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Ob und wie ARD und ZDF auch ab 2018 von den Olympischen Spielen berichten, hängt von den Verhandlungen mit Discovery ab, dem neuen Inhaber der Übertragungsrechte.

© dpa

Nach dem Olympia-Coup von Discovery: Dabei sein ist alles

Die ARD reagiert trotzig, Sportverbände sorgen sich um die Qualität der Berichterstattung: Reaktionen nach der Vergabe der Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele an Discovery.

Wenn sich ein Partner nach langjähriger Beziehung trennt und frisch verliebt in der Öffentlichkeit präsentiert, können manche Menschen ihre Enttäuschung darüber nur schwer verbergen – und so klingt auch bei Axel Balkausky Trotz über das Ende der Dauer-Partnerschaft mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) durch: ARD und ZDF seien bisher „die Olympiasender“ gewesen und hätten „den olympischen Kernsportarten auch in der Zeit zwischen den Spielen ein massenattraktives Programmumfeld anzubieten“, sagte der ARD-Sportkoordinator am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Ob dies auch in Zukunft sinnvoll erscheint, werden wir in den kommenden Monaten prüfen müssen.“

ARD zeigt sich enttäuscht vom IOC

Von einer solchen Drohung wird sich das IOC allerdings kaum beeindrucken lassen, das künftig mit Discovery und seinem Tochtersender Eurosport glücklich werden will. Am Montag hatte es verkündet, dass es die Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele 2018 bis 2024 exklusiv an das US-Unternehmen vergeben hat. 1,3 Milliarden Euro soll Discovery für das Rechtepaket gezahlt haben. ARD und ZDF – die noch von den Spielen 2016 aus Rio de Janeiro berichten – waren von der Entscheidung überrascht worden.

Das IOC müsse sich fragen, ob es „nicht partnerschaftlicher gewesen wäre, ARD und ZDF als jahrzehntelange Partner deutlich früher als die breite Öffentlichkeit über den Verkauf an Discovery zu informieren“, betonte Balkausky. Die Sender wollten nun eruieren, „ob und wenn ja welche Rechte für den deutschen Markt verfügbar sein könnten“.

Discovery hatte Montag angekündigt, Sublizenzen vergeben zu wollen. Noch sind darüber aber keine Gespräche mit den öffentlich-rechtlichen Sendern aufgenommen worden. Der Deal verpflichtet Discovery aber in jedem Fall dazu, die Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen zu garantieren: 200 Stunden bei den Sommerspielen, 100 Stunden bei den Winterspielen. 2012 hatten ARD und ZDF von den Spielen in London 260 Stunden live berichtet – was folglich kein allzu großer Unterschied zu der von Discovery geplanten Übertragung im Free-TV ist.

Deutscher Ruderverband sorgt sich um seine WM-Bewerbung

Vertreter Deutscher Sportverbände fürchten dennoch, dass ihre Sportarten im deutschen Fernsehen nicht mehr so präsent sein könnten wie bisher. „ARD/ZDF sind sehr bewährte und traditionelle Partner des deutschen Sports“, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV). Die Kompetenz der öffentlich-rechtlichen Sender sei „unerreicht“. Deshalb wäre es „mehr als bedauerlich“, wenn die Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr über Olympia berichten würden.

Der Deutsche Ruderverband (DRV) fürchtet sogar um seine Bewerbung für die Ruder-Weltmeisterschaft in Hamburg 2019. Bestandteil der Bewerbung sind Fernsehübertragungs-Garantien. Binnen 14 Tagen müsse der DRV dem internationalen Verband Fisa mitteilen, ob diese TV-Garantien gegeben werden. „Ich weiß nicht, wie die Fisa reagieren wird, wenn wir diese Garantien nicht vorweisen können“, sagte DRV-Präsident Siegfried Kaidel. Die Mitbewerber würden diese Garantien alle vorlegen. „Wenn wir es nicht können, haben wir ein Riesenproblem.“

"Sportübertragungen müssen für jeden zu sehen sein"

Auch die Sportausschussvorsitzende des Deutschen Bundestages sieht die Vergabe der europäischen Fernsehrechte an das US-Unternehmen Discovery mit Sorge. Sie rechne mit „Einbußen in der Qualität der Berichterstattung“, sagte Dagmar Freitag. Das könne nicht nur für die betroffenen Verbände finanzielle Konsequenzen haben, sondern auch „auf die Akzeptanz der Sportarten im Land insgesamt“. Wenn man wie sie Sport als Kulturgut begreife, dann „müssen Sportübertragungen für jeden zu sehen sein“.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) wiegelt dagegen ab. Die Vergabe von Medienrechten geschehe in einem „sich rasant verändernden Markt“, sagte Alfons Hörmann, nun müssten Chancen und Risiken geprüft werden.

Wann ARD und ZDF mit Discovery über mögliche Sublizenzen verhandeln, steht noch nicht fest. Bis dahin aber dürfte sich ARD-Sportkoordinator Balkausky mit dem neuen IOC-Partner wohl arrangieren müssen. Sonja Álvarez

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