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Der Betrugsskandal um den öffentlich-rechtlichen Kinderkanal Kika wird in Erfurt verhandelt.

© Kika

Millionenbetrug beim MDR: Berliner Geschäftsführer im Kika-Skandal verurteilt

Der Berliner Produzent Fabian B. hat den Kinderkanal Kika um mehrere Millionen Euro zusammen mit einem Herstellungsleiter vom MDR betrogen. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten.

Es ist die Geschichte einer Berliner Fernsehfirma, die finanziell am Ende war und nur noch mittels Tricksereien am Leben gehalten wurde. Fabian B. erzählte diese Geschichte am Mittwoch im Landgericht Erfurt, wo er sich wegen Bestechung und Beihilfe zur Untreue verantworten muss. Der 43-Jährige war Geschäftsführer der Firma Kopp-Film, die sogenannte Post-Produktionen vor allem für den MDR und den Kindersender Kika machte. Doch die Investitionen in neue Technik waren teuer und die Lage des 20-Mann-Betriebes erschien Geschäftsführer B. ab dem Jahr 2003 hoffnungslos.

Da trafen er und der Herstellungsleiter Marco K. des in Erfurt ansässigen Kika eine folgenschwere Absprache. Der Berliner Fernsehmanager schickte von nun an Scheinrechnungen an den Kindersender. Der Herstellungsleiter sorgte – unbelästigt von Kontrollen – wiederum dafür, dass das Geld vom vorgesetzten MDR in Leipzig ausgezahlt wurde. Rund 6,7 Millionen Euro Gebührengelder sollen so dem öffentlich-rechtlichen Sender entzogen worden sein.

Etwas weniger als die Hälfte der Beute blieb bei Kopp-Film, die damit weiterlebte; der Rest floss nach Erfurt zum Kika-Herstellungsleiter. Der wurde bereits rechtskräftig zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Er brauchte das Geld zur Finanzierung seiner Spielsucht.

Dass sein Berliner Kompagnon vor Gericht ein ausführliches Geständnis ablegte, ist keine Überraschung. Im Oktober 2010 hatte er aus eigenem Antrieb bei der Polizei ausgepackt und so den Kika-Skandal überhaupt ins Rollen gebracht. "Ich konnte den Druck nicht mehr aushalten", beschrieb er dem Gericht sein Motiv, endlich reinen Tisch zu machen.

Nach seiner Schilderung wusste niemand in seiner Firma von den Scheinrechnungen. Fabian B. hoffte so, das von Bruder und Vater gegründete Unternehmen über Wasser zu halten. Die Idee sei vom Kika-Herstellungsleiter gekommen, der immer wieder neu die Anweisungen gegeben habe. Als das Geld auf dem Konto von Kopp-Film war, ließ sich Marco K. seinen Anteil zumeist per Kurier zustellen. Fabian B. steckte das Geld in eine DVD-Hülle. Bis zu 25.000 Euro in 500er-Scheinen schickte er so auf Reisen.

„Das Warten auf diesen Prozess ist die härteste Strafe für ihn“, sagte seine Anwältin Nina Wittrowski. Sie zählte - wie auch die Staatsanwaltschaft - eine Reihe von mildernden Umständen auf. Etwa sein umfassendes Geständnis, seine Reue aber auch die Tatsache, dass die Straftaten so aufgeklärt werden konnten. Von sich aus waren weder Kika und MDR noch die beiden Mutterhäuser ARD und ZDF den Machenschaften auf die Schliche gekommen.

Die Staatsanwaltschaft forderte eine Haftstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten, die Verteidigung verlangte einen Freispruch für die Bestechung und eine Bewährungsstrafe für die Untreue. Das Landgericht Erfurt verurteilte Fabian B. schließlich zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung.

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