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Günther Jauch muss sich in seiner Sendung am Sonntagabend gegen einen unliebsamen Zwischenrufer wehren.

© dapd

Update

Eklat bei "Günther Jauch": Nicht die Ukraine

Am Sonntagabend stürmte ein Zuschauer die live ausgestrahlte ARD-Talkshow "Günther Jauch". Der Mann wurde erst aus dem Studio gebracht, dann aber zurück geholt. Was Fernsehsender tun, um solche Eklats zu vermeiden.

Sonntagabend, ARD, kurz nach dem „Tatort“. Eigentlich wollte Günther Jauch über den Aufstieg der Piraten und über die Wahl in Schleswig-Holstein reden. Business as usual halt, Polit-Talk, den manche der 3,88 Millionen Zuschauer trotz der provokanten Ausführungen und schönen Sandalen des Piraten Johannes Ponader wohl nicht bis zum Ende, bis 23 Uhr angeschaut hätten. Doch plötzlich kippte das Ganze. Ein Zuschauer brüllte in die Runde hinein, wurde von Sicherheitsbeamten auf den Boden geworfen und im Schwitzkasten herausgeführt.

Klaus Wowereit, Berlins Regierender Bürgermeister, wusste Bescheid, denn es ging um einen Berliner Vorgang. Der Zuschauer habe sich wegen des Streits um einen Neubau der Schauspielschule "Ernst Busch" aufgeregt. Der sollte eigentlich in Mitte in der Chausseestraße entstehen. Die Vorbereitungen liefen auch schon, doch nun hat der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses vor einigen Tagen entschieden, dass der Neubau doch nicht gebaut werden solle - aus Kostengründen.

Das Video zum Eklat bei Jauch:

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Ein Vorfall, der Fragen aufwirft. Es gibt im deutschen Fernsehen mit „Günther Jauch“, „Hart aber fair“ und „Maybrit Illner“ drei größere Polit-Talk-Formate, die live ausgestrahlt werden. Können solche Überraschungen aus dem Publikum ausgeschlossen werden? Körperscanner kommen jedenfalls nicht zum Einsatz. Die Sicherheitsvorkehrungen für das Studiopublikum, die Talkgäste und die Mitarbeiter von „Günther Jauch“ würden den üblichen Standards bei solchen Sendungen entsprechen, sagt Annabel Bermejo von Jauchs Produktionsfirma i+u. Die Mitarbeiter der im Studio im Schöneberger Gasometer tätigen Sicherheitsfirma hätten vorschriftsmäßig gehandelt. „Die Publikumsgäste erwerben ihre Karten im Internet. Vor Betreten des Studios müssen sie Taschen, Jacken, Mobiltelefone an der Zuschauergarderobe abgeben. In manchen Fällen erfordern einzelne oder mehrere Gäste, wie beispielsweise Politiker mit Personenschutz, erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.“ Was da genau passiert, ob und wann vorher Polizeihunde durchs Studio schnüffeln, wenn zum Beispiel Bundeskanzlerin Merkel zu Jauch kommt, darüber gibt die Produktionsfirma keine Auskunft.

Sehen sie hier eine Bildergalerie zum Protest der Schauspielschüler:

Ähnlich sieht das mit den Sicherheitsmaßnahmen bei „Hart aber fair“ mit Moderator Frank Plasberg aus. „In einer Live-Sendung wird man Situationen, wie es sie am Sonntag bei ,Günther Jauch’ gab, nie zu 100 % ausschließen können. So lange es bei einem Zwischenruf bleibt, ist das ja auch nicht weiter dramatisch“, sagt Jürgen Schulte von Plasbergs Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann. „Selbstverständlich achten wir sehr auf die Sicherheit unserer Gäste. Wer bei ,Hart aber fair’ eine Karte haben möchte, gibt seinen Namen an. Nur so kommt man auf die Gästeliste und ins Studio. Jacken und Taschen müssen an der Garderobe abgegeben werden.“ Hochrangige Politiker oder Wirtschaftsbosse, die in ihrer Sicherheit als besonders gefährdet gelten, würden gegebenenfalls auch eigene Personenschützer mitbringen. „Diese stimmen sich dann mit unseren Security-Mitarbeitern ab.“ Brenzlige Situationen hätte es bei „Hart aber fair“ noch nie gegeben.
Offenbar genauso wenig wie bei „Maybrit Illner“. Das Publikum in der ZDF-Talkshow müsse, wenn es sich Karten besorgt, den Namen angeben, so eine Sprecherin. Die Namensliste werde beim Einlass mit dem Personalausweis abgeglichen. „Die Sendungen sind meist mit vielen Wochen Vorlauf ausverkauft. Zuschauer wissen also nicht, welches Thema behandelt wird, welche Gäste in der Runde sitzen.“ Jene werden beim Einlass zusätzlich mit einer Handsonde kontrolliert. Taschen und Rucksäcke dürfen nicht mit ins Studio genommen werden. „Unsere Sicherheitskräfte sind angewiesen, nur einzugreifen, wenn eine Gefahr für Zuschauer oder Gäste besteht. Mit solchen Maßnahmen kann natürlich nicht verhindert werden, dass sich Zuschauer auch mal lautstark äußern.“
Immerhin, Günther Jauch hat am Sonntagabend souverän reagiert. Der Störenfried wurde auf Geheiß des Moderators wieder hereingeholt und nach seinem Anliegen gefragt, den Streit um einen Neubau der Schauspielschule "Ernst Busch". „Hier wird keiner einfach aus der Sendung wie in der Ukraine rausgehauen.“ Es entfachte sich eine kurze Diskussion über das Anliegen des Mannes.Jauch stoppte die Diskussion allerdings schnell: „Ihnen soll keine Gewalt angetan werden, aber wir können auch nicht auf diese Weise dann das Thema hier besprechen“sagte der Moderator zu dem Protestler Es interessiere unter Umständen in Berchtesgaden, Flensburg oder Köln auch nicht so furchtbar viele Leute.

Beim Kurzmitteilungsdienst Twitter erntete Jauch für seinen Einsatz ür den Störer weitgehend positive Kommentare. Der Blogger Richard Gutjahr erklärte: „Da hat Jauch schnell und gut geschaltet. Profi.“ Der Nutzer Martin Wanke attestierte Jauch unter anderem wegen dieses Auftritts, „ein großer Moderator“ zu sein. Und ein anderer schrieb: „Coole Reaktion.“ Dieser hat allerdings nach der Sendung, so die Sprecherin von Jauchs Firma, nicht mehr mit dem Störer gesprochen.

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