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Willi Steul, der Intendant Deutschlandradio, ist zudem Vorsitzender des Vereins Digitalradio Deutschland und gehört zu den bekanntesten Befürwortern von DAB+.

© Deutschlandradio

Umstellung auf Digitalradio: "Das Abschaltdatum wird kommen"

Beim Kauf eines neuen Radios sollte darauf geachtet werden, dass es den Digitalradio-Standard DAB+ beherrscht, sagt Deutschlandradio-Intendant Willi Steul im Interview.

Die Bundesregierung hat einen Aktionsplan für den Umstieg vom UKW-Radio auf das Digitalradio DAB+ vorgelegt, bleibt aber beim Zeitplan sehr vage. Das klingt nicht nach einem schnellen Durchbruch des Digitalradios, oder?

In komplexen Fragen sind „schnelle Durchbrüche“ selten zu erreichen. Aber um ein berühmtes Zitat zu variieren: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für DAB+“. Es ist ein Meilenstein. Bund und Länder befassen sich nun ganz konkret mit dem Aktionsplan. Ich gehe davon aus, dass z.B. unsere zentrale Aufforderung zu Multi-Norm-Geräten, die den digitalen Empfang ermöglichen, in die Novellierung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) Eingang findet. Außer dem VPRT haben alle Board-Mitglieder zugestimmt, auch der APR, der zweite wichtige Privatradio-Verband. Wir sehen bei den Bewerbungen für den zweiten nationalen Multiplex aber auch, dass sich da VPRT-Mitglieder bewerben. Der Weg zu DAB+ ist auch angesichts der europäischen Entwicklung unumkehrbar.

Das Board hat kein Abschaltdatum für UKW beschlossen. Braucht es das nicht mehr?

Doch, es war aber jetzt noch nicht zu erreichen. Es muss klare Signale für Verbraucher geben, so habe ich es immer betont. Es geht darum, mit einer möglichst kurzen Phase der parallelen Ausstrahlung DAB+/UKW die Kosten zu begrenzen. Die Erfahrungen im Ausland zeigen, dass es nach einer abgestimmten grundsätzlichen Entscheidung durch die Politik, den privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunk und weiteren Marktteilnehmern mindestens zehn Jahre braucht, damit sich das digitale Hören mit neuen DAB+ Radios beim Verbraucher durchsetzt.

Und was bedeuten die jetzt vorgelegten Beschlüsse?

Unser gemeinsamer Aktionsplan setzt jetzt die Leitplanken. Bund und Länder prüfen gesetzliche und regulatorische Konsequenzen. Das ist ein erster, außerordentlich wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Und verabredet haben wir auch, dass das Digitalradio-Board den Aktionsplan beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) weiter entwickelt. Auch inklusive Kriterien für eine mögliche spätere Abschaltung von UKW. Ich selbst habe 2010 das Abschaltdatum 2025 fröhlich in die Welt gesetzt, um Bewegung in die Sache zu bringen. Da ist selbst scharfe, ablehnende Kritik durchaus förderlich. Und jetzt haben wir den Aktionsplan. Zu einem festen Abschaltdatum ist vor allem auch die Politik aus vielerlei Gründen heute noch nicht bereit. Es wird aber kommen, da bin ich mir sicher.

Selbst die öffentlich-rechtlichen Wellen als maßgebliche Motoren der Digitalradio-Entwicklung planen die Abschaltung der UKW-Verbreitung frühestens 2025. Wie kann man den Radiohörern als Nutzern heute verständlich machen, möglichst nur noch Kombi-Empfänger zu kaufen?
Indem man sie immer besser informiert. Wir tun dies, zumal auch die DAB-Netze immer besser ausgebaut sind. ARD, Deutschlandradio sowie Private starten 2017 drei große Marketing-Kampagnen. Das gab es bis dato noch nie; wir haben uns im Verein Digitalradio Deutschland mit vielen weiteren Partnern verbündet. Eine wichtige Rahmenbedingung ist das schon erwähnte TKG zur Verpflichtung der digitalen Empfangsmöglichkeit, also Geräte mit kombiniertem DAB+ und UKW Empfang. Dies wird einen deutlichen Schub geben. Über 21 Prozent der Autos wurden 2016 mit DAB+ verkauft, der Anteil steigt rasant, 2015 waren es erst 14 Prozent! Mehr als 500 Geräte sind im Markt verfügbar, jeder Hersteller, den wir kennen, will pro Jahr 20 bis 30 neue DAB+ Radios auf den Markt bringen.

Eine andere Frage: Werden Sie, Herr Steul, beim Verein Digitalradio Deutschland auch nach dem Ende Ihrer Intendanz beim Deutschlandradio weiter tätig sein, um diesen Verbreitungsweg weiter zu fördern?

Das möchten auch viele DAB+-Mitstreiter und das ehrt mich, aber ich habe meine Frau noch nicht gefragt.

Die Fragen stellte Kurt Sagatz.

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