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Intendanten konferieren: Weiter im Text

In Potsdam diskutieren die ARD-Intendanten über die MDR-Affäre und den Streit um die „Tagesschau“-App. Ohne Sorgen geht es bei dem Treffen in Sanssoucis Nachbarschaft nicht zu.

Von wegen Sanssouci, ohne Sorgen. So viel Redebedarf wie bei ihrer jüngsten Sitzung am Montag und Dienstag in Potsdam hatten ARD-Intendanten und ARD- Hauptversammlung selten, vor allem wegen des Streits mit den Verlegern um die „Tagesschau“-App und wegen der Konsequenzen aus diversen Betrugsfällen und dubiosen Geldschiebereien beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).

Der MDR hat seinen Unterhaltungschef Udo Foht bekanntlich Ende Juli vom Dienst suspendiert und wegen Betrugs beziehungsweise Untreue angezeigt. Die Leipziger Staatsanwaltschaft ermittelt. Foht hatte mehrfach MDR-Geschäftspartner unter einem Vorwand angepumpt und Geld nicht zurückgezahlt. Auch der erfolgreiche und einflussreiche TV-Produzent Werner Kimmig soll involviert sein. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel betonte am Mittwoch, dass MDR-Intendant Udo Reiter seine Kollegen auf der Sitzung über den Stand der Dinge informiert habe. Jede ARD-Anstalt habe, ihres Wissens nach, darüberhinaus geschaut, was sie mit Namen und Firmen verbinde, die im Zusammenhang mit der Affäre beim MDR genannt werden. Es wurden keine Anhaltspunkte gefunden. Der Deal Foht/Kimmig scheine ein Einzelfall zu sein.

In der nächsten Sitzung erwarten die Intendanten, so Piel, eine Synopse zur Frage: Wie sind die Vergabevorschriften bei Produktionen? „Danach geben wir Empfehlungen an die einzelnen Anstalten, keine Anweisungen. Es sind und bleiben autonome Anstalten.“ Immerhin, MDR-Intendant Udo Reiter kann sich zu seinem Abschied nach 20 Jahren auf der ersten Intendantentagung 2012 in Erfurt auf „warme Worte“ seitens der ARD-Vorsitzenden Monika Piel freuen.

Ruhiger scheint es auch in Sachen „Tagesschau“-App zu werden. Die ARD sucht mit den Zeitungsverlegern nach einer Lösung des Streits. Mit einzelnen Vertretern gebe es wieder Gespräche, sagte Piel. Man könne darüber reden, wie viele Textelemente neben Videos und Audiostücken in die Anwendungen für Smartphones und Tablet-PCs einfließen. Zugleich bekräftigte sie: „Es geht nicht ohne Text.“ Die ARD könne nicht zum Stummfilm zurückkehren, ergänzte Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg.

Acht Verlage hatten im Juni bei der Wettbewerbskammer des Landgerichts Köln eine gemeinsame Klage gegen ARD und NDR eingereicht. Sie wollen sich gegen die nach ihrer Ansicht „textdominante Berichterstattung“ in der App wehren. Der Geschäftsführer der Zeitungsgruppe WAZ, Christian Nienhaus, sagte am Mittwoch in einem dpa-Interview: „Wir fordern, dass ARD und ZDF auf presseähnliche Texte verzichten. Audios und Videos hingegen gehören zum öffentlich-rechtlichen Auftrag und könnten auch im Internet angeboten werden.“ Die ZDF-Mediathek sei ein Beispiel dafür, dass es auch ohne ausschweifende Texte gehe.

Einigkeit innerhalb der ARD gab es in Potsdam bei vier Personalien: Die Verträge von Rainald Becker (stellvertretender Chefredakteur im ARD-Hauptstadtstudio), „Tagesthemen“-Anchorman Tom Buhrow und „Tagesschau“-Sprecher Claus-Erich Boetzkes wurden verlängert. Und: WDR-Intendantin Monika Piel bleibt auch im kommenden Jahr ARD-Vorsitzende. Markus Ehrenberg

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