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Blicken gemeinsam auf die Winterspiele in Südkorea: ARD-Programmchef Volker Herres (v.l.n.r.), die ARD-Moderatoren Gerhard Delling und Jessy Wellmer sowie Katrin Müller-Hohenstein vom ZDF und ZDF-Chefredakteur Peter Frey.

© imago/Reiner Zensen

Winterspiele in Pyeongchang: ARD und ZDF proben Olympische Einheit

Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF arbeiten in Südkorea so eng zusammen wie nie zuvor. Das hat nicht zuletzt mit der Eurosport-Mutter Discovery zu tun.

Die Erleichterung, die Olympischen Winterspiele im Februar in Südkorea doch live übertragen zu können, ist bei ARD und ZDF gewaltig. „Das war wirklich knapp, wir hatten die Spiele schon verloren geglaubt“, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Berlin, in der die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ihren Fahrplan für Pyeongchang bekannt gegeben haben. Die Rechte für die TV-Übertragung der Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 liegen bei der Eurosport-Mutter Discovery, erst sehr spät kam es zu einer Einigung über Sublizenzen für ARD und ZDF.

Eine Konsequenz davon: Statt der üblichen Vorbereitungszeit von gut zwei Jahren stehen den beiden Sendern für Südkorea nur sechs Monate zur Verfügung. Viele Aufgaben, die 2014 in Sotschi vor Ort erledigt wurden, werden darum diesmal in einem nationalen Sendezentrum in Leipzig abgewickelt, wie ARD-Programmchef Volker Herres erläuterte. Das Sendezentrum gehört zum MDR, das ZDF bringt sich mit Personal und Technik ein. „Hinter den Kulissen sind wir eine Einheit, so groß war die Zusammenarbeit bei keinem anderen Großereignis zuvor“, sagte Herres. Dadurch werde der finanzielle Aufwand und das Personal vor Ort erheblich reduziert. Waren in Rio noch 500 Mitarbeiter dabei, so werden es in Südkorea ein Drittel weniger sein. „Dabei wollen wir in der Qualität nicht hinter Sotschi zurückfallen“, versprach der ARD-Programmchef.

230 Stunden TV-Olympia

Allein in Stunden gemessen wird das Olympische Wintersportangebot von ARD und ZDF tatsächlich nur unwesentlich kleiner ausfallen. Die Sender werden vom 9. bis zum 25. Februar im täglichen Wechsel in den beiden Hauptprogrammen insgesamt 230 Stunden lang von den Wettbewerben berichten. Gesendet wird zwischen ein Uhr morgens bis in den späten Nachmittag. Die Eröffnungsfeier findet in der ARD, die Schlussfeier im ZDF statt.

Neben der TV-Ausstrahlung wird es drei kommentierte Internet-Streams geben. Einen Teil der Spiele wird das ZDF zudem als so genannte 360-Grad-Videos für VR-Brillen zeigen. Mittels Smartphone-Liveticker und Whats-AppBenachrichtigung muss aber auch sonst niemand ein sportliches Ergebnisse verpassen, zumal auch noch 45 ARD-Radiowellen über Olympia berichten.

Wegen der besonderen Rechtesituation wird es 2018 allerdings einige Sportarten geben, die von ARD und ZDF nicht beziehungsweise nur teilweise live gezeigt werden können. Neben Shorttrack, Snowboard und Eiskunstlauf handelt es sich dabei um Eishockey, von dem die Spiele mit deutscher Beteiligung und das Finale live verfolgt werden können. Die anderen Begegnungen laufen bei Eurosport.

Die Moderation im Studio in Pyeongchang übernehmen für das ZDF Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne, für die ARD werden sich Gerhard Delling und Jessy Wellmer im Studio abwechseln. Für Jessy Wellmer sind es die ersten Winterspiele – sie richtet sich auf Spiele ein, bei der es neben dem Sport auch immer um Politik geht. ZDF-Chefredakteur Frey fühlt sich gar an die Zeiten des Kalten Kriegs vor 1990 erinnert. Allerdings glaubt er, dass es bei Provokationen aus Nordkorea bleiben wird. Gerhard Delling hofft, dass die Übersetzung von Pyeongchang – Friede und Gedeihen – zum Motto der Spiele wird. Katarina Witt, die ARD-Olympia-Expertin im Eiskunstlauf, hat dennoch ein mulmiges Gefühl.

IOC-Baustelle Doping und Korruption

Neben der reinen Sportberichterstattung planen ARD und ZDF Berichte, Dokumentationen und Reportagen über die Region in Ostasien und die politische Situation in Süd- und Nordkorea. Aber auch um Sportpolitik und die Doping-Thematik soll es gehen. Hajo Seppelt, der Doping-Experte der ARD, rechnet nicht damit, dass die Zuschauer zu 100 Prozent saubere Spiele sehen. Den Ausschluss Russlands als Teilnehmerland bezeichnete er als „Dirty Deal“ zwischen dem IOC und Wladimir Putin, denn russische Sportler dürfen weiterhin in Südkorea antreten – wenn auch unter neutraler Flagge. Aber Doping ist nicht das einzige Baustelle für den IOC, auch die Korruptionsproblematik sei nach wie vor eine Belastung, erinnerte Sportpolitik-Experte Markus Harm vom ZDF.

Knapp zwei Wochen nach dem Ende der Olympischen Winterspiele treten vom 9. bis 18. März die Behindertensportler zum Wettstreit an. Auch davon werden die beiden Sender berichten. Die Rechte daran waren ARD und ZDF nicht streitig gemacht worden, „die Paralympics hätten wir in jedem Fall übertragen“, betonte Volker Herres.

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