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Show gegen Show: Drei gegen einen

„Das Supertalent“ tritt im direkten Duell gegen „Wetten, dass...?“ an. Zwei tragen dabei das größte Risiko: Thomas Gottschalk nach seinem Wechsel zu RTL und Markus Lanz vor seinem ZDF-Debüt.

Ist jetzt Herzrasen angesagt? An drei Sonnabenden werden die ZDF-Show „Wetten, dass...?“ und die RTL-Show „Das Supertalent“ gegeneinander laufen. Am 6. Oktober, am 3. November und am 8. Dezember, jeweils um 20 Uhr 15. Diese Auseinandersetzungen gab es in der Vergangenheit schon öfters, jetzt aber ist die Aufladung eine ganz andere. Der Talker Markus Lanz hat die ZDF-Show von Thomas Gottschalk übernommen, der sich nach dem Unfall von Samuel von seinem größten Fernseherfolg verabschiedet hatte. Nach einem missglückten Zwischenspiel bei der ARD mit „Gottschalk live“ hat er sich von RTL engagieren lassen. Neben Dauerjuror Dieter Bohlen sitzt er in der sechsten Staffel vom „Supertalent“, Dritte im Bund ist Michelle Hunziker, ehemals Co-Moderatorin von ZDF-Gottschalk.

Beide Sender, das öffentlich-rechtliche ZDF wie der Privatsender RTL, gehen ins Risiko. Kann der Talker Markus Lanz die große Show leisten, noch dazu jene, die Gottschalk 23 Jahre dominiert hat? „Wetten, dass..?“ wird für die Premiere am 6. Oktober überarbeitet: Die Wettkandidaten bekommen ein eigenes Sofa, die Gästecouch wird drehbar. Ansonsten soll es bei der Mischung aus Musik-Acts, Wetten und Couchgeflüster bleiben. Die wesentliche Frage ist die Personalfrage – ob das Publikum Lanz in seiner Rolle akzeptiert. Der hat sich insofern für alle Eventualitäten abgesichert, als er weiterhin Wochentags-Gastgeber beim Zweiten ist. ZDF-Sprecher Alexander Stock sagt zum Duell: „Es ist ein Wettbewerb um das Interesse des Publikums. Dem stellen wir uns gerne und selbstbewusst.“

Das Lanz-Risiko ist spiegelbildlich das Gottschalk-Risiko. Sein ZDF-Publikum war öffentlich-rechtlich geprägt, die RTL-Zuschauer könnten mit dem 62-Jährigen als dem „Opa vom Zweiten“ fremdeln. Zumal der Bayer bei „Wetten, dass..?“ immer als Großintegrator aufgetreten ist. Er wollte möglichst viele Freunde gewinnen und möglichst keine Verlierer produzieren.

Diesem Konzept widerspricht „Das Supertalent“, insbesondere in Gestalt des Juryvorsitzenden Dieter Bohlen. Hier geht es ums Siegen, um 100 000 Euro Prämie, um weitere Verwertung. Bohlen hebt oder senkt den Daumen, seine Kommentare sollen spalten, versöhnen sollen sie nicht. Das alles weiß auch RTL. Der Sender setzt darauf, dass in der neuen Jury keine Kuschelatmosphäre ausbricht. Übergriffen in Sachen Bohlen-Dominanz baut RTL auch damit vor, dass jedes Jurymitglied „während des Castings zweimal die Chance hat, ein Talent sofort und unabhängig von der Meinung der anderen beiden Juroren in die Live-Shows zu befördern“, wie es in der Pressemappe zu den überarbeiteten Spielregeln heißt. Beim „Supertalent“ wird es sehr auf die Inszenierung ankommen. Von den 14 Ausgaben sind nur die beiden Halbfinale und das Finale live, elf Castings sind aufgezeichnet. Es wird spannend, welche „Schnitttechnik“ bei den Castings greift, wie dadurch die Rollen in der Jury verteilt werden.

Der Privatsender nimmt sich den Vorteil, das „Supertalent“ bereits am 15. September zu starten. Da soll ein Publikum generiert und gewonnen werden, das RTL gegenüber dem ZDF bevorzugt. Am 6. Oktober wird das nicht gelingen, da wird die Neugier auf Lanz’ „Wetten, dass..?“ zu groß sein. Und ist der Septemberstart wirklich ein Vorteil? Was, wenn das Publikum dem neu aufgestellten „Supertalent“ früh die kalte Schulter zeigt?

„Supertalent“ kommt an 14 Sonnabenden im Jahr, „Wetten, dass...?“ an sechs, dreimal gibt es Überschneidungen. Beide Sender betonen, damit werde kein Fernsehjahr entschieden. Gleichwohl sind die Sonnabendshows Leuchttürme, an denen RTL und ZDF ihren Kurs bestimmen. Und Lanz und Gottschalk ihre Zukunft.

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