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Wie nah ist die Fiktion an der Wirklichkeit? Hassan Nidal (Dar Salim, v.l.) ist im Tatort" „Anführer“ eines kriminellen Clans, zu dem auch Mesut „Sunny“ Sömnez (Matthias Weidenhöfer) und Mo Nidal (Hassan Akkouch) gehören.

© Radio Bremen

Kritik nach Bremer "Brüder"-Ausgabe: Bedient der "Tatort" bloß ein Klischee?

Fürs Erste ist der Bremer "Tatort" am Sonntagabend ein Erfolg gewesen. Mehr als zehn Millionen Zuschauer schalteten ein. Doch dem früheren Polizeipräsidenten und heutigen Innenstaatsrat der Hansestadt hat die Folge gar nicht gefallen.

Mehr als zehn Millionen Zuschauer haben am Sonntag den Bremer "Tatort: Brüder" verfolgt, doch dem Innenstaatsrat der Hansestadt hat die Folge gar nicht gefallen. Der Krimi könne „zur „Stigmatisierung“ beitragen, sagte Holger Münch.

Drogen, Prostitution, Waffen – die Familie hat überall ihre Finger im Spiel

Die Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) mussten einen Fall lösen, bei dem es um Clan-Kriminalität ging. Im Mittelpunkt stand dabei die Familie Nidal, die türkisch-libanesische Wurzeln und nun in Bremen ihren Hauptsitz aufgeschlagen hat. Drogen, Prostitution, Waffen – die Familie hat überall ihre Finger im Spiel. Können sich Clan-Mitglieder dauerhaft von ihrer Umgebung lösen, gehörte zu den zentralen Ermittlerfragen.

Einmal dazugehörig, immer dazugehörig?

Und hier sieht der Innenstaatsrat Münch lediglich ein Klischee dargestellt. Ein Mann, der den Absprung fast geschafft habe, werde am Ende wieder kriminell, ganz nach dem Motto: Einmal dazugehörig, immer dazugehörig. „Genau das ist es ja, was wir nicht brauchen an Botschaften“, sagte Münch, der früher auch Polizeipräsident in Bremen war.

Mit der fiktiven Familie Nidal spielt der Krimi auf die Gruppe der ursprünglich aus der Türkei stammenden Mhallamiye an, die in Bremen in etwa 30 Großfamilien etwa 2600 Mitglieder umfasst. „Wir sind den Nachwuchs angegangen, damit sie schlechten Vorbildern nicht nacheifern“, sagte der Staatsrat. Man habe sich um die „großen Brüder“ gekümmert, von denen der „Tatort“ handele.

Alleine 2012 seien 86 Haftbefehle vollstreckt worden. „Wir haben einen Rückgang an schweren Straftaten mit Wirkung auf die jüngere Generation und Beruhigung im öffentlichen Raum.“ Positive Vorbilder sollten jedoch gestärkt werden, es gebe Akademiker, Kfz-Meister und Restaurantbesitzer unter ihnen.

Nach Münchs Überzeugung ist die Gleichsetzung eines Clans mit ihren herausragenden kriminellen Köpfen ein großes Problem. „Ich befürchte, dass man alle Menschen aus einer bestimmten Gruppe oder mit einem bestimmten Namen für Kriminelle hält.“ (mit dpa) Sonja Álvarez

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