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Alles unter Kontrolle. Russlands Präsident Wladimir Putin mit Feuer, mit dem die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi eröffnet werden sollen.

© AFP

Medien in Russland: Der Kreml führt Regie

An kritischen Themen mangelt es nicht. Doch für russische Medien ist freie Berichterstattung über die Olympischen Winterspiele in Sotschi kaum möglich. Ein Lagebericht vier Monate vor Eröffnung der Spiele.

Nur vier Monate vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi gibt es viele kritische Themen, über die eigentlich berichtet werden müsste: über den Bau von Sportstätten im Naturschutzgebiet, Zwangsumsiedlungen, Ausbeutung von Gastarbeitern, die Wahl des Orts an der subtropischen Schwarzmeerküste für die Austragung der Winterspiele überhaupt. Doch in russischen Medien wird darüber kaum berichtet, kritisiert die Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“. Putins Einfluss auf die Medien sei ungebrochen.
Das staatlich gelenkte Fernsehen verschweige die Probleme meist und stelle vor allem Erfolgsmeldungen in den Vordergrund, heißt es in dem neuen Bericht „Der Kreml auf allen Kanälen“, der von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) am Montag in Berlin vorgestellt wurde. So gut wie nie komme es vor, dass das russische Fernsehen Missstände aufdecke und sich die Politik dann äußern müsse. Anlass für die Veröffentlichung war der Start des olympischen Fackellaufs in Moskau, der in vier Monaten Sotschi erreichen soll. Für den Bericht hatte die „ROG“-Pressereferentin Ulrike Gruska im Sommer in Berlin und Moskau rund 30 Interviews mit Journalisten, Medienexperten und Beobachtern geführt. Viele von ihnen, vor allem aus staatlichen und staatsnahen russischen Medien, hätten nur anonym Stellung beziehen wollen.

Erst wenn Putin Kritik übt, dürfen das auch die Medien tun

Themen wie Korruption beim Bau der Sportstätten würden in Russland in der Regel nur dann im Fernsehen aufgegriffen, wenn klar sei, „hier darf kritisiert werden“, heißt es in dem Bericht weiter. So sei die Korruption erst öffentlich thematisiert worden, als Kremlchef Wladimir Putin selbst die explodierenden Kosten und Bauverzögerungen kritisiert habe.

Grund für den weitgehend unkritischen Umgang russischer Medien mit den Winterspielen sei der weitreichende Einfluss der Regierung: Seit dem Amtsantritt Putins im Jahr 2000 habe der Kreml die landesweiten Fernsehsender wieder weitgehend unter seine Kontrolle gebracht, heißt es in dem Bericht. Damit versuche die Regierung, ihre Macht zu sichern und mit kontrollierten Bildern ihre Sicht auf die Welt zu vermitteln.
Die „systematische Unterdrückung unabhängiger Stimmen in russischen Medien“ stehe in deutlichem Widerspruch zum Image eines modernen und offenen Landes, als das sich Russland zu den Winterspielen in Sotschi präsentieren wolle, erklärte „Reporter ohne Grenzen“. Mit der Entscheidung für Russland trage nun auch das Olympische Komitee (IOK) Verantwortung dafür, dass demokratische Grundrechte während der Winterspiele gewahrt werden.

Ausbeutung und Umweltzerstörung sollten Thema sein

Das IOK müsse eine umfassende und freie Berichterstattung über die Olympischen Spiele sicherstellen und den Grundsatz der Pressefreiheit „weitaus deutlicher als bisher verteidigen“, fordert die Menschenrechtsorganisation. Die Medien müssten zudem bei Berichten über Sotschi auch kritische Themen wie Ausbeutung und Umweltzerstörung aufgreifen. sal/epd

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