eine Rechnung offen habe mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Der Kardinal wurde schon häufig auf der Seite verunglimpft. Unter den anonymen Schreibern seien etliche Piusbrüder, sagt Berger. Konkrete Namen nennt er nicht, um die staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht zu gefährden.

2004 ging kreuz.net zunächst mit erzkonservativen Beiträgen an den Start. Reaktionär bis extremistisch wurden die Artikel erst seit zwei, drei Jahren. Mittlerweile sieht auch der Verfassungsschutz eine Bestrebung gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung, die „die Grenze zur Strafbarkeit überschreitet“, wie Heinz Fromm, der frühere Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, dem Grünen-Abgeordneten Volker Beck auf eine Anfrage antwortete.

Strafrechtlich relevante Äußerungen finden sich auf kreuz.net auch über den Schauspieler Dirk Bach. „Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle“, konnte man dort einen Tag nach seinem Tod lesen. Mittlerweile heißt es, etwas abgemildert, er sei „zur Hölle gefahren“.

Immer wieder hatte es Versuche gegeben, Autoren und Verantwortlichen der Seite auf die Spur zu kommen. Auch die Deutsche und die Österreichische Bischofskonferenz, die sich von der Hetzseite klar distanzieren, bemühen sich, wie sie sagen, schließlich ziehe kreuz.net die gesamte Kirche in den Dreck. Die Deutsche Bischofskonferenz hat Anzeige gegen unbekannt erstattet.

„Wir sind bestürzt, mit welchen IT-Spezialisten kreuz.net zusammenarbeitet und wie viel Geld dahintersteckt. Die Seite wird von großen IT-Firmen gestützt“, sagt David Berger. Um unentdeckt zu bleiben, verlagere man kreuz.net bis zu drei Mal am Tag auf Server in andere Länder, etwa aus den USA nach Rumänien und zurück. David Berger und Bruno Gmünder hatten der Deutschen Bischofskonferenz in einem offenen Brief angeboten, bei der Suche nach den Verantwortlichen zusammenzuarbeiten. Sie fragten, ob die Bischöfe vielleicht die ausgesetzte Belohnung erhöhen wollten. „Auch über andere eindeutige Signale der Unterstützung des Kampfes gegen kreuz.net würden wir uns freuen“, hieß es in dem Brief. Die Bischofskonferenz weist das Ansinnen zurück: „Wir sind seit 2009 an dem Thema dran und machen unsere eigenen Recherchen. Herr Berger hat sich mit seinen Ergebnissen bei uns nicht gemeldet.“.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false