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Ist der Kopf unterm Tuch frei oder unterdrückt? Nicht wenige meinen, das Kopftuch genüge, um das zu wissen.

© Maja Hittij/ picture alliance-dpa

Medien-Service: Journalisten-Handbuch klärt über Islam auf

Mit Negativ-Berichten immer auf der richtigen Seite? Ein neues Nachschlagewerk versammelt Fakten und Hintergründe zum Islam, vor allem dem deutschen.

Ein Handbuch für Journalisten soll die Berichterstattung über Islam und Muslime verbessern helfen. Erarbeitet haben es Wissenschaftlerinnen und Theologen, aber auch Journalistinnen und Verfassungsschutz-Mitarbeiter für den Mediendienst Integration. Der Dienst wurde 2012 gegründet, um die Qualität der Berichterstattung zur Einwanderungsgesellschaft zu heben und Medien rasch mit solidem Wissen zu versorgen.

Die Fakten stimmen immer öfter, der Rahmen nicht

Daten zum Islam seien gar nicht mehr das größte Problem, sagt Riem Spielhaus, Professorin für Islamwissenschaft in Göttingen und eine der Autorinnen: „Die Fakten stimmen heute meist in der Berichterstattung“, fraglich sei aber, ob auch die „Rahmung“ stimme. Schon ein Stichwort wie „Politischer Islam“ setze so einen Rahmen – wer frage schließlich nach dem politischen Christentum? So fasst der 160-Seiten-Band zwar auch die Geschichte des Islam zusammen, stellt die deutschen muslimischen Verbände vor und erklärt, was die fünf Säulen des Islams sind. Wichtiger waren den Autorinnen und Autoren aber „Zusammenhänge und Hintergründe“, wie die Geschäftsführerin des Mediendiensts, Rana Göroglu, erläutert – etwa was hinter der offiziellen Zahl von vier Millionen Muslimen in Deutschland steckt. Der Kulturanthropologe Werner Schiffauer, Verfasser des Kapitels „Islam und Demokratie“ hofft auf kreativen Umgang der Medien mit dem Band, die ja wie die Wissenschaft an der „Produktion von Wissen“ arbeiteten. Im Einzelfall könne das heißen, dass man keine gültige Antwort auf die Frage gebe, ob die eine oder Moscheegemeinde vertrauenswürdig sei oder nicht: "Das ist Ihre Aufgabe!" Aber man könne Journalistinnen und Journalisten Hinweise geben, worauf sie achten sollten, um sich selbst ein Urteil zu bilden. Zudem enthält der Band die Kontaktdaten vieler Fachleute, die für Fragen zur Verfügung stehen.

Özoguz: Halten Journalisten dem Druck aus dem Netz stand?

Gültige Wahrheiten kann das neue Handbuch schon deshalb nicht bieten, weil viel Datenmaterial alt ist – so die Zahl der Muslime – und neues noch fehlt. Oder weil auch „Bewertungen im Fluss“ sind (Spielhaus). So habe die autokratische Wende von Erdogans Türkei auch den Blick auf den deutschen türkisch-islamischen Verband Ditib getrübt. Gedruckt wurden daher erst einmal nur 350 Exemplare. Die Netz-Version will der Dienst laufend verbessern und hofft dafür auf Hinweise der Nutzer.

Die für Migration und Integration zuständige Staatsministerin im Kanzleramt Aydan Özoguz (SPD), die das Handbuch aus ihrem Etat gefördert hat, sagte, die Berichterstattung über den Islam sei nicht durchweg negativ, aber immer noch sei er "ein Thema, wo man immer auf der richtigen Seite ist, wenn man negativ berichtet". So entstünden "Bilder, die mit der Realität nichts merh zu tun haben, die aber nicht mehr wegzukriegen sind". Auch die Kommentare in den sozialen Medien, oft hasserfüllt gegen Muslime und ihre Religion, hätten den Druck auf die klassischen Medien verstärkt. Es stelle sich die Frage, so Özoguz: "Sind Medien so aufgestellt, dass sie dem standhalten können?"

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