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Tom Buhrow

© Marius Becker/dpa

Ukraine-Konflikt im WDR: Falsches Panzer-Bild "eine reine Unaufmerksamkeit"

Ein Panzerbild aus dem Kaukasus-Krieg 2008 zur Illustrierung des Ukraine-Konflikts - der WDR hat im August einen Fehler gemacht. Eine Programmbeschwerde dazu weist Intendant Tom Buhrow aber zurück.

Von Matthias Meisner

Der Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Tom Buhrow, hat eine Programmbeschwerde wegen der Verwendung eines falschen Panzer-Bildmotives zur Illustrierung des Ukraine-Konflikts zurückgewiesen. Er gibt in einem Schreiben an die Beschwerdeführerin Maren Müller aus Leipzig allerdings zu, "dass hier in der Tat ein Fehler passiert ist, den die Redaktion außerordentlich bedauert". Zugleich stellt er fest, dass die Verwendung des dpa-Fotos, "durch die der falsche Eindruck entstanden ist, auf eine reine Unaufmerksamkeit zurückgeht". Eine Verletzung der Programmgrundsätze sei nicht gegeben, von einem "Rechtsverstoß gegen das allgemeine Wahrheitsgebot nicht auszugehen".

WDR 5 hatte im August auf seiner Internetseite die Sendung "Tagesgespräch" mit einem Foto bebildert, das 2008 im Kaukasus-Krieg entstanden war - in der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien. Untertitelt wurde es von dem Sender mit der Zeile "Russische Kampfpanzer am 19.08.2014 noch unter Beobachtung von Medienvertretern in der Ukraine". Betitelt war der WDR-Artikel mit der Zeile: "Russland auf dem Vormarsch?"

In seinem fünfseitigen Brief an Maren Müller, Chefin des Vereins "Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien", verweist Buhrow darauf, dass sich die Redaktion bereits nach Entdeckung des Fehlers sofort online und auf Twitter entschuldigt hat. Das Bild zeigte eine Panzerkolonne in einer wüstenartigen Landschaft, in der Datenbank der dpa-Tochter Picture Alliance verfügbar mit der Beschreibung "Russian Armoured Personnel Carriers and tanks leave their position outside Gori, Georgia, 19 August 2008". Es ist also am 19. August 2008 in der Nähe der georgischen Stadt Gori aufgenommen worden.

Panzer-Foto aus dem Kaukasus-Krieg 2008 - 2009 verwendet auf der Internetseite von n-tv, 2014 bei WDR 5
Panzer-Foto aus dem Kaukasus-Krieg 2008 - 2009 verwendet auf der Internetseite von n-tv, 2014 bei WDR 5

© Blauer Bote

Buhrow erläutert in seiner Antwort auf die Programmbeschwerde, dpa habe das Foto aus dem Jahre 2008 am 28. August 2014 unter Hinweis auf den vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko behaupteten Einmarsch von Russlands Militär in die Ukraine neu angeboten. Der Hinweis darauf, dass es vor sechs Jahren im Kaukasus-Krieg entstanden ist, wurde dann aber beim WDR übersehen. Buhrow schrieb, "leider" sei vom WDR in der Tat der Eindruck erweckt worden, "die Aufnahme sei ein fotografischer Beleg für eine russischen Einmarsch in der Ost-Ukraine - und das ist natürlich falsch".

Panne folgte auf Panne

Er gibt weiter zu, dass eine weitere Panne beim Sender passierte. Denn das Panzer-Bild aus dem Kaukasus-Krieg wurde dann ausgetauscht durch ein Foto vom März - entstanden bei der Besetzung einer Kaserne auf der Krim durch russische Soldaten. Hier nun hieß es knapp: "Russische Soldaten in der Ukraine". Buhrow dazu: "Diese Formulierung war zwar insoweit korrekt, als dass die Annexion der Krim durch Russland völkerrechtlich nicht anerkannt ist, es sich bei der Krim also weiterhin um ukrainisches Territorium handelt". Er erklärt: "Um jedoch Missverständnisse zu vermeiden, es handele sich um ein fotografisches Dokument eines russischen Einmarsches in die Ukraine, hat die Hörfunkdirektorin angewiesen, auch dieses Bild sofort herauszunehmen."

Buhrow versichert, auf Leitungsebene des Senders sei der Vorgang "intensiv aufgearbeitet" worden. Der Wellenchef, der zuständige Redaktionsleiter und der Leiter des Online-Angebots hätten die redaktionellen Recherche- und Eingabewege geprüft "und bei ihren Teams aufgrund dieses konkreten Falles nochmals höchste Aufmerksamkeit und Präzision bei der Erstellung des begleitenden Online-Angebots angemahnt". Dass später das Panzerbild aus dem Kaukasus-Krieg wenige Tage nach dem Fauxpas bei WDR 5 noch als Hintergrundbild in einem Fernsehstudio des Kölner Senders verwendet wurde, spielt in seinem Brief keine Rolle - war aber auch nicht Gegenstand der Programmbeschwerde von Maren Müller.

Müller, die den Brief von Buhrow am Samstag auf der Internetseite ihres Vereins veröffentlichte, sagte dem Tagesspiegel, der WDR-Intendant habe "sehr ausführlich" geantwortet und "sehr viele Fehler zugegeben". Dass er ihrer Programmbeschwerde allerdings nicht abhelfe, sei "ein bisschen kleinlich". Müller kommentiert: "Schade. Da muss wohl noch mal kritisch nachgehakt werden."

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