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"Welt"-Kolumnist Matthias Matussek hat mit seinem Facebook-Post viel Kritik hervorgerufen - auch von seinem Chefredakteur.

© picture alliance / dpa

Update

Streit um Facebook-Postings: Die "Welt" schmeißt Matthias Matussek raus

Chefredakteur Jan-Eric Peters: "Durchgeknallt". Matussek: "Durchgeknalltes Arschloch". Da griff Springer durch - und trennte sich von Matussek.

Die "Welt"-Gruppe hat die Zusammenarbeit mit ihrem Kolumnisten Matthias Matussek beendet. "Wir trennen uns mit sofortiger Wirkung von Matthias Matussek als ,Welt'-Autor", sagte eine Sprecherin des Springer-Verlags am Dienstag dem Tagesspiegel.

Eklat in der Redaktionskonferenz

Zuvor war es in der Redaktionskonferenz der "Welt" am Dienstag offenbar zum Eklat gekommen. Matussek hatte nach Teilnehmerangaben die Chefredakteure Jan-Eric Peters und Vize Ulf Poschardt als "Arschloch" bezeichnet, berichtete der Branchendienst Meedia. Grund des Eklats war ein umstrittenes Posting von Matussek bei Facebook im Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris, das Peters anschließend als "durchgeknallt" verurteilt hatte. Am Dienstag kam es im Rahmen der Konferenz der "Welt am Sonntag" zu weiteren Auseinandersetzungen, woraufhin Matussek offenbar die Nerven verlor. So soll der 61-Jährige seinen Chefredakteur als „durchgeknalltes Arschloch“ bezeichnet haben. Auch Poschardt, der die Konferenz leitete, habe er als „Arschloch“ tituliert.

Matthias Matussek, "Welt"-Kolumnist und Rechtskatholik, hatte nach den Anschlägen auf Facebook und mit Blick auf die Flüchtlinge gepostet: "Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen." Der Post endete mit einem lachenden Smiley.

"Welt"-Chefredakteur Jan-Eric Peters bezeichnete die Äußerung von Matthias Matussek zu den Anschlägen von Paris auf Facebook als "durchgeknallt".
"Welt"-Chefredakteur Jan-Eric Peters bezeichnete die Äußerung von Matthias Matussek zu den Anschlägen von Paris auf Facebook als "durchgeknallt".

© Tsp

Matussek bekam, was er liebt und braucht: Zustimmung und Gegenwind. Den vielleicht schärfsten von seinem Chef, WeltN24-Chefredakteur Jan-Eric Peters: "Die zivilisierte Welt hat gerade andere Probleme als ein durchgeknalltes Posting. Aber damit das klar ist: Ich distanziere mich im Namen der ,Welt', die für andere Werte steht, für Freiheit und Menschlichkeit. Die Gedanken unserer Redaktion gehören den Opfern von Paris." Matusseks Meinungsäußerung wurde bei Facebook vielfach kommentiert, unter anderem auch von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, der sie als „ekelhaft“ bezeichnete.

Matussek gehört zu den publizistischen Scharfmachern im Land

Dann war wieder Matussek an der Reihe, der das Smiley entfernt hatte und dann schrieb: "Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass es als Ausdruck sarkastischer Verzweiflung gemeint war." Und weiter: "Ich finde es, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, höchst bedenklich, dass ein Helfer sich als Flüchtling im Oktober in Griechenland registrieren ließ."

Am Montag legte Matthias Matussek noch einmal nach und regte sich auf Facebook über die die Reaktion seiner Springer-Kollegen auf.
Am Montag legte Matthias Matussek noch einmal nach und regte sich auf Facebook über die die Reaktion seiner Springer-Kollegen auf.

© Tsp

Ob Matussek, der sich gegen den Verdacht seiner "klammheimlichen Freude" über den Terror in Paris streng verwahrte, nur das lachende Smiley entfernt hatte, um vom ganzen großen Rest seines Verdachts abzulenken? Smiley oder nicht, Matthias Matussek gehört zu den journalistischen Scharfmachern wie Roger Köppel oder Udo Ulfkotte. Bei Facebook beharrte Matussek darauf, er habe „Wahrheiten ausgesprochen“. Auch seine Fans meldeten sich zu Wort: Einer sprach mit Blick auf den Rauswurf vom „Gutmenschenfaschismus“.

Matusseks Anwalt dementiert die Vorfälle

Matusseks Anwalt Joachim Steinhöfel dementiert auf Facebook die Vorfälle in der Konferenz: "Herr Matussek hat weder Herrn Peters noch Herrn Poschardt als ,durchgeknallt' und/oder ,Arschloch' und/oder ,durchgeknalltes Arschloch' bezeichnet. Er hat den Konferenzraum gar nicht betreten und ist Herrn Peters heute auch nicht begegnet."

Matthias Matussek arbeitete von 1987 bis 2013 beim „Spiegel“, zunächst als Sonderkorrespondent in Ost-Berlin, später leitete er die Büros in New York, Rio de Janeiro und London. Von 2005 bis 2008 leitete er das Kulturressort. Seit Anfang 2014 ist er Autor der „Welt“.

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