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Jan Böhmermann im "Neo Magazin Royale"-Studio.

© dpa

„Neo Magazin Royale“: Der „blasse dünne Junge“ ist wieder da

Die Erwartungen waren hoch. Doch Jan Böhmermann meldet sich mit einer eher mäßigen "Neo Magazin Royale"-Sendung aus der Sommerpause zurück.

Die erste Sendung nach einer Sommerpause ist nie wirklich leicht. Zwar steht der Redaktion durch den längeren Aussetzer wesentlich mehr Sendematerial zur Verfügung. Allein, es sind längst olle Kamellen die schon jeder kennt. So auch bei Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“, das sich am Donnerstag nach drei Monaten zurückgemeldet hat.

Die Sendung hebt an mit schwachen Scherzen über die kürzlich wegen falscher Verdächtigung verurteilte Gina-Lisa, über den Gangsterrapper Xatar, der von der Polizei gesucht wird, und dem gefühlt einhundertsten schlechten Witz über Hamsterkäufe. Dazu noch ein wenig sozialdemokratischer Mittelfinger, Brexit und Terror in Deutschland. Die Pointen blieben meist stecken, das Publikum schmunzelte eher wohlwollend, als dass es in Gelächter ausbrach. Aber so ist das.

Neues Musikvideo, Bosbach zu Gast

Jan Böhmermann ist wieder da. Die Erwartungen an das Enfant terrible des deutschen Fernsehens waren im Vorfeld der Sendung hoch. Wie immer, könnte man meinen. Immerhin hatte sich der ZDF-Moderator mit seinem Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Erdogan, das bekanntlich zur veritablen Staatsaffäre internationalen Ausmaßes heranwuchs, mal eben aus Versehen ein Denkmal gesetzt. Er hat neue Superlativen geschaffen, und noch immer rätseln Beobachter, ob das alles nicht doch so geplant war. Die Latte liegt also hoch.

Einen investigativen Coup wie etwa die Aufdeckung menschenverachtender Methoden bei „Schwiegertochter gesucht“ suchte man in der aktuellen Sendung vergebens. Dafür gab es mit „blasser dünner Junge“ ein neues Musikvideo (das sich stilistisch leider nicht von den vorangegangenen abhebt) und der scheidende CDU-Politiker Wolfgang Bosbach war zu Gast.

Die nächste Sendung kommt bestimmt

Der christdemokratische Talkshow-Nomade hüpfte agil in Turnschuhen und ohne Krawatte, dafür mit Einstecktuch, auf die Bühne und zeigte sich bestens gelaunt. Vor kurzem hatte er erklärt, demnächst nicht mehr kandidieren zu wollen. Was genau ihn zur Beendigung seiner politischen Karriere bewegt, sagte er nicht, und Jan Böhmermann machte kaum Anstalten, es aus ihm heraus zu quetschen.

Die Fragen nach der Reaktion von Angela Merkel bügelte Bosbach ab: „Die Kanzlerin muss die Welt retten, warum sollte sie sich um mich kümmern?“ Dafür bügelten beide zum Abschluss der Sendung die Embleme der Sendungen, in denen Bosbach zu Gast war, auf eine Jeansweste. Naja. Aber: Die nächste „Neo Magazin Royale“-Sendung kommt bestimmt, und der „blasse dünne Junge“ ist schließlich noch immer für eine Überraschung gut gewesen.

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