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Eine Laborantin prüft, ob unerlaubte Pestizide in den Lidl-Tomaten waren. Foto: WDR

© WDR/Klaus Görgen

Verbraucher-TV: Duell der Discounter

Preisvorteil, Stressfaktor, Qualität, Fairness: Mit dem „Lidl-Check“ wechselt ein erfolgreiches WDR-Format vom Dritten ins Erste Programm.

Vor knapp vier Jahren deckte der „Stern“ auf, dass bei Lidl Mitarbeiter bespitzelt wurden. Der Discounter gelobte öffentlich Besserung und zahlte ein Bußgeld. Nachhaltig geschadet hat ihm die Affäre nicht, im Geschäftsjahr 2010/11 trug Lidl mit 42 Milliarden Euro den größten Teil zum Rekordumsatz der Schwarz-Gruppe in Neckarsulm bei. Und Aldi verlor 110 Millionen Euro an den zunehmend lästigen Konkurrenten. Aber wer ist besser, billiger und fairer?

Mit dem „Lidl-Check“ wechselt am Montag das „Markencheck“-Format des WDR-Fernsehens, eine Mischung aus Verbraucherservice und Reportage, aus „Plusminus“ und „Monitor“, in die Primetime des Ersten Programms. Im Sommer 2011 hatten vier Folgen im WDR-Sendegebiet durchweg zweistellige Marktanteile eingefahren. Vor allem die letzte – der „Aldi-Check“ – schlug mit 20 Prozent in Nordrhein-Westfalen und bundesweit noch 7,7 Prozent für ein einzelnes Drittes Programm gewaltig ein. Und eine gute Quote verleiht bekanntlich Flügel. Also gibt’s nun zum Vergleich den Check des Konkurrenten im Ersten.

Lidl wird hier in vier Kategorien (Preisvorteil, Stressfaktor, Qualität, Fairness) auf den Prüfstand gestellt, mit einem kunterbunten Allerlei unterschiedlichster Methoden. Vom Preisvergleich und Geschmackstest mit Kunden bis hin zur Laboruntersuchung von Stichproben und Recherchen bei Produzenten in Bangladesh. Es geht mal spielerisch, mal wissenschaftlich, mal investigativ zu. Entsprechend unterschiedlich ist die Aussagekraft. Eher zufällig und nichtssagend der Stresstest mit neun Paaren in neun Städten, die an einem Samstagvormittag mit einer Stoppuhr jeweils in einen Lidl- und in einen Aldi-Markt geschickt werden. Erhellend dagegen der systematische Preisvergleich, bei dem die Discounter nur minimal preiswerter waren als besser sortierte Supermarktketten.

Der „Markencheck“ holt die Zuschauer im Alltag ab und bleibt dabei kurzweilig. Die Art des Einkaufens verrät ja einiges über die Persönlichkeit: Man lernt Schnäppchenjäger kennen, die Bockwurst auf Vorrat kaufen, oder Aldi-Fans, die ihre beim Discounter gekauften Küchengeräte vorführen. Eine Drehgenehmigung erteilte Lidl dem WDR nur für eine Filiale in Bamberg – eine von zehn in Deutschland mit einem Betriebsrat. Bundesweit gibt es 3300 Lidl-Filialen. Von Bespitzelung ist im Film nicht die Rede, aber mit der korrekten Abrechnung der Arbeitszeiten nimmt man es nach WDR-Recherchen nicht immer genau.

Während das Unternehmen in Deutschland nach Tarif zahlt, schuften die Frauen in den Textilfabriken in Bangladesh, die Lidl beliefern, bis zu 16 Stunden am Tag für einen Monatslohn von 30 Euro. Weil das kaum zum Überleben reicht, verteilen Ärzte Vitaminpillen gegen die Folgen der Unterernährung – im Rahmen eines Projekts von Lidl und der bundeseigenen Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das zur besseren medizinischen Versorgung der Arbeiterinnen beitragen soll. Hier wird der Film zum Politikum. Überflüssig ist dagegen, dass die Kamera eine Zahnbürste groß ins Bild rückt, die sich eine Arbeiterin in ihrer Hütte mit Mann und Kind teilen muss, wie die schockierte Reporterin wissen lässt. In „Fairness“ kassiert Lidl jedenfalls die einzige richtig schlechte Note, ein „unzureichend“. Bei Aldi war es genauso. Zwei weitere Folgen der Reihe befassen sich mit McDonald’s (16. Januar) und H & M (23. Januar). Thomas Gehringer

„Markencheck: Der Lidl-Check“; ARD, 20 Uhr 15

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