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Ed Sheeran sorgt bei Spotify für gigantische Abrufzahlen.

© dpa, Ennio Leanza

Kreative stellen klar: „Kein Spotify ohne Ed Sheeran“

Die Medienwirtschaft erinnert vor der Wahl an die Bedeutung der Inhalte für die Digitalwirtschaft. Bislang sei die deutsche Politik in Brüssel zu zaghaft gewesen.

Ed Sheeran ist einer der erfolgreichsten Singer-Songwriter in Europa. „Wir freuen uns darüber, dass er eine halbe Milliarde Streams auf Spotify hat, aber gleichzeitig wird klar: Gäbe es Ed Sheeran nicht, gäbe es auch kein Spotify“, sagte Dieter Gorny, Chef des Bundesverbandes Musikindustrie, anlässlich der Unterzeichnung eines Positionspapiers, mit dem die deutsche Medienwirtschaft die Politik im Wahljahr dazu aufruft, sich auf europäischer Ebene für die Belange der Kreativen einzusetzen. „Es sind Inhalte, die die Technologie bedingen“, sagte Gorny weiter und ergänzte: „Mit diesem neuen Selbstbewusstsein sollten wir vorangehen, weil diese Balance wichtig ist für den Aufbruch Europas in eine digitale Zukunft.“

Das Positionspapier stammt von der Deutschen Content Allianz. Darin haben sich neben der Musikindustrie noch eine Reihe anderer Medienbereiche organisiert. Dazu gehören die im VPRT zusammengeschlossenen privaten Rundfunk- und Fernsehanbieter, die Zeitungs- und Zeitschriftenverleger, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Gema als Vertreter von Komponisten und Songwritern sowie der Deutsche Drehbuchschreiber-Verband. Insgesamt repräsentieren diese Branchen eine Wirtschaftsleistung von 150 Milliarden Euro im Jahr, die von 1,6 Millionen Mitarbeitern erzielt wird.

Von der Politik fordert die 2009 gegründete Organisation ein klares Bekenntnis zum Schutz des geistigen Eigentums sowie fairen Wettbewerb. Bisher habe es aus Deutschland auf europäischer Ebene lediglich zaghafte Stellungnahmen dazu gegeben, sagte der Koordinator der Allianz und Vertreter der Privatsender, Jürgen Doetz. In Brüssel heiße es immer wieder, „wir wissen nicht, wie die Deutschen dazu stehen“, sagte der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, Mathias Döpfner. Als eine Absage an die Idee des deutschen Leistungsschutzrechtes will Döpfner das Positionspapier indes nicht verstehen. Vielmehr hofft der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer darauf, dieses Recht auf europäischer Ebene zu verankern. Nach der Verabschiedung des Gesetzes in Deutschland habe Google angekündigt, Medien aus ihren Suchergebnissen auszulisten, die nicht auf eine Bezahlung nach dem Leistungsschutzrecht verzichten. Springer habe dies zunächst nicht getan, wodurch der Traffic von der Google-Suche um 80 Prozent eingebrochen sei. Auf nationaler Ebene sei Google mit dieser Strategie erfolgreich gewesen, auf europäischer Ebene funktioniere das nicht, hofft Döpfner.

Überhaupt beklagen die Vertreter der Content Allianz, dass bei der Digitalisierung die Interessen der Technik-Konzerne im Vordergrund stünden und die Kreativen nicht genügend gehört würden. Konkret geht es um die Reform des europäischen Urheberrechts, über die derzeit im EU-Parlament debattiert wird. „Inhalte sind kein Beiwerk technologischer Entwicklungen, sondern ihr wesentlicher Treiber“, so Jürgen Doetz.

Eine Stärkung der Rechte der Urheber und eine faire Teilhabe an den Einkünften fordert auch Jan Herchenröder für die Gilde der Drehbuchschreiber. Für die Erstellung eines Drehbuchs benötige der Autor anderthalb bis zwei Jahre, rechnet Herchenröder vor. Mit dem Geld, das er dafür bekommt, könne man zwar durchaus leben. Doch um ein Drehbuch verkaufen zu können, benötige dieser Autor den finanziellen Freiraum, um mehrere anderen Ideen und Projekte frei entwickeln zu können.

Auf eine nach Ansicht von Buchverlegern besondere Fehlentwicklung machte Alexander Skipis vom Börsenverein aufmerksam. Es geht um einen Gesetzentwurf der Bundesregierung zur „Wissenschaftsschranke“, nach der zum Beispiel ein Universitätsprofessor seinen Studenten Teile von wissenschaftlichen Werken im Intranet der Universität ohne Absprache mit dem Urheber oder den Verlagen zur Verfügung stellen kann. Dadurch würden den Verlagen erhebliche Einnahmen entgehen, was die Bereitschaft zu weiteren Investitionen nicht gerade fördere, so Skipis. Kurt Sagatz

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