zum Hauptinhalt
Privater Plausch. Wie bei Sarah Kuttner kommen in der Sendung von Nina Lauterbach Prominente wie der Moderator Hugo Egon Balder (r.) zum Abendessen vorbei.

© promo

Plagiatsvorwurf gegen ZDFneo-Show: "Kuttner plus Zwei" steht unter Plagiatsverdacht

Seit zwei Wochen läuft auf ZDFneo die Sendung "Kuttner plus Zwei", bei der Sarah Kuttner mit zwei Prominenten beim Abendessen plaudert. Die Macher einer Internet-Talkshow werfen dem Sender nun vor, ihr Format kopiert zu haben.

Es klingelt. Hektisch öffnet die Moderatorin die Tür. Umarmungen, Küsschen, Gelächter. Ein paar Worte zur Begrüßung und die prominenten Gäste setzen sich an den Esstisch. Dort, wo sie in heimischem Ambiente möglichst unverkrampft plaudern sollen. Große Stars in einer kleinen Küche. So lautet das Konzept. Und damit ist nicht die Show mit Sarah Kuttner gemeint, die seit zwei Wochen auf ZDFneo läuft, sondern „Lauterbach – Essen, trinken, geile Leute“. Eine Talkshow auf Facebook mit Nina Lauterbach, der Schwester von Boris Lauterbach, Solokünstler und Mitglied der Band „Fettes Brot“.

Vor zweieinhalb Jahren hat die Moderatorin das Format entworfen und im vergangenen Sommer bei ZDFneo vorgestellt. Doch ohne Erfolg. Als die ersten Trailer zu „Kuttner plus Zwei“ mit der Beschreibung „eine Wohnung, zwei prominente Gäste und keine Grenzen“ veröffentlicht wurden, waren aber nicht nur Nina Lauterbach und ihr Team irritiert. Auch auf der Facebook-Seite von Sarah Kuttner standen Kommentare wie: „Saugeiles Format. Wer es wie ich lieber authentisch mag, guckt hier das Original.“ Darunter fünf Likes und ein Link zur Lauterbach-Seite.

Die erste Folge von „Kuttner plus Zwei“ mit der in Ost-Berlin geborenen Moderatorin, 35, läuft am Donnerstag um 22 Uhr 45 in ZDFneo

© ZDF

Kreativer Anstoß für den Sender

Zum Vergleich: In beiden Sendungen spricht eine Moderatorin mit bekannten Gästen beim Abendessen. Bei Sarah Kuttner sind es immer zwei Personen, bei Nina Lauterbach kann die Konstellation unterschiedlich sein. Mal ist es nur ein Gast wie der Moderator Hugo Egon Balder, mal kommt eine Musikband zu ihr. Hauptsache das Treffen sei eine „Mischung aus einem Punkkonzert mit Freunden und einem Kaffeeklatsch mit Oma“. Außerdem haben beide Formate immer wiederkehrende Elemente. Bei der ZDFneo-Sendung werden Passanten auf der Straße zu Porträts der Prominenten befragt. Bei der Show auf Facebook müssen die Gäste im Verhörzimmer so spontan wie möglich einige Fragen beantworten.

Obwohl „Kuttner plus Zwei“ für Nina Lauterbach und ihr Team trotz der Unterschiede eine deutliche Kopie ist, geht es ihnen nicht um Anschuldigungen. Stattdessen starteten sie in der letzten Woche eine kleine Kampagne. Eine Hilfsaktion für die Programmdirektoren. „Wir sind höchst verwundert und besorgt, dass ZDFneo keine eigenen Ideen mehr einfallen“, schrieben sie auf ihrer Facebook-Seite und forderten ihre Zuschauer auf, Tipps für das Kuttner-Format zu schicken. Verbunden mit dem Ziel, sie als kreativen Anstoß an den Sender weiterzuleiten. Denn, so schreiben sie: „Wenn schon Kopie, dann wenigstens richtig.“

Fernsehsender dementiert den Plagiatsvorwurf

Das ZDF dementiert den Vorwurf, von Lauterbach abgekupfert zu haben. Abgesehen davon, dass es im deutschen Fernsehen unzählige Talkformate gebe, sei die Idee zur Sendung schon im März 2013 entstanden. Entwickelt von zwei ZDFneo-Mitarbeitern. Im Juni folgte das erste Briefing an die Produktionsfirma, im Juli sei das Projekt konkret geworden. „Bei den Gesprächen wurde dann Sarah Kuttners Vorschlag, den Talk in einer Wohnküche stattfinden zu lassen, aufgegriffen und in das Konzept integriert“, sagt Andrea Eisel, stellvertretende Leiterin des Senders. Nina Lauterbach reichte ihr Konzept parallel zu den Vorbereitungen im Juni ein. Im August folgte die Ablehnung.

Die Vorschläge der Lauterbach-Zuschauer

An einen Zufall glaubt das Lauterbach-Team allerdings nicht. Ebenso wenig die Fans der Internet-Talkshow, die einen GEZ-Boykott vorschlagen und ein Praktikum für Sarah Kuttner bei Nina Lauterbach. Ob ihre Idee vom ZDF tatsächlich geklaut wurde, ist bei der zunehmenden Anzahl von Internetvideos und Webserien jedoch schwer zu beurteilen. Allein auf Youtube werden pro Minute 100 Stunden Videomaterial hochgeladen, und in den letzten zehn Jahren ist im Internet eine wahre Clip-Kultur entstanden. Ohne einen klaren Überblick, wer dabei welche Idee zuerst gehabt hat.

Nichtsdestotrotz hat Nina Lauterbach ZDFneo eine E-Mail mit den Tipps ihrer Zuschauer geschickt. Die Vorschläge: Erstens dürfe die Atmosphäre bei „Kuttner plus Zwei“ entspannter und authentischer sein. Zweitens soll die Küche wenigstens so aussehen, als ob jemand darin schon einmal gekocht hätte. Drittens könne die Moderatorin etwas mehr Witz und Charme haben. Und die letzten Worte von Nina Lauterbach an Sarah Kuttner? Sie solle ruhig mehr Alkohol trinken, damit ihre Gäste nicht alleine angeschickert sind. Und ein Maskottchen, das wäre auch nicht verkehrt. Kommentiert mit dem Satz: „Ne diebische Elster wäre doch sehr passend.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false