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Moderator Ken Jebsen.

© ARD/Fritz

Radio Fritz: Wirbel um Rauswurf von Moderator Ken Jebsen

Nach der fristlosen Kündigung von Ken Jebsen durch den RBB haben jetzt die Anwälte das Sagen. Bei den Gründen für den Rauswurf gibt sich der Sender zugeknöpft.

Der Fall Ken Jebsen und kein Ende. Am Donnerstag wurden Jebsens Anwälte beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) vorstellig, einen Tag, nachdem der Sender die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Moderator der Radio-Fritz-Sendung „KenFM“ nach einer längeren Vorgeschichte mit sofortiger Wirkung beendet hatte. Was die Anwälte konkret bezwecken wollen, ist noch unklar. Sie hätten sich zu der Causa nicht eingelassen, teilte ein RBB-Sprecher auf Anfrage mit.

Auch von Jebsen selber war am Donnerstag keine Stellungnahme zu bekommen, außer einer Audiobotschaft, die der Moderator via Youtube verbreiten ließ: „Soeben erfahre ich aus der Presse, dass meine über 18-jährige Tätigkeit bei Radio Fritz mit sofortiger Wirkung beendet wurde. Als Begründung wird behauptet, ich hätte mich zuletzt wiederholt nicht an verbindliche Vereinbarungen über die Gestaltung der Sendung ,KenFM‘ gehalten. Dieser Vorwurf wird von mir zurückgewiesen. Aufgrund laufender Verhandlungen erfolgt derzeit keine weitere Stellungnahme. Euer Ken Jebsen.“

Erst stärken sie ihm den Rücken, jetzt setzen sie ihn vor die Tür, so sehen es viele Ken-Jebsen-Fans, die dem Moderator bei Radio Fritz seit zehn Jahren Sonntag für Sonntag die Treue halten. „Der Sonntag ist gestorben“, „Medienkontrolle“, „Zensur“, „Antisemitismushysterie“, „solch mutige Moderatoren/Journalisten haben höchste Anerkennung verdient“, so der Tenor in Hunderten von Kommentaren auf der Radio-Fritz-Homepage. Oder auch: „Schade, political correctness gewinnt gegen streitbaren, aber interessanten Moderator.“ „Sonne 19“ schreibt auf tagesspiegel.de: „Eigentlich war doch fast klar, dass Jebsen gehen wird. Wahrscheinlich hat Nothelle nur noch auf einen Anlass gewartet, um ihn nicht offensichtlich auf Kritik von außen feuern zu müssen.“ Ein anderer Nutzer meint hingegen: „So etwas habe ich noch auf keinem öffentlich-rechtlichen Sender gehört, und ich finde es nicht gut, dass so etwas auf Kosten des Gebührenzahler offenbar schon länger stattgefunden hat. Der RBB zieht jetzt die Notbremse, muss sich aber fragen lassen, warum man nicht schon früher auf den Moderator eingewirkt hat.“

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat die Entlassung des RBB-Moderators begrüßt. „Wir empfinden es als vorbildlich, wie die Leitungsebene des RBB letztlich entschieden hat“, sagte dieVorsitzende Lala Süsskind am Donnerstag.

Der 45-Jährige, dessen Moderationsstil in Berlin schon vorher für Diskussionen sorgte, hatte vor Wochen in einer E-Mail an einen Hörer den Holocaust indirekt als PR bezeichnet. Die Mail gelangte in die Hände des Journalisten Henryk M. Broder, der das Schreiben auf seinem Blog „Die Achse des Guten“ veröffentlichte. „ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat“, wird Jebsen in Broders Blog zitiert. RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle bestätigte, Jebsen habe die Mail verfasst und ernst gemeint.

Als erste Reaktion wurde „KenFM“ bei Radio Fritz kurzzeitig aus dem Programm genommen. Eine Woche später, am 13. November, äußerte sich Jebsen im Radio. Ihm zu unterstellen, er habe den Holocaust geleugnet, sei „absurd“. Der RBB stellte sich zunächst hinter seinen freien Mitarbeiter. Ken Jebsen durfte wieder vors Mikrophon treten, auch am vergangenen Sonntag.

Als Grund für die dann jetzt doch noch erfolgte Kündigung gab RBB-Sprecher Justus Demmer nur bekannt: Es seien in den vergangenen 14 Tagen Absprachen zwischen Jebsen und dem Sender nicht eingehalten worden. Alles Weitere könne eben nicht öffentlich besprochen werden. Der Radiomoderator habe gegen journalistische Standards verstoßen. Und: Jebsen sei allerdings vor der Presse vom RBB informiert worden.

Über solche und andere offene Fragen können sich jetzt die Anwälte austauschen, eines scheint laut Blog von Henryk M. Broder festzustehen: „Jebsen geht, die Hörer bleiben.“ meh

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