zum Hauptinhalt

ZDF-Komödie: Hansi im Pech

Mehr als Klamauk: Im ZDF-Film „Das große Comeback“ nimmt sich das Fernsehen mit Uwe Ochsenknecht und Andrea Sawatzki selbst auf die Schippe.

Na, geht doch. Seit langem schon versuchen wild entschlossene Teams, dem deutschen Fernsehen eine tolle Komödie ins Programm zu zaubern. Und ein ums andre Mal misslingt das. Aber es kann auch klappen. So wie beim „großen Comeback“ am Donnerstagabend im ZDF.

In diesem Film nimmt das Fernsehen sich selbst auf die Schippe und zwar da, wo es manchmal ganz besonders blöd ist: in der Unterhaltung. Hier hatten die Macher (Regie: Tomy Wigand, Buch: Mark Werner) sozusagen einen Heimvorteil, hier wissen sie, wo der Hase lang läuft. Sie mussten die Schraube nur noch eine Umdrehung weiter ziehen, und aus dem deprimierenden Blödsinn wurde komischer Irrsinn.

„Das große Comeback“ arbeitet mit der Karikatur, mit der gröblichen Verzerrung und macht das sehr treffsicher. Im Mittelpunkt steht Schlagersänger Hansi Haller (Uwe Ochsenknecht), dessen beste Zeit vorbei ist, was er selber weiß. Zu Beginn des Films ist er dabei, sich umzubringen, doch fehlt ihm der Mut zu springen. Parallel wird die Geschichte von Ute Meier-Thiel (Andrea Sawatzki) erzählt, Fernsehproduzentin und ebenfalls mit ihren Ideen am Ende, dem Flachmann ergeben. Aber Ute gibt nicht auf, sie hört zufällig mit, als sich Hansis Agenten über den Sänger als „Deutschlands erfolglosesten Schlagerstar“ austauschen und erkennt: Das könnte was werden.

Schlimm genug, dass ihr Sender im Dokutainmentbereich schlecht aufgestellt ist. Ute will Hansi beim Comeback-Versuch ins Fan-Dorf Bad Böhlen begleiten und dort sein Scheitern filmen. Sie freut sich auf viele peinliche Momente. Dem Hansi wird die Idee ohne den infamen Hintersinn als TV-Neustart verkauft, er wirft sich in Schale, und los geht's. Die Szenen im Dorf, wo Hansi die Weiber entzückt und die Männer erbost und die Oma aus dem Koma singt, sind der pure Klamauk, aber Vorsicht, dabei bleibt es nicht, der Film traut sich noch mehr.

Man ahnt es schon, wenn man Hansi sieht, wie er mit all dem Quatsch hadert, den er so machen muss: der Film rappelt sich, kühn genug, zu einer dramatischen Ebene empor, auf der er die Karikatur, den Klamauk, die Medienparodie und den Slapstick hinter sich lässt und sehr vor- und umsichtig die Maske vom Gesicht seiner Zentralfigur ablöst und den Menschen dahinter zum Vorschein bringt. Hansi nimmt sich mitten in einer Show die Perücke vom Kopf, die es dem Publikum bis dahin wirklich erschwert hat, in dem aufgehübschten Schlagerfuzzi Uwe Ochsenknecht zu erkennen. Nein, er will sich jetzt ehrlich machen, der Hansi, und Teufel auch, man nimmt es ihm ab. Die Romanze mit der Gastwirtstochter Heike (Valerie Niehaus), die ihm den Schritt aus den Kulissen erleichtert, ist zwar nicht wirklich glaubwürdig, aber ein bisschen Kintopp darf sein.

Der armen Ute ist eine solche Katharsis nicht vergönnt, doch das wäre wohl auch zu viel der Ernsthaftigkeit. In dieser Figur bleibt der Film seiner karikierenden Grundlinie treu. Doch auch für sie gibt es am Ende ein bisschen Happiness, obschon der Flachmann wohl ihr bester Freund bleiben wird.

Die schauspielerischen Leistungen des Protagonisten-Paares, Ochsenknecht als trauriger Clown und Sawatzki als nymphomane Zimtzicke, erreichen endlich mal die dem Genre geschuldete Präzision und Schärfe, so auch die Regie, die ein überzeugendes Timing hinbekommt, so auch das Buch, dessen Pointen manchmal so schön beiläufig wegtropfen, wie es sein soll. Nur die Musik unterfordert das Publikum. Man hätte den Schnulzen des Hansi Haller mehr schmeichelndes Melos gegönnt. Barbara Sichtermann

„Das große Comeback“, 20 Uhr 15, ZDF

Zur Startseite