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Falsch verstandene Political Correctness: Journalisten hätten sich jahrelang einen Maulkorb auferlegt und ausländische Täter nur selten als solche beteiligt, sagt die WDR-Journalistin Claudia Zimmermann in einem Interview.

© dpa

Update

Nach umstrittenen Radiotalk: WDR-Journalistin behält ihren Job

Die Freie WDR-Journalistin Claudia Zimmermann versucht, ihre umstrittenen Äußerungen im niederländischen Radio zu erklären. Der Sender hält an seiner Mitarbeiterin fest.

Die WDR-Journalistin Claudia Zimmermann, die mit ihren Äußerungen bei einer Talkrunde in einer niederländischen Radiosendung für großes Aufsehen sorgte, hat sich am Freitag in einem Interview selbst zu Wort gemeldet. Am vergangenen Sonntag hatte sie in dem Rundfunktalk zuerst die Behauptung aufgestellt, WDR-Mitarbeiter seien angehalten gewesen, „pro Regierung“ und ihrer Flüchtlingspolitik zu berichten. Am Montag widerrief sie in einer Stellungnahme des WDR diese Äußerungen.

Gegenüber der „Rheinischen Post“ sagte Claudia Zimmermann nun, dass sich bis Paris und Köln „fast alle Journalisten über Jahre einen Maulkorb auferlegt“ hätten, „so wie auch die Polizei und die Politik. Wir haben doch alle die Tatsachen verschwiegen, political correctness falsch verstanden“.

Zugleich unterstreicht sie: „Niemals gab es sendeintern Anweisungen, merkelfreundlich zu berichten. Nur, es gibt auch eine gefühlte Wirklichkeit. Ich habe das eben so empfunden, dass man als Journalist in diesen Monaten, als die Flüchtlinge kamen und machen dann auch straffällig wurden, nicht allzu kritisch berichten sollte“.

Auch DJV-Chef Frank Überall widerspricht politischen Vorgaben

Auf die Frage, wie es um ihre Zukunft bestellt ist, sagte sie: „Ich weiß es nicht. Natürlich habe ich Angst, dass ich entlassen werde“. Tatsächlich ist man im WDR nach wie vor nicht glücklich über die Äußerungen der Journalistin. "Die unbedachten Äußerungen von Frau Zimmermann haben dem WDR großen Schaden zugefügt. Die Unabhängigkeit und journalistischen Grundsätze des WDR wurden dadurch ohne Grund in Frage gestellt", erklärte der WDR am Freitagnachmittag. Ihre Sorge um ihren Arbeitsplatz ist aber dennoch unbegründet. "Wir haben dies mit Frau Zimmermann in einem persönlichen Gespräch intensiv aufgearbeitet. Wir sind zu dem Schluss gekommen, die Zusammenarbeit mit der freien Autorin nicht zu beenden", teilte der Sender auf Nachfrage mit.

Die Äußerungen der Mitarbeiterin des Aachener WDR-Studios, die für den Sender aus den Niederlanden berichtet, hatten in dieser Woche aber auch die anderen Freien des nordrhein-westfälischen Senders beschäftigt. In einem Offenen Brief wurden "politische Vorgaben" von zahlreichen freiberuflichen WDR-Mitarbeitern, darunter unter anderem DJV-Chef Frank Überall, vehement verneint: „Wir bekommen keine politischen Vorgaben“, schreiben die Freien auf der Webseite www.wdr-dschungelbuch.de. „Die meisten Beiträge im Fernsehen und Hörfunk erstellen wir Freie. Und wir werden weder vom Rundfunkrat, noch von „Kommissionen“, Regierungsstellen oder von Redaktionen dazu angehalten, in unseren Berichten einer bestimmten Richtung zu folgen. Themen werden in den Redaktionen kontrovers diskutiert, so wie es sich für eine Demokratie und einen demokratisch kontrollierten Sender gehört.“ sag

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