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Werben für Opel: Die Schauspielerinnen Karoline Herfurth (l.) u Nadja Uhl.

© Repro: Tsp

Update

Presserat prüft Beschwerde gegen "Gala": Mit Opel durch die Schleichwerbezone

Interview mit Folgen: Der Presserat prüft eine Beschwerde gegen ein "Gala"-Interview, in dem die Schauspielerinnen Nadja Uhl und Karoline Herfurth ungebremst über eine Automarke schwärmen - für die sie selbst werben.

Vielleicht ist die Überschrift von der "Gala"-Redaktion als ironische Anspielung auf das eigene Vorgehen gedacht: "Haltung zeigen!", betitelt das Magazin ausgerechnet ein Interview mit Nadja Uhl und Karoline Herfurth in der aktuellen Ausgabe, das unter Schleichwerbeverdacht steht. Dem Presserat liegt bereits eine Beschwerde vor, das Gremium prüft nun einen Verstoß gegen den Pressekodex.

In dem "Gala"-Interview werden die beiden Schauspielerinnen zu Vorurteilen befragt. Anlass ist die aktuelle Opel-Kampagne "Umparken im Kopf". Uhl und Herfurth werben für die Marke, im letzten Teil des Gesprächs dürfen sie ganz ungebremst über ihr Lieblingsauto schwärmen, es sind - wenig überraschend - die Modelle, für die sie selbst werben.

Sätze wie aus der PR-Abteilung

"Ich finde den Adam sehr süß. Vor allem die ,Rocks'-Version, die im Herbst rauskommt. Ein Fahrzeug, das ich mir auch privat kaufen würde! Es ist für mich authentisch, weil man es sich leisten kann", jubelt Uhl. Und Herfurth lobt, dass ein Model "keinen Lärm" mache und "die Umwelt nicht" verschmutzt. Es klingt, als hätten sie die vorformulierten Sätze von Opels PR-Abteilung auswendig gelernt. Und die "Gala" lässt sie gerne plaudern.

Haltung zeigt das Magazin damit bezüglich des im Pressekodex verankerten Gebots, redaktionellen und werblichen Teil voneinander zu trennen, offensichtlich nicht. Zumal der Artikel mit PR-Fotos von Opel bebildert wurde und sich im hinteren Teil des Hefts aus dem Gruner+Jahr-Verlag gleich zwei doppelseitige Opel-Anzeigen finden.

Der Deutsche Presserat findet den Artikel bedenklich. "Wenn Prominente für ein Produkt werben, darf darüber durchaus berichtet werden. Problematisch ist es allerdings, wenn sie ausgiebig über die Produktpalette schwärmen dürfen, für die sie selbst werben", sagt Edda Kremer, Pressesprecherin des Gremiums. Das "Gala"-Interview sei daher "sehr kritikwürdig" und verstoße möglicherweise gegen Ziffer 7 des Pressekodex', also gegen das Gebot der Trennung von Redaktion und Werbung.

"Gala"-Chefredakteur Krug verteidigt das Interview

"Gala"-Chefredakteur Christian Krug verteidigt das Vorgehen: "Es handelt sich natürlich nicht um Schleichwerbung, weil wir schon im ersten Absatz den Lesern erklären, dass der Anlass des Gesprächs mit den beiden Schauspielerinnen ihr ungewöhnliches Engagement für einen Autohersteller ist." Heißt das also, dass die "Gala" ganz bewusst ihren redaktionellen Teil für einen Anzeigenkunden geöffnet hat? "Nein", sagt Krug. "Der Leser wird eben nicht in die Irre geführt, sondern von uns im Gegenteil darüber aufgeklärt, warum die Schauspielerinnen bei dieser Kampagne mitwirken. Denn das wird sich der ein oder andere Leser von uns gefragt haben. Wir geben Antworten auf diese Frage." Warum dann aber auch ausführliche Antworten zum vermeintlichen Lieblingsauto? Hat Opel redaktionellen Einfluss genommen, die beiden Anzeigen womöglich nur in Verbindung mit dem Interview geschaltet? "Nein, Opel hat in keiner Weise Einfluss auf die Gesprächsführung genommen", betont Krug. Die Anzeigenmotive seien in vielen Medien geschaltet worden. Die "Gala" sei auch nicht auf solche möglichen Kooperationen angewiesen. Das Magazin stehe "wirtschaftlich sehr gut" da.

"Frauen- und Lifestyletitel als schlecht getarnte Anzeigenprospekte"

Es ist nicht das erste Mal, dass der Autohersteller aus Rüsselsheim durch die Schleichwerbezone fährt. Schon Borussia-Dortmund-Trainer Jürgen Klopp durfte beispielsweise in der "Grazia" ein Modell der Marke bejubeln. Im Gegensatz zur "Gala" hatte das Magazin nicht erwähnt, dass Klopp sogenannter Markenbotschafter für Opel ist. Der Autokonzern ist für eine Anfrage zum "Gala"-Interview nicht zu erreichen.

Für Sabine Kieslich, die für ihre Doktorarbeit an der Uni Mainz über die Erkennbarkeit von Schleichwerbung geforscht hat, sind die Interviews kein Einzelfälle: "Gerade Frauen- und Lifestyletitel kommen immer stärker als schlecht getarnte Anzeigenprospekte daher", sagte sie kürzlich dem Fachmagazin "Kontakter". Die Redaktionen seien stärker als früher unter Druck, den Anzeigenkunden entgegenzukommen.

Für einen ähnlichen Fall wie aktuell in der "Gala" hat der Presserat bereits eine öffentliche Rüge erteilt. Damals hatte die "Bunte" ebenfalls eine Schauspielerin und ihren Mann über ein Modell schwärmen lassen. "Über ein neues Fahrzeugmodell kann natürlich berichtet werden. Im konkreten Fall sind Inhalt und Art der Aufmachung jedoch nicht mehr vom Informationsinteresse der Leser gedeckt", urteilte das Gremium in dem damaligen Fall. Die Grenze zwischen "zulässiger Berichterstattung über ein neues Produkt und Schleichwerbung ist deutlich überschritten."

Möglich, dass der Presserat bei seiner nächsten Sitzung ein ähnliches Urteil über das Opel-Interview in der "Gala" fällt. Sonja Álvarez

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