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TV-Comic: „Simpsons“ ohne GAU

Nach der Katastrophe in Japan: Deutschsprachige Fernsehsender zeigen vorerst keine Folgen der US-Kult-Comicserie mit AKW-Pannen.

Die Warnleuchten blinken bereits auf höchster Rotstufe, die Sirenen heulen ohrenbetäubend. Im Atomkraftwerk Springfield droht die Kernschmelze, doch Sicherheitsinspektor Homer Simpson reagiert so professionell, wie er nur kann: Er nimmt einen Eimer Wasser, kippt ihn über alle Knöpfe – und schon kehrt Ruhe ein. Genüsslich mampft Homer seine Donuts weiter, während die Stäbe glühen.

Solche Szenen aus der Serie „Simpsons“ werden im deutschsprachigen Fernsehen vorerst nicht mehr zu sehen sein. Sowohl der deutsche Privatsender Pro Sieben, als auch das Schweizer Fernsehen (SF) und der Österreichische Rundfunk (ORF) haben angesichts der Katastrophe in Japan beschlossen, Folgen der US-Comicserie aus dem Programm zu nehmen, die von Atomunfällen handeln.

Es wäre derzeit „unpassend, themenaffine Folgen zu zeigen“, sagte ORF-Film- und Serienchefin Andrea Bogad-Radatz. Zuschauer könnten sich unangenehm berührt fühlen. In „Simpsons“-Folge 66 sterben Menschen durch Verstrahlung, in Folge 346 werden Witze über das Thema gemacht – beide Folgen hat der ORF deshalb nicht wie geplant gezeigt. Acht Folgen werden bis Ende April voraussichtlich verschoben, sagt Andrea Bogad-Radatz. Laufend werde die Serie „nach menschlichem pietätvollem Empfinden“ von der Redaktion überprüft. Täglich sind die Folgen rund um die Comicfigur Homer im ORF, bei Pro Sieben und im SF zu sehen.

Auch bei Pro Sieben sichtet die Redaktion die Serie derzeit auf unpassende Inhalte. „Aus aktuellem Anlass zeigen wir keine Folgen, in welchen das Atomkraftwerk eine größere Rolle spielt“, teilt der Sender mit. Noch habe aber keine Episode verschoben werden müssen. Das Schweizer Fernsehen konnte die Folgen bisher ebenfalls wie geplant ausstrahlen, behält sich aber vor, „unpassende“ Folgen zu verschieben. Die Episoden würden dann zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.

Doch „Simpsons“-Folgen zu finden, in denen Atomkraft keine Rolle spielt, ist schwer. Hauptprotagonist Homer arbeitet im AKW und schon im Vorspann ist zu sehen, wie er nach Feierabend aus dem Kraftwerk rennt und dabei ein Plutonium-Stab an ihm kleben bleibt. Derweil hängt sein Kollege ein Schild auf, dass es jetzt schon drei Tage lang keinen Unfall in dem Werk gegeben hat. Solche satirischen Anspielungen auf die Gefahr der Atomkraft hat Matt Groening, Schöpfer der Serie, immer wieder in die Serie eingebaut. 1987, ein Jahr nach Tschernobyl, wurden sie zum ersten Mal gezeigt. Doch während nach einer AKW-Panne bei den „Simpsons“ in der nächsten Folge wieder alles gut ist, müssen die Menschen in Japan mit der Katastrophe leben. Sonja Pohlmann

„Die Simpsons“, 18 Uhr 10, Pro Sieben

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