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Nach den Anschlägen in Paris ist der neue "Tatort" mit Til Schweiger als Kommissar Nick Tschiller verschoben worden.

© NDR/Marion von der Mehden

Wegen Terror in Paris: ARD verschiebt neuen "Tatort" mit Til Schweiger

Nach den Anschlägen in Paris verlegt das Erste die "Tatort"-Doppelfolge mit Til Schweiger - müsste dann nicht auch "James Bond" pausieren?

Der "Tatort" mit Til Schweiger ist bekannt für seine brutalen Szenen. Als Kommissar Nick Tschiller kämpft Schweiger gegen die Russenmafia, in den beiden neuen Folgen wird es wieder viele Tote geben - doch diese Szenen bekommen die Zuschauer nun erst im Januar zu sehen. "Aus Respekt vor den Opfern der Anschläge in Paris" verschiebt die ARD die Doppelfolge, die am kommenden Sonntag (22. November) und eine Woche später (29. November) zu sehen sein sollte.

Schweiger ist Fiction, keine Doku

„Es passt einfach nicht in diese Wochen, eine Krimireihe zu zeigen, in der es auch um einen terroristischen Angriff geht“, teilte der NDR-Programmdirektor Fernsehen, Frank Beckmann, am Montag in Hamburg mit. In "Der große Schmerz" wird unter anderem der Freund von Tschillers Tochter Lenny (Luna Schweiger) umgebracht, Tschiller selbst wird ausgeknockt und damit bedroht, dass auch seine Frau und Tochter ermordet werden. Schlagersängerin Helene Fischer übernimmt eine Rolle als russische Killerin und Ex-Prostituierte.

Viel Action, viel Geballer - ein typischer Schweiger-"Tatort" also. Aber eben ganz klar Fiktion und keine Doku, was allen Zuschauern klar sein dürfte. Sie sind selbst souverän genug zu entscheiden, ob ihnen ein solcher "Tatort" zu brutal ist angesichts der Anschläge in Paris - und ob sie sich stattdessen lieber von der zeitgleich im ZDF laufenden Schmonzette "Rosamunde Pilcher" berieseln lassen wollen. Das Erste aber nimmt den Zuschauern die Entscheidung lieber ab - und Schweiger aus dem Programm.

Müsste dann nicht auch "James Bond" pausieren?

Gesendet wird dafür an diesem Sonntag die "Tatort"-Folge „Spielverderber“ mit Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm (und "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann als TV-Leiche). Und am 29. November läuft „Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes“ mit Axel Milberg, Sibel Kekili, Maren Eggert und Lars Eidinger - auch das ist ganz sicher kein Kuschelfernsehen. Im "Tatort" geht es nun einmal um Verbrechen und gerade die "Borowski"-Folge dürfte erneut ein hochspannender Psychothriller werden. Müsste die ARD dann nicht so konsequent sein und gar keinen "Tatort" zeigen?

Auch die Folge "Ätzend" jetzt am Sonntag nach den Anschlägen wurde wie geplant ausgestrahlt. Und müsste dann nicht erst recht auch ein Film wie "James Bond" ausgesetzt werden und ebenso alle anderen Filme, in denen es Tote gibt?

Schweiger war gegen die Verschiebung

Ganz sicher nicht, findet auch Til Schweigers selbst: "Die Terror-Anschläge in Paris haben mich unglaublich wütend, traurig und fassungslos gemacht", sagte er Stern.de. "Ich finde aber, wir sollten uns nicht von Terroristen diktieren lassen, wie wir leben sollen, uns nicht unsere Freiheit rauben lassen, und dazu gehört auch die, was wir im Fernsehen zeigen." Deshalb sei er enttäuscht über die Entscheidung der ARD, er habe dafür gekämpft, dass die Ausstrahlung wie geplant stattfindet.

Zumal Schweiger auch unter Zeitdruck ist. Am 4. Februar läuft sein Kino-"Tatort" "Tschiller a.D." an, der auf den insgesamt vier "Tatort"-Folgen aufbaut. Zuvor sollten also die letzten beiden Teile ausgestrahlt worden sein. Andererseits könnte Schweiger aber auch von der die Verschiebung der Folgen in den Januar profitieren, die dann, so kurz vor Sendestart, noch einmal Extra-Werbung für den Kinofilm sein könnten.

Auch andere Sender ändern ihr Programm

Das Erste ist allerdings nicht der einzige Sender, der sein Programm aufgrund der Anschläge in Paris ändert. Der US-Sender CBS kündigte am Montag an, eine für diese Woche geplante Episode seines Hits „NCIS: Los Angeles“ nicht zu zeigen. Auch eine Folge der neuen Serie „Supergirl“ werde vorerst verschoben. Bei „NCIS“ geht es um ein vermisstes Mädchen, das verdächtigt wird, sich einer Terrororganisation angeschlossen zu haben. „Supergirl“ sollte eigentlich die fiktive National City vor einer Serie von Bombenanschlägen retten. Beide Episoden würden noch gezeigt, aber erst später im Jahr, hieß es vom Sender. Für diese Woche würden andere Folgen vorgezogen. RTL 2 hatte am Samstagabend bereits den Kriegsfilm „Jarhead - Willkommen im Dreck“ ersetzt durch das Bergsteigerdrama „Vertical Limit“, im Anschluss wurde an Stelle des Irak-Thrillers „Green Zone“ der Haifisch-Horrorfilm „The Reef - Schwimm um dein Leben“ gesendet.

Schon im März hatte RTL nach dem Absturz der Germanwings-Maschine am 23. März entschieden, die Ausstrahlung des Dramas „Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“ zu verschieben, das von einer Absturzserie in der deutschen Luftwaffe handelt.

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