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DFB-Präsident Wolfgang Niersbach kann jetzt beides gebrauchen: gute PR und Journalismus, der die Arbeit des DFB-Chefs gut findet

© dpa

MEDIA Lab: Der Preis der Ungleichheit

Die Macht in der öffentlichen Kommunikation verlagert sich immer mehr vom Journalismus zur PR

Zwei Workshops. Beide in Berlin, in derselben Woche. Beide mit dem Ziel, Forscher und Medienpraktiker an einen Tisch zu bringen, zu einem ähnlichen Thema: Montags eruierte die „Initiative Qualität“ (IQ), wie sich künftig Journalismus finanzieren lässt, und schleuderte allen, die ihr Nachrichtenmenü gerne weiter gratis serviert bekämen, ihr trotziges „Qualität hat ihren Preis“ entgegen. IQ ist nicht nur ob des Kürzels bemerkenswert. Sie ist der einzige Club, der ein verstreutes Häuflein meist verbandlich organisierter Aufrechter über die Gräben der Journalistengewerkschaften und Verlegerverbände vereint. Die Rettungsanstrengungen von IQ zugunsten des hochwertigen Journalismus sind redlich und immer irgendwie rührend, aber nicht mit den nötigen Ressourcen unterfüttert.

Freitags kam die „Akademische Gesellschaft für Unternehmensführung & Kommunikation“ zusammen und beschäftigte sich mit der „Wertschöpfung durch Kommunikation“. Rund 30 deutsche und internationale Großunternehmen tragen diese Initiative. Auffällig wurde wieder die Machtverschiebung in der öffentlichen Kommunikation. Hier eben nicht nur schrumpfende Redaktionen und Recherchekapazität, sondern auch schwindsüchtige Infrastrukturen: Abbau von Lehrstühlen, Verlagerung der Journalistenausbildung an Fachhochschulen, viel zu wenig Forschung, die journalistische Qualität und „Public Value“ von Journalismus misst – wie das immerhin in der kleinen Schweiz mit dem „Jahrbuch Qualität der Medien“ geschieht, das heute zum sechsten Mal publiziert wird. Kein Interesse der Medienkonzerne, kein funktionierender Forschungstransfer.

Es geht vom Journalismus zur PR

Dort ungestümer Ausbau: Unternehmenskommunikation und damit PR etabliert sich mehr und mehr an den Unis; die Industrie unterstützt das nachhaltig. Damit einhergehend ein „brain drain“, weg vom Journalismus, hin zur PR. Ob das Pendel je zurückschwingen wird?

Stefan Russ-Mohl

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