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Schuermann

© ddp

Nachruf: Eine Nacht, ein Jahr

Petra Schürmann ist tot. Die Moderatorin und Schauspielerin starb im Alter von 74 Jahren.

Sie war „Miss World“ und eine der beliebtesten Fernsehmoderatorinnen. Doch der Tod ihrer Tochter zerstörte ihr Leben – schon lange bevor sie selber starb. Auch wenn sich das in der Zusammenfassung wie ein schwerer Schicksalsroman liest, mit treffenderen Worten ist das Leben und Sterben von Petra Schürmann vermutlich nicht zu beschreiben. Die Moderatorin und Schauspielerin ist tot. Schürmann starb in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 74 Jahren bei sich zu Hause am Starnberger See, wo sie seit dem Tod ihres Mannes Gerhard Freund 2008 alleine lebte.

Petra Schürmann galt seit langem als schwer krank. Sie hatte sich seit dem Unfalltod ihrer Tochter Alexandra aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die damals 34-jährige Journalistin war kurz vor ihrer Hochzeit im Juni 2001 bei einem Zusammenstoß mit einem Geisterfahrer tödlich verletzt worden. Der Geisterfahrer hatte in Suizidabsicht auf der Autobahn gewendet und war in das Auto von Alexandra Freund gerast. Schürmann versuchte 2002, das Drama in einem Buch zu verarbeiten. Titel: „Und eine Nacht vergeht wie ein Jahr“, gewidmet ihrer verstorbenen Tochter – oder „Püppchen“, wie das Mädchen in Kindertagen von ihrer Mutter gerufen wurde.

Als Spätfolge des Unfalls erlitt Petra Schürmann eine Sprachblockade. Ihr letztes Interview führte die stark abgemagerte, auf den Rollstuhl angewiesene 70-Jährige im Jahr 2006 per SMS mit der Illustrierten „Bunte“. „Seit dem Tod meiner Tochter bin ich anfälliger für Krankheiten. Ich kann gar nicht mehr sprechen und nicht gut laufen.“ Sie kündigte den totalen Rückzug aus dem öffentlichen Leben an. Bald darauf erlag ihr Mann im August 2008 im Alter von 83 Jahren einem Krebsleiden.

Schürmann kam 1956 mitten hinein ins Scheinwerferlicht: Als erste und bis heute einzige Deutsche gewann die gebürtige Mönchengladbacherin bei der Wahl zur „Miss World“. Der Philosophiestudentin stand eine Bilderbuchkarriere bevor. Ihre Dissertation über den „Begriff der Wahrhaftigkeit bei Nietzsche“ blieb unvollendet. In den 60er Jahren wurde sie Ansagerin beim Bayerischen Fernsehen, dann Moderatorin von Sendungen in ARD und ZDF wie „Samstagsclub“ oder „Verkehrsgericht“. Unter anderem spielte sie im Edgar-Wallace-Krimi „Die Tote aus der Themse“ mit. In Bayern war sie als Moderatorin von „Wir in Bayern“ sehr beliebt. Die Rheinländerin erhielt den Bayerischen Verdienstorden. Im Jahr nach dem Tod ihrer Tochter hatte Schürmann eigentlich mit einer neuen BR-Talkshow auf den Bildschirm zurückkehren wollen. Doch es fehlte ihr dazu die Kraft. „Ich gehe jeden Tag zu Alexandras Grab, das ist für mich eine Art von Zuhause geworden“, sagte Petra Schürmann einmal. „Ich bin zwar aus einer gewissen Starre erwacht, aber ich habe jetzt manchmal so brüllendes Heimweh nach Alexandra, dass es schier unerträglich ist.“ meh

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