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Bei „log in“ im ZDF-Hauptstadtstudio (gr. Bild) zählt auch die Meinung des Publikums. Für „The Voice of Germany“ (r. o.) werden die Standing Ovations geprobt. Und bei Kurt Krömer im Berliner Ensemble weiß man nie, was einen erwartet. Fotos: ZDF, RBB, ProSiebenSat1

© Jürgen Detmers

Live dabei als Saalpublikum: Klatschen und Kreischen für die TV-Kameras

Wie es dem Saalpublikum bei den zahlreichen TV-Aufzeichnungen und Live-Shows in Berlin ergeht. Ein Erlebnisbericht.

In den TV-Studios in und um Berlin entstehen diverse Fernsehshows, Polit-Talks und Comedyformate. Unverzichtbarer Bestandteil solcher Sendungen ist das Saalpublikum. Doch was erlebt man, wenn man sich als Zuschauer in diese TV-Produktionen begibt? Gibt es Unterschiede zwischen den privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern? Wir haben es ausprobiert und uns dazu in einen ZDF-Talk, eine RBB-Show und eine ProSiebenSat1-Sendung gesetzt.

„log in“ im ZDF-Hauptstadtstudio

Eingeloggt – genauso fühlt man sich als Zuschauer im ZDF-Hauptstadtstudio bei der Talkshow „log in“, die jeden Mittwoch live um 22 Uhr 25 auf ZDFinfo übertragen wird. Tasche, Jacke, Handy – alles muss vor dem Einlass an der Garderobe abgegeben werden. Gerade in dieser Sendung, die sich durch Tweets und Posts profiliert, sind keine Smartphones erlaubt. In der Wartezeit vor der Show gibt es dafür aber Freigetränke und Naschteller für das Studiopublikum. Bevor es richtig losgeht, checkt das Security-Personal mit Metalldetektoren noch einmal, ob auch wirklich keine Waffen und Handys in den Hosentaschen versteckt sind. Die Rechte an Filmaufnahmen werden mit einem Häkchen auf dem Ticket an den Sender abgegeben.

Die Talkshow selbst ist spannend, das Meinungsspektrum der Gäste vielseitig und das Publikum wird gut eingebunden. Der Raum füllt sich bei dieser ZDF-Show oft mit Schulklassen. Ab und zu kippt ein Mädchen zu dieser späten Ausstrahlungszeit auch mal um, erzählt ein Zuschauer, der schon öfter dabei war. Die kostenlosen Karten für „log in“ können bei tvtickets.de oder dem ZDF gebucht werden. Im Hauptstadtstudio des ZDFs wird auch das „ZDF-Morgenmagazin“ (kostenlos), der Polit-Talk „Maybrit Illner“ (zwölf Euro) sowie das Kulturformat „aspekte“ (kostenlos) produziert.

Kurt Krömer im Berliner Ensemble

Weitaus witziger ging es bei der Aufzeichnung der „Kurt Krömer Late Night Show" vom RBB im Berliner Ensemble zu. Trotz Hitze ging die Produktion im Theatersaal ohne langes Warten auf Karten und nervige Sicherheitskontrollen vonstatten, auch Garderobe und Smartphones durfte man behalten. Freigetränke gab es bei den sommerlichen Temperaturen jedoch keine, dafür die Bar des Berliner Ensembles. Ausschließlich auf die RBB-Fruchtgummis konnte man zurückgreifen.

Krömers Impro-Humor ging jedoch unerwartet schnell in nur 30 Minuten über die Bühne. Echt, das war’s schon? Ja, denn direkt im Anschluss wird die nächste Sendung eingespielt. Ausgestrahlt werden die acht Folgen der dritten Krömer-Late-Night-Staffel ab Oktober in der ARD. Ein Teil der Tickets wurde vom RBB verlost, der reguläre Preis betrug 11,50 Euro. Die Plätze in der Zweierloge waren für Ticketgewinner reserviert.

Von den Sendungen mit Publikumsbeteiligung produziert der RBB bis zum 14. August den „zibb Sommergarten“ in Babelsberg. Im RBB-Fernsehzentrum am Funkturm gibt es ab September wieder Karten für „Thadeusz und die Beobachter“ (fünf Euro) sowie „rbb Praxis“ mit Raiko Thal (kostenlos).

„The Voice“ aus den Studios Berlin

Die Aufzeichnungen der Songcontestshow „The Voice of Germany“ von ProSieben und Sat 1 sind ein Massenerlebnis. Bei den sogenannten Blind Auditions, den ersten Sendungen im Verlauf der Staffel, sitzen über 600 Zuschauer in den Reihen – bei den Live-Shows später noch mehr. Schon der Weg zum „Studio Berlin“ in Adlershof gleicht einer kleinen Odyssee. Bereits zwei Stunden vor Beginn der Aufzeichnung gilt Anwesenheitspflicht. Spätestens an der Garderobe geht das Gedrängel los. Überhaupt: Warum muss man bei 13 Euro Eintritt noch für die Garderobe extra zahlen? Natürlich muss dort wieder alles inklusive Smartphone abgegeben werden. Schafft es doch jemand, das Handy mit ins Studio zu nehmen, droht der Rausschmiss. Vor der Sendung gibt es Getränke und Snacks an der Bar, gegen Bezahlung. Schließlich handelt es sich um kommerzielles Fernsehen. Im Studio selbst wird das Publikum auf Trink-Diät gesetzt.

Die Hälfe der Zuschauer sind hartnäckige Fans. Einige sind schon seit der ersten Staffel dabei. Die Tickets sind schon Tage vorher ausgebucht, denn für Anhänger ist es ein Erlebnis: „Knapp zehn Euro für fünf Stars und eine gute Show“, formuliert es ein Fan. Nach zwei Stunden Wartezeit, Security-Check und einem aufheiternden Warm-up geht es endlich los. Auf der Bühne machen Stars und Talente Stimmung. Leider flacht diese immer wieder durch die Wartezeit zwischen den Kandidaten ab, in der Zuschauer bloß leise am Platz bleiben sollen.

Die angesagte Aufzeichnungszeit dient der groben Orientierung, es wird kräftig überzogen. Einige Zuschauer verlassen bereits vor Showende das Studio. Bei den Live-Shows später geht dies jedoch nicht, leere Plätze sind nicht telegen. Aber auch sonst werden die Zuschauer so positioniert, dass es auf dem Bildschirm am besten aussieht. Nach insgesamt sechs Stunden geht es – zwar erschöpft, aber trotzdem erheitert – nach Hause.

Weitere Shows nicht nur in Berlin

Im Studio Berlin werden auch Shows für die ARD wie „Hart aber fair“ (kostenlos), „Anne Will“ (zwölf Euro) oder „Klein gegen Groß“ (ab zwölf Euro) produziert, die aber momentan in der Sommerpause sind. Auch die n-tv-Sendung „Das Duell“ pausiert, für die man mit neun Euro im RTL Hauptstadtstudio dabei sein kann. Oder der Polit-Talk „Günther Jauch“ im Gasometer in Schöneberg für zwölf Euro. Shows wie „Got to Dance“ (ProSieben), die „heute show“ (ZDF) oder „Das Supertalent” (RTL) werden in anderen Städten wie Köln oder Bremen produziert.

Lisa Fritsch

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