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Beschwerden beim Pressererat: Klagerekord zu Duisburg und „Titanic"

1700 Beschwerden gehen 2010 beim Deutschen Presserat ein.

Noch nie zuvor sind beim Deutschen Presserat so viele Beschwerden eingegangen wie 2010. Knapp 1700 Mal wurden bei dem Organ Berichte von Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien beanstandet, das sind rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr, sagte der Sprecher des Presserats, Bernd Hilder, am Montag in Berlin.

240 Beschwerden – die meisten davon gegen Boulevardmedien – gab es über die Berichte zum Loveparade-Unglück in Duisburg im Juni 2010. 200 Klagen bezogen sich auf ein Titelbild der Satirezeitschrift „Titanic“ zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. 41 Rügen wurden 2010 erteilt, 2009 waren es noch 30 gewesen.

Für dieses Jahr rechnet der Presserat mit einem Rückgang der Beschwerden auf etwa 1200 Stück. Bisher ragen zwei Ereignisse heraus: 18 Klagen gingen gegen eine Foto-Love-Story der „Bravo“ ein, in der eine Vergewaltigung eines Mädchen offensichtlich verharmlost wird. 16 Beschwerden gab es zu den Berichten über den Amoklauf im Juli in Norwegen.

Anstoß des Ärgers sei oft, dass bei Amokläufen und Unglücksfällen Fotos und Namen von Opfern veröffentlich würden. „Nur weil Menschen zufällig Opfer eines schrecklichen Verbrechens oder eines Unglücks werden, rechtfertigt dies nicht automatisch eine identifizierende Berichterstattung über ihre Person“, sagte Hilder. Im Fall von Norwegen habe das Persönlichkeitsrecht der Opfer ein mögliches Informationsinteresse der Leser überlagert. Eine nichtöffentliche Rüge und eine Missbilligung sei auf die Beschwerden hin ausgesprochen worden, sagte Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Presserats.

Um an Bilder und Namen der Opfer zu gelangen, bedienten sich vor allem Boulevardmedien oft sozialer Netzwerke wie Facebook. „Hier handelt es sich aber um einen geschlossenen sozialen Raum, die hier veröffentlichten Informationen sind nicht gedacht, an die Öffentlichkeit zu gelangen“, sagte Hilder. Sonja Pohlmann

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