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Warten auf den TV-Boom: Korb!

Basketball gilt als telegene Sportart, doch der Weg zum Fernsehsport ist weit.

Heute um 18 Uhr ist es soweit: Alba Berlin startet in Bremerhaven in die Saison 2011/12 der Basketball-Bundesliga (BBL). Livebilder gibt es davon keine. Damit wenigstens der NDR abends um 22 Uhr noch Ausschnitte zeigt, ist das Spiel früh angesetzt. Eigentlich sollte der Sport gerade boomen in Deutschland. Mit Dirk Nowitzki wurde im Juni erstmals ein Deutscher Champion in der US-Spitzenliga NBA, Basketball war plötzlich in aller Munde. Zugleich gab es in der BBL eine bis zuletzt spannende Finalserie und dann spielte Nowitzki im September bei der EM für Deutschland. „Es gab eine Basketball-Präsenz von Juni bis jetzt“, freut sich Dirk Kaiser, Sprecher der BBL.

Medial macht sich das aber wenig bemerkbar. Nowitzkis Finalspiele waren hierzulande nicht im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen, nur der Bezahlsender Sport1+ stieg ab dem Halbfinale ein. Das entscheidende BBL-Finalspiel verfolgten im Schnitt 320 000 Zuschauer. Zum Vergleich: Wenige Tage später schauten beim ersten Spiel der Frauenfußball-WM, Frankreich gegen Nigeria, drei Millionen Deutsche zu. Als der RBB das letzte EM-Testspiel mit Nowitzki in Berlin übertrug, saßen im Sendegebiet geringfügig mehr Menschen vor dem Fernseher (20 000 Zuschauer) als in der Halle (14 000). Bei der EM waren die Quoten bei den Spielen mit deutscher Beteiligung gut (750 000 Zuschauer im Schnitt), ohne schlecht.

Sport1, das die BBL-Spiele nach fünf Jahren Abwesenheit zurück ins Free-TV holte, glaubt weiter an die Sportart. „Basketball ist eine äußerst attraktive und telegene Sportart, die gerade beim jungen Publikum sehr gut ankommt“, sagt Sport1-Chefredakteur Alexander Rösner.

Doch genau das bietet ein Lehrstück über Sport im Internet. Basketball-Fans gelten vergleichsweise als jung, gut gebildet, internetaffin. Also versuchte die BBL, nachdem ihre Übertragungsrechte von Sat 1 zu DSF zu Premiere heruntergereicht wurden, sich ab 2007 mit dem Internetbezahlsender Sportdigital zu vermarkten – die Zahlungsbereitschaft der jungen Fans wurde überschätzt. Zur Saison 2009/10 gelang die Rückkehr ins Free-TV, doch die Liga rannte dem Rückstand aus den fernsehlosen Jahren hinterher. Die etwa 50 Live-Spiele pro Saison erreichten zunächst nur 90 000 Zuschauer, während in der Handball-Bundesliga bei Sport1 regelmäßig 260 000 zuschauten. „Im Handball gibt es eher das klassische, gelernte Fernsehpublikum“, sagt BBL-Sprecher Kaiser. „Wir versuchen mit einem Mix beide Gruppen zu erreichen, die Jungen mit Internetschnipseln, aber um die Masse zu erreichen, braucht man weiter das Fernsehen.“

Dabei geht es in kleinen Schritten voran. Der Zuschauerschnitt in den Hallen steigt seit Jahren, die Einschaltquoten gingen vergangene Saison zehn Prozent nach oben. Wenn der Vertrag mit Sport1 nächstes Jahr ausläuft, hat die Liga, die bisher nur wenig Fernsehgeld erhält, wieder eine gute Verhandlungsposition. Auch wegen des Basketball-Projekts des FC Bayern München. Das erste Spiel des Aufsteigers erreichte vergangene Woche gleich 170 000 Zuschauert. Doch wie weit muss der Weg der Randsportart Basketball ins Herz der Fernsehzuschauer noch sein, wenn erst ein Fußballverein die große Aufmerksamkeit bringt. Dominik Bardow

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