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Foto: MDR

© MDR/ Martin Jehnichen

Programmlücke: Wo, bitte, geht’s zur Jugend?

ARD sucht verzweifelt eine Programmidee. MDR-Intendantin Karola Wille musste ihre Vorstellungen jedenfalls postwendend zurücknehmen.

Die ARD muss wie auch das ZDF eine Lücke in der Nutzung öffentlich-rechtlicher Programme nutzen. Die Sender sind beim sehr jungen Publikum des gemeinsamen Kinderkanals und beim Publikum jenseits der 60 erfolgreich. Dazwischen klafft eine Lücke, bei Zuschauern zwischen 14 und 29 Jahren von ARD und ZDF ist sie bedrohlich groß. Das Zweite versucht – mit ersten, zarten Erfolgen – durch den Digitalkanal ZDFneo Anschluss an ein verlorenes Publikum zu gewinnen. Was das ZDF mit eindeutig ausformulierten Programmangeboten vorantreibt, ist in der ARD Flickwerk. Der Südwestrundfunk setzt in der Abendstrecke des Digitalkanals EinsPlus auf „Jung und Jugendlich", der Westdeutsche Rundfunk will bei EinsFestival nichts anderes. Die ARD-Offerten wirken so zerstückelt wie unentschlossen.

Zu Wochenanfang war Karola Wille, Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), mit der Idee eines trimedialen Jugendkanals (Radio, Fernsehen, Internet) vorgeprescht. Das hat in der ARD-Intendantenkonferenz offenbar so viel Begeisterung ausgelöst, dass Wille am Dienstag zurückrudern musste. „Wir planen nicht, einen eigenen Jugendkanal für die ARD zu entwickeln, sondern unterstützen das Vorhaben des Südwestrundfunks, den Digitalsender EinsPlus umzubauen“, sagte MDR-Sprecher Walter Kehr.

Was die Senderchefs von MDR, SWR und WDR trotz unterschiedlicher Ansätze begriffen haben: Die ARD muss weg von einem Fernsehsystem für Junior und Senior und hin zu einem Angebotskartell für alle Altersgruppen. Wie sonst ließe sich eine Rundfunkgebühr rechtfertigen, bei deren Erhebung die Schraube 2013 nochmals angezogen wird? Der künftige Rundfunkbeitrag ist nicht auf die Existenz eines Empfangsgerätes abgestellt, sondern auf die Existenz eines Haushaltes. Das wird die Akzeptanz der Zwangsabgabe nicht steigern, gerade bei einem Publikum, das sich nicht wahrgenommen fühlen darf. Joachim Huber

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