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Gibt es weiter keine Einigung über die Bundesliga-Rechte, muss sich Sky vom Werbespruch "Alle Spiele, alle Tore" verabschieden.

© Arne Dedert/dpa

Update

Medienschlacht um Sport-TV: Sky und Discovery einigen sich in letzter Minute

Sky Deutschland sieht sich zwar als Sieger im Verhandlungspoker mit der Eurosport-Muttergesellschaft Discovery Communications. Doch in einer zentralen Frage steht eine Einigung noch aus: den 45 Bundesliga-Spielen, für die Eurosport die Pay-TV-Rechte hält.

Die ganz große Medienschlacht zwischen dem Pay-TV-Sender Sky und dem US-Medienkonzern Discovery Communications wurde nun doch in letzter Minute abgesagt. Kurz vor Ablauf der bestehenden Verträge haben sich Sky Deutschland und Discovery doch noch geeinigt, jedenfalls teilweise. „Wir freuen uns, dass Discovery Channel, Eurosport 1 HD, Eurosport 2 HD und Eurosport 360 HD auch in Zukunft über Sky in Deutschland und Österreich empfangbar sein werden“, erklärte Sky-Deutschland-Programmchef Elke Walthelm. „Die Vereinbarung wurde geschlossen, nachdem Discovery unseren Vorschlag akzeptiert hat, den wir ihnen vor über einer Woche unverändert unterbreitet haben. Dies ist ein sehr gutes Ergebnis für unsere Kunden“, so der Sky-Manager.

Worauf Sky allerdings nicht eingeht: In einer zentralen Frage besteht weder Konsens noch zeichnet sich eine schnelle Einigung ab. Eurosport hält von der kommenden Saison an die Pay-TV-Rechte an mehreren Dutzend Fußballübertragungen. Zu den 45 Partien gehören 40 Bundesligaspiele am Freitag, am Sonntag und am Montag. Hinzu kommen die Spiele der Bundesligarelegation sowie der Supercup. Gelingt es Sky nicht, Eurosport dazu zu bewegen, dieses Paket zusätzlich bei Sky zu übertragen, ist der Werbe-Claim „Alle Spiele, alle Tore“ hinfällig.

„Die Gespräche zu den 45 Spielen des Bundesliga-Rechtepakets A, für das Eurosport die Pay-TV-Rechte erworben hat, werden in den kommenden Wochen fortgeführt“, heißt es bei Discovery zu diesem Thema. Kommt eine Einigung nicht zustande, benötigen Fußballfans daher in der neuen Saison möglicherweise einen zweiten Decoder.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte die TV-Rechte von der Saison 2017/18 an aus kartellrechtlichen Gründen aufteilen müssen. Im Pay-TV bleibt Sky zwar der Hauptpartner, Sky wird 572 von 612 Spielen der Bundesliga und der 2. Bundesliga live über alle Verbreitungswege (Satellit, Kabel, IPTV, Web und Mobile) übertragen. Außerdem wird Sky erstmals sämtliche Spiele der 2. Bundesliga einschließlich aller Topspiele am Montagabend exklusiv und live übertragen. Die Freitagspiele der Bundesliga sowie die Relegation hat Sky jedoch an Eurosport verloren. Über einen Distributionsvertrag mit Eurosport könnte Sky dennoch erreichen, dass auch weiterhin das komplette Bundesliga-Angebot gezeigt werden kann. Eurosport könnte durch die Kooperation zudem die DFL-Auflage erfüllen, die Livespiele über mindestens drei Vertriebswege anzubieten.

Mit der jetzt geschlossenen Einigung bleibt hingegen sichergestellt, dass Sky-Kunden auch nach dem 31. Januar auf Discovery Channel Dokumentationen zu Natur, Abenteuer, Technik und Wissenschaft sowie auf Eurosport 1 HD, Eurosport 2 HD und Eurosport 360 HD Sportereignisse wie Tennis Grand Slam Turniere, Tour de France und Moto GP sehen können.

Neues Selbstbewusstsein durch Olympia

Dass es überhaupt zu dem öffentlich ausgetragenen Streit kommen konnte, hängt mit dem neuen Selbstbewusstsein von Discovery zusammen. Überraschend hatte sich der Medienkonzern von John Malone die weltweiten Fernsehrechte an den Olympischen Spielen zwischen 2018 und 2024 gesichert. Wie hart Discovery seitdem verhandeln kannte, zeigte sich insbesondere bei den Verhandlungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF, die zumindest einen Teil der Olympia-Wettbewerbe ins Free-TV holen wollten. Eine Einigung kam jedoch nicht zustande.

In beiden Fällen geht es nicht zuletzt um viel Geld. Die Verhandlungen zwischen Discovery und Sky betreffen nicht nur die vier Sender in Deutschland, sondern noch ein Dutzend Kanäle in Großbritannien, die bislang via Sky zu sehen waren. Nach Medienberichten wollte Discovery dafür künftig bis zu einer Milliarde Pfund, Sky bot hingegen nur einige hundert Millionen Pfund an.

Mit Olympia und der Bundesliga hören die Pläne von Discovery zudem nicht auf: Discovery-Geschäftsführerin Susanne Aigner-Drews hatte gerade erst am Dienstag weitere Investitionen angekündigt. „Discovery und Eurosport haben die Kraft und Stärke und Durchhaltevermögen, um weiterhin in relevante Rechte zu investieren“, sagte die für Deutschland zuständige Managerin. „Die Bundesliga und die Olympischen Spiele unterstreichen die Ambitionen.“ Discovery sei dabei, die Marke ihres Tochterunternehmens Eurosport grundlegend zu transformieren. Der 2013 von Discovery zugekaufte Spezialsender „stand immer für die Vielfalt des Sport und für umfangreiche Live-Berichte. Aber man muss auch eingestehen, dass Eurosport selten für Premium-Rechte und exklusive Inhalte stand“, so Aigner-Drews. Für die Masse der Zuschauer sei der Sender „gesichtslos“. Das soll sich ändern. „Das Programm soll es dem Zuschauer wert erscheinen, dafür zu bezahlen“. Und nicht nur dem Zuschauer, sondern auch Partner wie Sky.

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