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Update

Taz-Querelen: Online-Chefin Frauke Böger darf doch nicht in die Taz-Chefredaktion

"taz"-Online-Chefin Frauke Böger wird doch nicht Mitglied der Chefredaktion der Gesamt-"taz". Die Redakteursversammlung hat etwas dagegen. Böger selbst ist überrascht.

Die Redaktionsversammlung der "taz" hat mit 49 zu 40 Stimmen die Berufung der Online-Chefin Frauke Böger, 31, zum Mitglied der Chefredaktion abgelehnt.. Dem Tagesspiegel wurde aus "taz"-Kreisen bestätigt, was der Branchendienst "Newsroom.de" zuvor ausführlich berichtet hatte. Die festangestellten Redakteure, Korrespondenten und Autoren der linken Berliner Tageszeitung bringen damit ihrem Chef-Duo Ines Pohl und Andreas Rüttenauer eine Niederlage bei.

"Anders als in anderen Häusern haben in der ,taz' die RedakteurInnen das letzte Wort bei der Berufung einer ChefredakteurIn", sagte die "taz"-Chefredaktion. "Wir bedauern es sehr, dass unsere Kandidatin Frauke Böger keine Mehrheit in der Redaktionsversammlung gefunden hat. Natürlich schätzen wir die demokratischen Strukturen unseres Hauses und akzeptieren das Votum."

Böger kam 2009 als Volontärin zur "taz". Ihr Scheitern erinnert an das Schicksal von Stefan Plöchinger, dem die "Impressionisten" der "Süddeutschen Zeitung" bisher den Aufstieg in die Chefredaktion verweigern. Dahinter steht die Diskussion um tiefer liegende Probleme: Der Kulturkampf ums Digitale bricht noch einmal aus. Im Zuge der Debatte haben sich viele Journalisten als Kapuzenpulli-Träger fotografieren lassen - denn Plöchinger trägt offenbar gern Kapuzenpullis, was in einem "Zeit"-Beitrag ironisch erwähnt wurde - und damit ihre Sympathien für die Onliner gezeigt.

Auf Twitter nahm Frauke Böger zur Entscheidung der Redaktionsversammlung für Eingeweihte erkennbar Stellung: "Mist. Wär ich mal zum Boxen gegangen heute Abend." Auf Nachfrage von Tagesspiegel.de schrieb sie uns dann tags drauf: "Ich finde es schade, bin überrascht und muss jetzt wirklich erstmal zum Boxen." Mehr wollte Böger dazu nicht sagen.

Deniz Yücel, Redakteur bei der "taz", fand dagegen deutlichere Worte und nennt die Entscheidung "dumm und bräsig". Die Mitarbeiter hätten "Angst vor dem Internet", es herrsche eine "Diktatur des Mittelmaßes".

Die Stimmung bei der "taz" scheint sowieso nicht die beste zu sein. Derzeit muss sich das Ressort "tazzwei" einen neuen Chef suchen: Ressortleiter David Denk hatte die Kündigung eingereicht und ist als Pauschalist ins Medienressort der "Süddeutschen Zeitung" gewechselt. Als Gründe für den Wechsel nach München und in die damit verbundene Selbstständigkeit gibt er im Gespräch mit dem Branchendienst "Kress" eine "vergiftete Atmosphäre" bei der "taz" in Kombination mit der Chance, sich beruflich neu aufzustellen, an.

Zum 1. April hatte sich Ines Pohl schon mit Andreas Rüttenauer Verstärkung in die "taz"-Chefredaktion holt. Rüttenauer sagte im Vorfeld, dass es keine leichte Aufgabe sei, "eine selbstbewusste Redaktion wie die der 'taz' zu leiten". Wohl wahr.

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